Naevus aktuelle Single: Go Grow (Hau Ruck/Tesco 2008) 7" 3 Tracks Nach dem rockigen Album "Still Life" kommen auf der Single "Go Grow" wieder ruhigere Klänge und vor allem Folk zum Tragen. Wer also die zarten Akustikriffs auf dem Album etwas vermisste, wird diese drei zutiefst persönlichen Songs lieben. Wiederum recht konventionell strukturiert, gewinnen die Stücke durch Lloyds zunehmend intensiven Gesang. Ansonsten erklingen Cello und die prägnanten Drums von John Murphy. Der Titelsong macht auf ein zukünftiges Album gespannt. Naevus werden immer souveräner mit ihrer erdigen und persönlichen Variante eines Alternative Folkrock. :ms: Silent Life (Hau Ruck!/Tesco 2007) CD "Silent Life" ist das dritte Album der britischen Folk-Rock-Formation Naevus, die sich hier mehr denn je der wilden Seite ihres Schaffens widmen. Etwaige Neofolk-Elemente früherer CDs treten hier in den Hintergrund: auch wenn die akustischen Saiten noch wie vor erklingen, so werden sie doch von einem dichten Wall of Sound aus Drums und E-Gitarren in Schach gehalten. Lloyd James' düsterer Gesang hat seinen Stil gefunden und erzählt sehr persönliche Geschichten und freie Assoziationen. John Murphy am Schlagzeug kehrt dem rituellen Sound den Rücken und fügt sich ins rockige Gesamtbild ein. Gastauftriotte etwa von Rose MacDowall (Sorrow) sorgen für nette Nebenakzente. Viele der Titel führen bewusst auf eine falsche Fährte ("Castles in Spain", "Kill Your Friends") und treiben ihr Spiel mit dem Zuhörer. Ungeachtet der vertretenen Prominenz (Fotos von Patrick Leagas, Violine von Matt Howden, Beiträge von David E. Williams), die stark an die unsterbliche World Serpent Familie erinnert, wird dieses Album abgesehen von Naevus-Fans vor allem bei Gitarenpop-Hörern auf Wohlwollen stoßen. Die Band geht damit ihren Weg konsequent weiter und hat auf dem Hau Ruck!-Label erstaunlicherweise gerade durch Der Blutharsch stilisische Kollegen gefunden, denn auch die unerschütterlichen Österreicher greifen jüngst fleißig in die Saiten und bereichern die Progressive Rockwelt künftig mit härteren Klängen. Also: Keine folkige Wehmut oder martialische Pose im "Silent Life", sondern erdiges Lebensgefühl, urban und energetisch. MaNic ältere Rezensionen: Perfection is a Process (Old Europe Café / Operative 2004) CD 10 Tracks The Body Speaks (Hau Ruck! 2004) 10" EP 5 Tracks Mit dieser stilistisch vielseitigen CD "Perfection is a Process" legt die britische Neofolk/Psychedelicrock/Ritual-Band Naevus ihren zweiten langen Tonträger vor. Die Entwicklung des letzten zwei Jahre hat vor allem die Bezüge zum deutlichen Vorbild Swans verfeinert und folgt deren Spuren auf mehreren Ebenen: mit akustischen, kraftvollen Balladen, noisigen E-Gitarrenwällen, hämmernden Marschrhythmen und Post-Industrial-Soundscapes, die mehr und mehr rituelle Strukturen annehmen. Wie bereits die Livedarbietung des diesjährigen WGT in Leipzig zeigte, sollten Naevus nicht einfach als weitere Neofolkband missverstanden werden, denn dieses Label wird ihnen kaum gerecht: Melancholie und Wehmut findet man hier eher zwischen den Zeilen versteckt, es dominiert eine eher aggressiver Gestus. Als Höhepunkt der CD können das hymnisch-martialische "Retreat" sowie das sehnsuchtsvoll verhallende "New Featureless List" (das stellenweise an Coils "At the Heart of it all" erinnert) gelten. Ähnlich Current 93 und Coil bevorzugen Naevus offenbar minimalistische, symbolträchtige Covermotive, die in krassem Kontrast zum gebotenen Sound stehen. Und so sind sowohl die neue CD als auch die bei dem Wiener Hau Ruck!