Cold Meat Industry 2009

2008

2007

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Brighter Death Now

When Dreams Come True: Live in Chicago 2003

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Brighter Death Now live zu erleben ist eine bisweilen riskante Angelegenheit. Wenn Stimmung, Setlist und Alkoholpegel gut austariert sind, serviert Roger Karmanik meist dunkel-beklemmenden Krawall auf höchstem Niveau – doch stimmen die Komponenten nicht, hat man es zuweilen mit einem dezent aggressiven, betrunkenen Zeitgenossen zu tun, der torkelt, randaliert und sich nicht wirklich wie der Geschäftsführer eines der profiliertesten Plattenlabel im Post-Industrial-Umfeld verhält. Konzerte, die nach dem letzteren Schema ablaufen, sind allerdings eigentlich, insofern man Rogers Bierflaschen geschickt ausweicht, die unterhaltsameren Veranstaltungen und auch technisch meist noch beachtlich versiert umgesetzt.

Liest man das Pressematerial zum neuen Livealbum, keimt unwillkürlich der Verdacht auf, dass es sich bei dem Gig in Chicago um eben ein solches Event gehandelt haben muss. Und ungefähr so wie oben beschrieben hört sich die CD auch an. Der Sound ist noch ein ganzes Stück chaotischer als auf Studioalben und wirkt, sofern nicht einfach von Band, von Zeit zu Zeit stark improvisiert. Die Qualität ist leider nicht berauschend, vergleicht man sie aber direkt mit anderen Liveveröffentlichungen im Power Electronics Umfeld, so kann man sie durchaus als überdurchschnittlich bezeichnen.

Die häufige Crux von Livealben ist der fehlende rote Faden, der die meisten Studioveröffentlichungen klassischer PE-Alben durchzieht. Das stört hier allerdings wenig; die ganze CD wirkt roh und unproduziert, punkig und einfach „In-Your-Face“. Sprich: Der rote Faden ist das Klingeln in den Ohren während der kurzen stilleren Momente. Karmanik brüllt und lärmt sich durch ziemlich genau eine Stunde Material und unterhält dabei den Hörer trotz fehlender visueller Komponente noch weit mehr als auf der eher schwachen DVD zu ihrem Konzert in Australien. Er ist zwar weit entfernt von der technischen Raffinesse und der beklemmenden Stimmung, die seine Studioalben teilweise zu unstreitbaren Klassikern werden ließen, doch gibt er sich keine unnötige Blöße.
Um einen herrlich hanebüchenen Vergleich anzuführen: Zu den besten BDN Alben genießt man Rotwein, zu dieser Live CD am besten eine Flasche Bier. Diese passt besser zur durch die Musik vermittelten Stimmung und lässt sich auch besser nach jemandem werfen.

Ein wirklich spaßiges Album, das einen auf kommende Konzerte einstimmt und Lust auf einen Hauch Randale macht.

Daniel Novak

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Knifeladder

Music / Concrete

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Knifeladder haben seit 1998 ein erstaunlich unklassifizierbaren Sound kreiert, der auf früheren Veröffentlichungen als eine Art Shamanistic Industrial Rock beschrieben werden konnte. Nun ist dieser Stil nicht gerade typisch für das Cold Meat-Label, und umso mehr erstaunt, dass mit "Music/Concrete" - ein Wortspiel mit dem Begriff musique concrète - Knifeladders bislang experimentellste und sperrigste Cd bei den düsteren Schweden erscheint.

Vertreten durch Hunter Barr (auch Naevus) und Industrial-Pionier John Murphy (früher SPK, Lustmord, Death in June) an den Drums entfalten sich auf 11 völlig unterschiedlichen und unbrechenbaren Tracks verstörende Noisesounds, rituelle und treibende Drums, zerrende Gitarren und ekstatischer Gesang - die unheilige Allianz von Musik und Beton ("concrete"). Und erstaunlicherweise ist einer Höhepunkt des Albums ein Apocalyptic Folksong - einer der überzeugendsten seit langem: "All for the Culling" (Track 4), der mit markanten Vocals (erinnern an Patrick Leagas) und einer mitreißenden Akustikgitarre aufwartet. Doch dieser klare Anspieltip sollte nicht über den experimentellen Gestus des Gesamtwerkes hinwegtäuschen... Knifeladder stehen für radikalen und rücksichtslos originellen Klangeinsatz!

"Music/Concrete" ist nicht für jeden, und schon gar nicht für den Post-Goth, der Throbbing Gristle nur vom Namen her kennt. Hier wird der Old School-Geist der frühen Industrial-Culture noch einmal in seiner Gänze beschworen - Stilmix, Improvisation, 'Free-Jazz', Exzess und Dominanz. Knifeladder halten diesen Geist am Leben - auf durchaus eigenwillige Weise. Schon dafür kann man sie lieben.

Ivan Kostor

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New Risen Throne

Crossing the Withered Regions

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Die italienische Formation New Risen Throne haben ihr Debüt auf dem renommierten kanadischen Cyclic-Law-Label platziert und legen nun einen Tonträger nach, der alle in sie gesetzten Erwartungen erfüllt.

