Cylic Law presents:

In Kanada ist das inzwischen weltweit etablierte Label Cyclic Law ansässig, das vor wenigen Jahren mit ambitionierten Darkambient- und Ritualmusik-Veröffentlichungen von sich reden machte. Cyclic Law greifen so etwa das Erbe der frühen Staalplaat aus Holland auf, wobei sie ebenfalls immer neue CD-Verpackungen eruieren und mal mit beigelegten Fotokarten, mal im edlen Strukturkarton usw. liefern.

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Aun

Black Pyramid

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(Cyclic Law 2010) CD 7 Tracks

Wer den Fehler begeht, Cyclic Law als schlichtes Darkambient-Label zu verbuchen, wird nicht nur dem vielschichtigen Konzept des kanadischen Qualitätshauses nicht gerecht, man wäre auch irritiert über die vielgestaltigen Klangwelten, die Labelacts wie Arcana, Visions, Svartsinn, Allseits oder Sophia vertreten. Aus Kooperationen mit der deutschen Ritualformation Allseits ist auch Aun bekannt, die nun mit 'Black Pyramid' ihr zweites Album nach 'Motorsleep' (Alien 8) präsentieren.

Waren bisherige Veröffentlichungen von Cyclic Law vor allem auch bekannt für ihre originelle Verpackungskunst, erstaunt 'Black Pyramid' durch ein schlichtes Digipak ohne Booklet, das den Blick konsequent auf die titegebende schwebende Pyramide auf grünem Grund fokussiert - ein Element aus der mythischen Phanatsiewelt des franzsöischen Comic-Künstlers Enki Bilal. So ist der Weg geebnet für eine assoziative Reise durch die Welt der alten und neuen Götter, die die Dimensionen durchdringen. Das Musikerpärchen von Aubn bedient sich dabei vor allem akustischer Instrumente wie Giatrre und Violine, aber auch elektronische Drone-Gewebe, die einen dichten, fast flirrenden Sound garantieren. Das kann sich steigern in Post-Rock-artige Gefilde und mündet in Track 7 "Shining" in rhythmische Kaskden, denen man sich kaum entziehen kann.

Aun zeigen, wie abwechslusngreich und spannend ambiente Musik sein kann, die sich elegant den regeln entzieht, und doch niemals enttäuscht oder irritiert. 'Black Pyramid' ist ein spannendes, faszinierendes Album geworden.

:ms:

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Arcana

The First Era 1996-2002

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Arcana haben sich über die Jahre einen soldien Ruf als geradzu prototypische, klassisch orientierte Gothic-Band aufgebaut. Streng genommen entwickelte sich ihr sehr von Dead Can Dance inspirierter, sakraler Stil aber von neoklassischen Arrangements über folkige Anklänge hin zu einer drumorientierten Weltmusik, die sich vor allem auf dem Album "Le Serpent rouge" in Vollendung findet.

Cyclic Law hat bereits die Compilation "A New Light" veröffentlicht und spendierte Arcana nun die Wiederauflage der vier bei Cold Meat erschienenen ersten Alben in einer attraktiven Karronbox mit einem 40 Seiten umfangreichen Booklet. Neben "Dark Age Of Reason" (1996) findet man hier "Cantar De Procella" (1997), "The Last Embrace" (2000) and "Inner Pale Sun" (2002). Stets komplexer und abwechslungsreicher in den Arrangements, arbeiten diese Alben mehr oder weniger alle mit elegischen Flächen, sakralen Gesängen, bombastischen Hörnern und fragilen Dulcimer-Melodien. Zudem sind auf allen Einzel-CDs Bonustracks von EPs und Compilations enthalten.

Während die ersten drei Alben von Peter Bjärgö selbsr remastered wurden, hat sich "The Last Embrace" Cyclic-Law-Chef Frederic Arbour persönlich vorgenommen. Die CDs klingen also frischer und bombastischer denn je und sind ein unbedingter Tip für alle Fans klassisch motivierter Gothic-Musik. Die Box ist limitiert auf 2000 Kopien.

