Werkraum

Early Love Music

(Ahnstern 2008) CD 14 Tracks

Obwohl die Berliner Formation Werkraum um Axel Frank bereits seit geraumer Zeit existiert, kann man davon sprechen, dass sie sich mit dem letzten Album "Kristalle" erst endgültig und neu erfunden hatte. Zum Line-up gehörten von da an die amerikanischen Folk-Klassiker Changes und die britischen Musiker von Lady Morphia. Dennoch erscheint die neue Platte "Early Love Music" nicht wie eine Compilation diverser Songs, sondern wird deutlich von dem prägnanten musikalischen Arrangement und der verspielten Zupfgitarre Axel Franks zusammengehalten.

"Early Love Music" enthält vierzehn traditionell orientierte und durchaus beschwingte Psychedelic Folk-Tracks in Anlehnung an die langsam wiederentdeckten 1970er Folkbands (siehe auch The Owl Service). Die Leadvocals treten dabei in ein Wechselverhältnis, das die unterschiedlichen Aspekte des Albums gut zur Geltung bringt.

Den Anfang macht Nicholas Tesluk von Changes, der einen Text von Lewis Carroll intoniert. Wie sein Bandkollege Robert N. Taylor vertritt Tesluk hier eher den Old School-Aspekt, er erinnert nicht nur äußerlich an Kris Kristofferson. Antje Hoppenrath dagegen, die man von früheren Werkraum-CDs kennt, bleibt mir ihren filigran-weiblichen Vocals deutlich im traditionellen Liedermacherspektrum, dem sich zusehens auch Axel Frank selbst (Track 3) zugehörig fühlt.

Außergewöhnlich ist "Santy Ano", ein von Nick Nedzynski inbrünstig intoniertes Seemannslied, ein deutlicher Höhepunkt der CD. Max Percht von Sturmpercht rezitiert zu Franks Gitarrenspiel Adalbert Stifters "Der Hochwald", während Robert Taylor bei "Beyond the Evening Star" im reifen Rezitativ zu psychedelischen Gitarren intoniert - ein weiterer Höhepunkt.

Atmosphärisch dicht und fast zärtlich schließen sich "The Smiling of the Rose" und "Une jeune fillette" an. "Die recht Braut" dagegen wird in seinem deutlich folkloristischen Gestus vermutlich die Geister spalten, bis "Sanctity and Steel", das von Lady Morphia arrangiert wurde, einen großartigen Ausklang bildet.

Insgesamt hat Werkraum auf dieser CD völlig zu sich gefunden und präsentiert reife und originelle Arrangements ohne nennenswerte Ausfälle. Lediglich vom Apocalyptic-Folk-Kontext hat man sich mitunter sehr weit entfernt, so dass "Early Love Music" vor allem Fans von Psychedelic Folk empfohlen sei. Wer kein reines Genrewerk erwartet, könnte dieses Album in sein herz schließen.

Marcus Stiglegger

PS: Es ist noch eine limited Edition mit vier Bonustracks erhältlich:

http://www.myspace.com/werkraum