Naevus

Relatively Close to the Sea

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(Hau Ruck!/Tesco 2008) CD

Schöner Hippie-Folk ist das, ein bisschen so wie eine düstere Version der legendären Münchener Band Sparifankal, um Carl-Ludwig Reichert. Bei denen hieß es nach „Bayern Rock“ (1976) dann „Huraxdax Drudnhax“ (1978), und auch Naevus entfernen sich nach dem wuchtigen Vorgänger „Silent Life“ (2007) weiter und weiter vom Sound der elektrischen Gitarre.

Vielseitig ist das neue Album instrumentiert, Sänger Lloyd James und Bassisten Joanne Owen arbeiten mit mehreren Gastmusikern, Joanna Quail spielt Cello, Arthur Shaw das Keyboard, Matt Howden die Geige und John Murphy sitzt am Schlagzeug. Die Übergänge zwischen Neo-Folk und Folk-Pop werden immer fließender, beides gehörte immer schon zum Sound der Postpunk-Ära. Dazu kommt ein nicht zu verleugnender Progressive-Rock-Einfluss, das Querflöten-Spiel bei Naevus lässt bisweilen an Ian Anderson denken. Und am Ende steht ein 18-minütiges Opus, „Go Grow“, das in seiner Kurzversion bereits von der letztjährigen Single auf „Hau Ruck!“ bekannt ist.

Storytelling wird immer größer geschrieben bei Naevus, mit „The German” gibt es auf „Relatively Close to the Sea“ eine wunderbare Murder-Ballad, im Stile von Nick Cave und Alasdair Roberts. Seinen bildgewaltigen Texten bleibt Llyod James treu, so poetisch wie enigmatisch singt er von den Schwierigkeiten, einen Platz im Leben zu finden. Immer etwas lakonisch bleibt seine Stimme, zwischen Tony Wakeford und Lou Reed.

An „Silent Life“ mag „Relatively Close to the Sea“ nicht ganz anknüpfen können, etwas fehlt der Druck und Drive in den Songs, ein konsequenter Wille zum Rock. Doch auch mit ihrem neuen Album beweisen Naevus sich als eine der interessantesten, eigenständigsten Bands im neuen Folk-Rock. Filigraner als der Blutharsch, unsentimentaler als Ostara, prosaischer als Spiritual Front.

rit