:ms:

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Visions

Summoning the Void

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(Cyclic Law 2010) CD 5 Tracks

Ein ganzer Teilbereich der Dark-Ambient-Szene hat sich in den letzten Jahren auf eine Art Deep-Space-Ambience verlagert, die prototypisch auf den Labels Cyclic Law (Gustav Hildebrand, Tholen) und Loki Foundation (Inade) auftaucht. Keimzelle dieser mystischen Äther-Klänge sind die Alben "Alpha Centauri" von Tangerine Dream und "The Place Where the Black Stars Hang" von Lustmord. Es hat sich also nicht wirklich viel getan seit den Pionieren, doch Visions - das Projekt des Labeleigners Frederic Arbour - hat diesen Stil für sich perfektioniert.

In Nachfolge der beiden Alben "Lapse" (2005) und"Summoning The Void" tauchen wir hier noch tiefer in dröhnende und hallende Urklänge vor, begleitet von metallischen Signalen aus einer unbekannten Welt. Sprituelle Musik ist das, die von Ewigkeit kündet, von der Ewigen Wiederkehr, dem zyklischen Gesetz. Manchmal brechen gleißende Strahlen einer neu geborenen Sonne durch die verschluckende Finsternis, doch einer kurzen Vision, einem flirrenden Nordlicht gleich verschwindet dieser Eindruck wieder und hinterlässt ein kurzes Nachbild. Kosmischer Impressionismus, verteilt auf fünf epische Kompositionen.

Das einstündige Erlebnis erscheint auf 1000 Stück limitiert in einem A5 Foldout-Cover.

cd

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Svartsinn

Elegies for the End

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(cyclic Law 2010) 2CD 18 Tracks

Nach ihrem nahezu nihilistisch-depressiven Meisterwerk "Trace of Nothingness" präsentieren Svartsinn mit "Elegies for the End" einen ebenso lakonischen (35 Minuten Spielzeit) wie radikalen nächsten Schritt: filigranes Klangwerk, monotone Flächen und seid schimmernde Melodiefolgen, wie erste Strahlen der Morgensonne in grünlichem Wasser.

Traurige Kompositionen bieten Svartsinn, nordische Schwermut wie ein Blick über die monotonen Wälder des Polarkreises. Von der Verlorenheit in der Welt, in die wir geworfen wurden, erzählen diese Miniaturen, umstrahlt von einer fast schüchternen Schönheit...

Man braucht einige Durchgänge, damit sich diese "Elegien" entfalten können, doch die Intensität der Stücke entschädigt in jedem Fall. Ein willkommener dezenter Krautrock-Einfluss macht sich vor allem durch die Mitwirkung von Dahlia's Tear bemerkbar.

Dazu bekommt man noch eine Bonus-Disc: Zur Feier des zehnjährigen Bestehens haben befreundete Bands und Musiker eigene Interpretationen und Remix beigesteuert, die mitunter spannende Transformationen der Svartsinn-Melancholia bieten: Triarii, Kammarheit, Letum, Life Toward Twilight, Gustaf Hildebrand, Tenebrious, New Risen Throne, MGriffin, Visions und Hovmod.

Die auf 1000 Stück limitierte Doppel-CD wird im stilvollen Foldout-Sleeve präsentiert. Ein Füllhorn für Ambient-Fans.

:ms:

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Allseits

Hel

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(Cyclic Law 2009) CD 6 Tracks

Allseits ist das Soloprojekt der Troum-Mitarbeiterin Nina Kernicke und ist eine Variante ihres alias Allsides. Ähnlich wie der Organic Ambient von Troum entwickelt sie mit Allseits langsam transformierende, nicht durchweg düstere Flächen und filigrane Soundscapes, in die sich geheimnisvolle Elemente mischen. Das Album "Hel“ bezieht seine Inspiration aus der Germanischen Mythologie und beschreibt mit den Mitteln der musique concrète eine Reise in die nordische Unterwelt.