Die Messlatte liegt allerdings nicht allzu hoch, denn bereits auf dem Debüt bot man vor allem grummelige Bassdrones, elegische und ruhige Keyboard-Melodien, verhallte Choralgesänge, mysteriöse Sprachfetzen und ein durchweg gruftiges Artwork. Wie das abgebildete Cover belegt, hat man sich nicht zum Schritt nach vorn entschieden, sondern zur Bewahrung des Bewährten.

"Crossing the Withered Regions" ist als innere Reise durch apokalyptische Landschaften angelegt und das funktioniert bei geneigter Rezeption durchaus gut (Anspieltip: Track 5). Träge pochende Drums leiten die Andersweltreise und lassen den Hörer letztlich verloren gehen in schwelenden, schroffen Felsformationen.

CMI kehren mit dieser CD in ihre Frühzeit zurück und rufen Archon Satani und die ersten Raison d'être-Alben in Erinnerung. New Risen Throne tragen dieses Erbe mit Würde und liefern, was man erwartet. Aber auch nicht mehr.

:ms:

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Die weisse Rose

A Martyrium of White Roses

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Wer Die weisse Rose live erlebt hat, wird eine Vorstellung haben, was hier zu erwarten ist. Das Soundprojekt um den Däne Thomas Bøjden ist zum einen Historical Ambient, also die musikalisch aufbereitete Verarbeitung historischer Themen und Samples. Zum anderen gibt man sich als martialisches, affirmativ-totalitär auftretendes Bühnenkonzept mit Dokumentarfilmprojektion, Militärtrommeln und autoritärem Sprechgesang.

Was auf den ersten Blick wie eine neue antifaschistische Aktionsgruppe erscheint, entpuppt sich als die dezidiert konservative Lesart der ihrerseits konservativen historischen Widerstandsgruppe im Dritten Reich. Diesem Aspekt gilt auch das Hauptaugenmerk des Albums. So mischt man Samples aus den Weiße-Rose-Filmen (deutsch) mit affirmativen Texten von Ezra Pound (sein kulturpessimistisches 1.WK-Gedicht "Hugh Selwyn Mauberley") und Friedrich Nietzsche ("Letzter Wille"), neoklassischen und militärischen Elementen zu einer äußerst streitbaren, aber wenig erhellenden Mixtur.

Während CD und LP ästhetisch in schickem Retro-Touch gestaltet wurden, mutet der musikalische Gehalt eher dürftig an: Pianosamples, Filmsamples, Klassiksamples, Drums (vermutlich auch Samples) und ein gelegentlicher düster gemischter Sprechgesang (mitunter im sehr schlechtem Deutsch und aufdringlich mittenlastig gemischt) erinnern an eine ganze Pallette bekannter Veröffentlichungen, allen voran an Blood Axis' "Gospel of Inhumanity", wo bereits Pound, Nietzsche und Wagner vereint waren. Zudem ist hier wirklich erstaunlich, wie wenig die fremden Quellen bearbeitet wurden - Track vier etwa besteht vor allem aus einem kaum veränderten Wagner-Sample, der Schlusstrack vor allem aus dem Filmsong "Somewhere Over the Rainbow" -, man ahnt, wie gering vermutlich die künstlerische Eigenleistung auf diesem Album sein dürfte.

Aber wie Michael Moynihan bereits zu seinen eigenen früheren Blood Axis-Alben sagte: Auch auf "A Martyrium of White Roses" geht es nicht um Musik, sondern um die Vermittlung einer Weltsicht. Wer dies in der Undergroundmusik sucht, dürfte mit Die weisse Rose gut bedient sein. Wer nach gutem Songwriting, originellen Arrangements und kritisch-anspruchsvoller Geschichtsreflexion sucht, ist anderswo besser aufgehoben...

MaNic

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Eldar

Sapere Aude

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In Zeiten von MySpace kann man kaum noch von der Neuentdeckung einer Band sprechen. Meist haben sich schon zahlreiche Fans online gefunden, die mit dem unveröffentlichten Material bestens vertraut sind. Einige dieser Bands sind vermutlich auch Online bestens aufgehoben.

Eldar ist so ein relativ konturloses Projekt aus Barcelona, das durch Kooperationen mit zahlreichen anderen, ebenso konturlosen Bands 'bekannt' wurde. Die vorliegende CD versammelt 15 Tracks, die in Zusammenarbeit mit Psychaotic, Der Blaue Reiter, Wyrm, Nurss, Persona, R.E.O., Argentum, Verbum, Miguel Mazur, Plagiarism is Art (aha!), Erg, Ruins Winter, Lomo Bajo und Escuadron de la Muerte. vermutlich ist es mein Problem und ehrt mich nicht, dass ich von fast allen diesen Bands nicht einmal den namen je gehört habe. Aber das soll nicht auf die Qualität schließen lassen.