-Label erschienene EP "The Body Speaks" mit verschlüsselten, atmosphärischen Motiven ausgestattet. Wer sich gelegentlich über die lieblose Covergestaltung anderer Old Europe Café-Releases ärgerte, wird hier zumindest mit akzeptablem Mittelmaß belohnt: Das Booklet enthält alle Texte - aus denen vor allem der schwarze und zynische Humor von Lloyd James hervorgeht -, wobei man leider am Jewelcase festgehalten hat. Als Gastastar glänzen John Murphy (Shining Vril/Knife Ladder) und David E. Williams. Wem die noisigen Elemente der vorangehenden CDs bereits zu massiv erschienen, wird hier kaum glücklich werden, abentuerlustigen HörerInnen sei diese originelle und abwechslungsreiche CD jedoch ans Herz gelegt. Die EP "The Body Speaks" kann als Überarbeitung der vorab erschienenen Single betrachtet werden. Die Stücke wurden neu aufgenommen und liegen nun auf einer sehr schönen, minimalistischen Vinylplatte für Sammler vor. Herausragend ist gleich das erste Stück, das sich auch auf "Behaviour", der ersten CD findet. Alle fünf Tracks arbeiten ausschließlich mit den gewohnt sonoren Vocals, Akustikgitarre, Bass und Schlagzeug, reduzieren den sonst meist bombastischen Sound von Naevus auf den folkigen Aspekt, was einigen Hörern gefallen wird. Auch hier liegen die melancholisch, sehr persönlichen Texte als Inlay bei. Wem die CD-Releases zu aggressiv sind, sollte hier auf jeden Fall zugreifen: "The Body Speaks" ist eine ergreifende und traurige Folkplatte, die deutlich die Liedermacherqualitäten der Band beweist. PS: Ein reiner, schöner Neofolksong von Naevus findet sich auf der :Ikonen:-Compilation "In the Crystal Cage".
Naevus / Knifeladder Document Three (Terra Fria / Resurrection 2004) 6 Tracks MCD, lim 500 Wer Naevus auf dem Wave-Gotik-Treffen 2004 in Leipzig live erlebt hat, wird überrascht gewesen sein, wie sehr diese 'Neofolk'-Band nach New Yorker Art-Rock der 1980er klang: hämmerndes Schlagzeug, dunkler Gesang, sägende E-Gitarre - nur selten schimmerte der filigrane Klang der Akustgitarre durch, die der Sänger selbst betätigte. Ob dieser Brachialmix beabsichtig war oder nicht, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Fest steht, dass die nun erschienene Split-CD mit Knifeladder drei geradlinige Folkstücke präsentiert, in denen sich der Sound fast umgekehrt verhält: prägnante Akustik, dezente Elektronik, dafür ist ein Harmonium mit dabei. Naevus live in Leipzig, Pfingsten 2004, Foto von M.Stiglegger Mit einprägsamer Stimme trägt Lloyd hier makabre Texte, u.a. eine Moritat von David E. Williams, dem schrägen US-Barden ("Lesser Than Queer"). Stück 2 "The Devil" erzählt einmal mehr - für Naevus typisch - von persönlichen Erlebnissen, und fällt durch einen prägnanten Bass auf sowie die E-Gitarre des Live-Gitarristen Greg Ferrari, der hier erstmals auch im Studio dabei war. Das Kant-inspirierte "Don't Boil" präsentiert dann einen Song, der in einer Klavier-Version auf die nächste CD kommen wird. Insgesamt lösen sich Naevus hier von ihrem sehr Swans-orientierten Sound des Albums "Behaviour" und gewinnen zusehends einen eigenen, einzigartigen Stil, der dem neofolk-Genre einige neue, eher rockige Aspekte abgewinnen kann. Interessanterweise orientieren sich auch Knifeladder, das Projekt von Hunter Barr, Andrew Trail und John Murphy (Last Dominion Lost, Shining Vril), am New Yorker Underground à la Wiseblood und Swans, gehen jedoch in die andere Richtung: mit brutalen Beats, viel Noise und markant-aggaressiven Vocals produzieren sie ihre eigene Variante von Ritual-Industrial. Das eingängige "Retina" (Track 4) ist bereits von einigen Auftritten bekannt - wo die Band immer in weißen Hemden und Schlachterschürzen auftritt - und widmet sich den heuchlerischen Tendenzen unserer Gesellschaft. "Oblivion" wird dann etwas experimenteller und zermürbender, bevor "Faultline" wiederum Hitqualitäten beweist: Diese Neuaufnahme eines Stückes des "Organic Traces"-Albums greift auf einen Dub-Beat zurück, wie man ihn von frühen Scorn-Platten kennt. Insgesamt ergänzen sich diese beiden eigenständigen Varianten authentischer englischer Undergroundmusik auf einer CD sehr gut: von den spielerisch-zarten bis hin zu den maskulin-brachialen Aspekten. Eine empfehlenswerte und eingängige MCD in origineller Gestaltung (DVD-artige Plastikbox mit Inlay und Booklet). Links: Marcus Stiglegger |
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