Getragen von sphärischen Drones beginnen wir am Fuße der Weltenesche Yggrdasil, unter der Hel verborghen ist. Wir folgen dem Lauf des Flusses Gjöll, der die Menschenwelt durchmisst und in die Unterwelt mündet. Die Sounds entfalten eine zutiefst spirituelle Stimmung, die einer Meditation gleicht, welche man allenfalls in Filmen wie VALHALLA RISING (2009) findet. Gjöll passiert eine Brücke Gjallarbrù, an der der weibliche Riese Modgudr entscheidet, wer nach Hel eintreten darf. Und so geht die Reise weiter, vorbei an dem Wachhund Garm und Fjalar, Verkünder von Ragnarök, hinein ins Herz der Finsternis.

Heute wie von je her ist diese Reise ein allegorischer Lebensweg, eine Odyssee oder mythische Heldenreise, die in dieser Umsetzung mittels Gitarrendrone, Bass, Drums und Samples eine bestechende Adaption erfährt. Subtil und doch episch, verpackt in ein stimmungsvolles Tryptichon, passt Allseits hervorragend in den rituell-okkulten Darkambient-Zyklus des Labels Cyclic Law.

Ivan Kostor

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Karjalan Sissit

Fucking Whore Society

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(Cyclic Law 2009) CD 10 Tracks

Die Finnen Karjalan Sissit gehören zu den unbequemsten und härtesten Knochen des martialischen Industrial. Obwohl sie nicht so brachial wir ihre Power-Elektronic-Landsleute vorgehen, erinnern die hier entfalteten kulturpessimistischen Bombast-Tracks mit aggressivem Schreigesang durchaus an den Bastardsound des Post-Industrial.

In jedem Fall ist die Musik von Markus Pesonen voller Wut: Wut auf die Abgründe der skandinavischen Gesellschaft, die auf dem fünften Tonträger schlicht als "Fucking Whore Society" diffamiert wird. In durchweg finnischen Samples kommen Vertreter der Degeneration zu Wort, manchmal hörspielartig, manchmal, als gelte es antiphiosophische Statements zu liefern.

Die Musik entwickelt immer wieder einen harten, militärischen Bombast, der jedoch nicht - wie auf den ersten Alben - rückwärtsgewandt ist, sondern vielmehr einen Blick auf die krisenerschütterte Gegenwart wirft - wie die betont unästehtischen Coverbilder bereits belegen. Armut, Alkoholismus und Frustration sind die Eckpfeiler, schleifende und scharrende Ambientsounds, verhallte Drones und schwere Militärdrums die Stilmittel.

Mit ihrem fünften Werk ist Karjalan Sissit ein hervorragendes Genrewerk gelungen, unverwechselbar in der finnischen Herkunft, gezeichnet von der Wirtschaftskrise und zugleich eine effektive Katharsis für den geniegten Hörer. Postindustrial Apokalypse vom Feinsten.

MaNic

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Sinke Dûs

Akrasia

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(Cyclic Law 2007) CD 7 Tracks

Konzeptalben sind in der Ambientmusik relativ rar, was vor allem daran liegt, dass musikalische Klänge meist abstrakt sind un nur eine assoziative Ahnung erzeugen können - nicht jedoch zur intellektuellen Reflexion taugen. Dennoch gibt es immer wieder Versuche, sich mit Ambientmusik komplexen Fragestellungen zu nähern, oder zumindest bestimmte Themen assoziativ auszuloten (Lustmord, Inade, Fir§t Law, :Golgatha: u.a. haben das versucht). Meist dienen Samples zur Konkretisierung des jeweiligen Anliegens.

Das im schönen Faltcover vorliegende Album von Sinke Dûs "Akrasia" stellt dem Titel gemäß die Frage nach der Schwäche des menschlichen Willens. Nach eigenen Aussagen wollte der Musiker Markus Lonebrink nicht die Philosophie des "Handelns wider besseres Wissen" untersuchen, sondern dem subjektiven Erleben des akratischen Handelns musikalisch Ausdruck verleihen.