Was bietet "Sapere Aude" denn nun? Vor allem finster grollende Ritualmusik mit schleppende, schweren Beats und aggressiven Sprachsamples in kaum identifizerbaren Sprachen. Dezente Keybord-Melodien verbinden die Low-Fi-Parts zu einem durchaus unterhaltsamen Mix aus Post- und Martial Industrial. Mit den 15 Tracks kommt man auf ein beachtliche Länge, doch die Kooperationen lassen eine eigene musikalische Identität weitgehend verschwimmen. Weder eine Stimme noch eine bestimmte Instrumentierung ist wiedererkennbar. Lediglich Rhytmen und Tempi variieren. Einige Tracks versinken ganz in diffusen Klangexperimenten (z.B. Track 14).

Eldar bleibt auf dieser ästhetisch ansprechend gestalteten CD weitgehend gesichtslos. Eine eher diffuse Konstruktion aus den Tiefen des World Wide Web.

MaNic

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Ordo Rosarius Equlibirio

O N A N I [Practice Makes Perfect]

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CMI 2009 CD 11 Tracks

Der Stillstand hat ein Ende. Die Décadents von Ordo Rosarius Equilibrio sind für ihren einzigartigen Sound bekannt, den sie nun schon über Jahre pflegen. Das letzte Album „Apocalips“ hatte die Formation in kaum veränderter Form gezeigt und ließ die Frage aufkommen, wie oft man die bewährte Mischung wiederholen kann. Mastermind Tomas Pettersson stellt sich wohl ebenfalls diese Frage und liefert mit „ONANI (Practice makes perfect)“ nun die Antwort: Es geht auch anders.

Dabei ist besonders der erste Teil des Albums bemerkenswert anders als die bisherigen ORE-Veröffentlichungen. So wirkt die erste Hälfte des Albums intimer als alle bisherigen Alben der Schweden, passend dazu gibt es dunkle Beats aus der Loung-Ecke, entspanntes Gesäusel und die typischen Softporno-Einspielungen. Erotik ist auch weiterhin das Metier von ORE, diesmal weniger harsch, eher sanft, auch wenn die SM und Bondage-Thematik nicht zu kurz kommt. Das Thema des Albums ist ein logischer Schritt: Es gibt nur wenige Bereich der Erotik, den die Schweden noch nicht abgedeckt haben und eine Steigerung zu den Orgien-Hymnen des „Satryiasis“-Album ist zumindest im Bereich der Partizipantenanzahl nur schwer vorstellbar. „ONANI“ verfällt in der zweiten Hälfte allerdings wieder in den typischen ORE-Sound, was das Werk deutlich geteilt erscheinen lässt. Dadurch wirkt das Werk in der letzten Hälfte etwas einfallslos und nimmt die am Anfang vorgelegten Veränderungen wieder zurück.

Immerhin ist allerdings ein Anfang gemacht und „ONANI“ ist trotz dieser Schwäche ein ebenso prickelndes wie ansprechendes Album für dekadente, ausschweifende Nächte. Ordo Rosarius Equilibrio liefern für solche Momente immer noch den besten Soundtrack.

Martin Kreischer

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Atrium Carceri

Souyuan

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CMI 2008 CD 10 Tracks

Atrium Carceri trägt sei einigen Jahren beständig jenen Darkambient-Sound weiter, für den Cold Meat einst so berühmt war. Doch wer hier Old School-Deep-Drones erwartet, wird vermutlich positiv überrascht - vorausgesetzt, man verfügt über eine richtige Musikanlage oder einen guten Kopfhörer, denn "Souyuan", das neue Album von Atrium Carceri, ist äußerst subtil konstruiert.

Die kalten, von irritierenden Geräuschen und oft schwer entzifferbaren Samples durchzogenen Klanglandschaften von Simon Heath sind zweifellos keine leicht Kost und fordern weit mehr von ihrem Hörer als die gefälligen Gothic-Trance-Eskapaden von Vestigial (auch auf CMI). Aber sie erreichen auch nie die transzendentale Qualität von Raison d'être (auch CMI). Gelegentliche klassische Klavierakkorde oder melodische Motive steigern weniger die Eingängigkeit, sondern schaffen ein Meer der Klänge, in dem der Hörer sich verliert. Das kann spannend sein - oder ennervierend. In jedem Fall aber muss man den meist auf den Punkt gebrachten Kompositionen eine kinematische Dichte zugestehen.

Andererseits: Ob "Souyuan" wirklich das angemessene Ergebnis einer dreijährigen Klangforschung ist, bleibt dahingestellt. Der Versuch, dem Darkambient-Ghetto durch kalte Elektronik zu entgehen erinnert dann doch sehr an - nun ja - kalte Elektronik eben. Und die ist auch nicht eben neu (von Biosphere bis Autechre). Anspieltip ist das klassische "Alternate Sides", ein sehr soundtrackartiges Klavierstück. Mehrmaliges Hören ist unerlässlich, um einen Zugang zu finden.

Fazit: kein Meisterwerk, aber ein überdurchschnittliches Genreprodukt in einem inflationären Umfeld.

MaNic