Nun muss man sagen, dass dieses Wissen um die Thematik durchaus die Rezeption der Musik lenken kann. Titel und Anmerkungen diktieren die Richtung der Musik. Ignoriert man all das, bleibt diese Musik zugleich frei assoziierbar - zweifellos eine zusätzliche Qualität für viele Hörer, die sich nie für Inhalte interessiert haben. "Akrasia" besteht zweifellos diese Doppelcodierung, allerdings vor allem für ein geneigtes Publikum. Dezente Keyboardmelodien, gelegentliches sinfonisches Anschwellen, aus dem Nichts kommende und verschwindende Sounds - hier werden die Grenzen des Darkambient-Genres sorgsam eingehalten.

Wer nach neuen Herausforderungen sucht, könnte sich bei "Akrasia" langweilen, doch Genrefans (vor allem solche der frühen Raison d'être) werden sich daran erfreuen. Auch Sinke Dûs ist ein folgerichtiges und gelungenes Signing auf dem bislang äußerst verlässlichen Cycli Law-Label. Der Klang des Nordens ist ungebrochen - ob auf dem amerikanischen oder dem europäischen Kontinent. Wir treffen uns in der Ewigkeit.

MaNic

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Tholen

Sternklang

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(Cyclic Law 2007) CD 1 Track

Eisen, der Mann hinter Tholen ist ein 'Stargazer': Er nutzt die tiefe des Nachthimmel, um künstlerische Inspiration zu schöpfen, bis die Strahlen der Sonne das Firmament verdecken. Doch was dort ist, ist ewig, und es verlangt nach primordialen Urklängen...

Wer Tangerine Dreams frühe Alben "Atem", "Zeit" und "Alpha Centauri" noch in guter Erinnerung hat, wir verblüfft sein, wie nah dieses neue Deep-Space-Ambient-Album an diese bahnbrechenden Klassiker herankommt. Neben dunklen Drones hören wir flirrende Flächen, schleppende Beats, verhallten Noise, dezente Melodiebögen und geheimnisvolle Samples. Bestanden epische Tangerine Dream-Alben dem Medium gemäß noch aus zwei Tracks, kann man auf CD wunderbar eine monumental lange Komposition unterbingen.

Tholens Sternensinfonie (sie müsste eigentlich "Sternenklang" statt "Sternklang" heißen) ist erstaunlich konsequent und von hohem ästhetischem Reiz. Wer sich in meditativen Halbschlaf versetzen will und die Weiten des Alls herbeisehnt, um endlich in der Ewigkeit aufzugehen, wird hier zweifellos fündig. Eine abwechslunsgreiche spirituelle Reise.

MaNic

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NORTHAUNT

Horizons

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(Cyclic Law 2006) CD First 2000 copies in a 6 panel Digipack
7 Tracks + Video. Running time; 60.00

Die Norwegische Formation Northaunt bewegt sich in den edlen Gefilden der Organic Darkambient-Musik, also einer stimmungsvollen Klangwelt aus elektronischen und konkreten Geräuschen, die zu faszinierenden Klangräumen gemischt werden. Northaunt konzentriert sich bereits in den Titel ganz auf eine abstrakte, raumorientierte Herangehensweise, die ganz von persönlichen und ideologischen Dimensionen abdriftet. Stattdessen eröffnnen sich: "Horizons" einer fremden und teilweise umheimlichen Landschaft.

"Until Dawn Do Us Part" leitet das Werk mit filigranen, eher hohen Drones ein. Sogar einzelne Pianoakkorde verlieren sich hier her. "Night Came to Us" schürft aber bereits in die Tiefen und konfrontiert uns mit noisigen, beängstigenden Aspekten. Ein hallendes und 'saugendes' Stück, das an frühere Lustmord-Tracks erinnert. "Horizons" kehrt dann zum ganzheitlich-kosmischen Kontext zurück. Hohe Drones und halliges Klappern erinnern stellenweise an Mark Ishams Soundtrack zu "Never Cry Wolf" (1983). Schöne und visionäre Musik...

"The Autumn Sky" wartet mit einem leicht bohrenden Drone auf, das wiederum mit Konkretsounds verschnitten wird und eine beunruhigende Wirkung anstrebt. Die organischen Akzente lassen das Stück erdiger erscheinen, als der Titel vorgibt. Erst "Night Alone" bietet dann die zu erwartende Verlorenheit, die sich auch in der hervorragenden Covergestaltung abzeichnet. "With the Stars as Witness" weitet das Spektrum erneut und erzeugt eine kosmische Einheit von Klang und Raum. Und "The Wilderness" kehrt dann zu den konkreten Natursounds und Fieldrecordings zurück. Dieser monumentale Track liegt auch als atmosphärischer Videoclip in einer kürzeren Version vor.

Northaunt ist mit "Horizons" eine großartige Organic-Ambient Sinfonie gelungen, die den Hörer für eine Stunde in zweilichtige und doch wohlige Gefilde entführt. Für Fans des Genres eine klare Empfehlung!

Ivan Kostor

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Karjalan Sissit

Tanssit On Loppu Nyt

(Cyclic Law 2006) CD 9 Tracks, 33 Min.

Das schwedisch/finnische Einmann-Projekt Karjalan Sissit ist als der zutiefst persönliche und emotionale musikalische Ausdruck des Musikers Markus Pesonen gedacht, der mit Hilfe des Neoklassik-Bombast-Masterminds Peter Bjärgö nun bereits auf dem 4. Tonträger seiner misantropen Weltsicht Klangform verleiht. Zum 2. Mal erscheint auch die sorgfältig gestaltete LP-Version auf dem Berliner Label Eternal Soul, während die CD bei Cyclic Law herausgekommen ist.

Stilistisch bewegt man sich mehr als auf den vorangehenden CDs zwischen neoklassischem Darkambient und bombastisch-brutalem Military-Industrial, wobei die finnischen Schreigesänge durchaus Erinnerungen an Power-Electronic-Bands wie Genocide Organ wecken. Die Grenzen zwischen affirmativem Militarypop und der rhythmischen Industrialgangart verschmelzen zusehends. Bereits Sophia hatten solche Tendenzen, und bei der aktuellen Folkstorm-CD finden sie sich ausgeprägt. Den Hörer erwartet also ein Wechselbad zwischen düster-atmosphärischen Klanglandschaften und nahezu hysterischen Ausbrüchen, zwischen Depression und Hass, wobei gerade die fremdartigen Vocals eine eigene Qualität gewinnen. Die gesamte LP erschöpft sich streckenweise etwas in diesem Konzept, doch auf voller Lautstärke kann man sich diesem Konzept kaum entziehen...

Während die LP mit Poster und Bonsutrack aufwartet, wird die CL-CD im mattkartonierten Oversize-Booklet präsentiert - mit monohcromen Fotos und finnischen Linernotes. Für Sammler ist somit sowohl LP als auch CD interessant, wer sich entscheiden muss, kann zwischen der längeren LP oder der vom Klang her druckvolleren CD entscheiden.

:ms:

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Gustaf Hildebrand

Primordial Resonance

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Es gibt eine Tradition 'kosmischer' Ambientmusik, die bis zu Tangerine Dreams legendärem Album 'Zeit' zurückreicht. Gustav Hildebrand setzt auf seiner zweiten CD die Reise unbekannte, meist leblose Regionen des Universums fort. Die Covergestaltung schließt an frühere großformatig präsentierte Veröffentlichungen des Cyclic Law-Labels an und schafft eine atmosphärische Reflexionsbasis (leider sehr instabil und anfällig für Fingerabdrücke).

Die Suche nach dem Urklang geht weiter: wabernde Drones, sphärische Flächen, bedrohliche Rauschfrequenzen und unergründliche Klänge begleiten diese Erkundungen.

Andererseits ist diese CD durchweg affirmativ zu ihrer Vision, weist kaum Irritationen und Brüche auf und steht somit am Ende einer kreativen Sackgasse. Dahinter folgt allenfalls - die Ewigkeit (Kubricks 2001 ist da allerdings optimistischergedacht). Was lange hallt, wird hier schließlich zum Außenposten einer Form des inneren Kosmos, der seine Spuren langsam verwehen lässt und bizarre, zerklüftete Formation zurücklässt: faszinierend - aber erstarrt in einer Idee von Schönheit, die kaum noch Perspektiven birgt. Der Soundtrack zum ätherischen Chill-Out. Für Fans empfehlenswert, Normalverbraucher bleiben definitiv zu Hause - oder schlafen so besser ein.

MaNic

 

Svartsinn

Traces of Nothingness

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Verglichen mit Gustaf Hildebrands neuem Werk erscheint diese im schönen Digipak erschienene CD geradezu persönlich und intim. Sogar melancholische Melodien schleichen sich hier ein, geheimnisvolle Vocal-Samples - Svartsinn aus Norwegen erschaffen einen schwebenden Soundtrack mit nachdenklichen und absolut aufregenden Momenten. Geleitet werden die 'Spuren des Nichts' von einem Sartre-Zitat, man sieht sich also in philosophischer Traditionen, existenzialistisch zwischen dem 'Sein' und dem 'Nichts' zerrissen. Titel wie "No Passage to the Innermost', 'Misanthropic Odyssey' oder 'All the Colours Are Fading' sprechen eine deutlich zerquält Sprache und nutzen das Medium Ambient offenbr mit größtem Effekt als weltanschauliche Kommunikationsform. 'Emptiness is Form' heißt der letzte Bonustrack der CD und trifft die Idee sehr gut: Allerdings - solange Leere wirklich Form sein kann, hebt sie sich selbst auf und schafft Raum für 'Etwas'. Das ist der Funken Hoffnung, der zwischen die düsteren Klangwolken hier schimmert.

Auch Svartsinn stehen musikalisch in renommierter Tradition, Track 2 lässt gar Erinnerungen an Popol Vuhs großartiges NOSFERATU-Thema wach werden. 'Traces of Nothingness' ist 'True Norge'-Black Ambient und letztlich spirituell getriebener Isolationismus. Ein Meisterstück schwarzmalerischer Klangkunst, subtil und klangtechnisch ausgefeilt.

MaNic

 

Visions

Lapse

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Mit Instincts und Visions präsentiert Cyclic-Law-Labelchef Frédéric Arbour seine eigenen musikalischen Visionen, die nahtlos an die Programmatik seines Unternehmens anknüpfen.

Was er auf dieser dronelastigen Darkambient-CD "Lapse" unternimmt, lässt sich nur mit dem letzten Viertel des SF-Kultfilms 2001 - ODYSSEE IM WELTRAUM vergleichen: Durch das Sternentor tauchen wir in die Untiefen unseres Geistes, der sich wiederum spiegelt in den Irritationen und Schattenspielen des Alls. Feuer und Eis prallen aufeinander (siehe das Cover) um neues Leben zu zeugen in einem initialen Inferno. Der Blick in den Abgrund ("Abyssal gaze") führt udrch mystische Visionen ("Auroral Glare", "Visions") in eine transcendentale Passage ("Passage") in die absoluten Tiefen des Raums ("Devoid of Shadows", "Lightless").

Düster-esoterische Klangsklupturenentfalten sich in vereinnahmender Dichte und Intensität. "Lapse" ist ein Traum von einem Darkambient-Album. Inspirierend und eindrucksvoll. :ms:

 

Kammarheit

The Starwheel

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"The Starwheel" ist bereits die zweite CD des schwedischen Projekts Kammarheit von Pär Boström auf Cyclic Law. Ungeachtet des Titels thematisiert dieses Album keine imaginäre Reise durchs Sternentor (wie etwa "Lapse" von Visions), sondern nutzt die metaphorische Qualität ihrer Motive, um eine zutiefst persönliche Passage zu unternehmen. Das düster-melancholische Cover mag dabei als Projektionsfläche dienen. Und folglich finden wir hier nicht nur die bekannten grummelnden Drones, sondern vor allem auch geheimnisvolle, stimmengleiche Hochfrequenzen, die uns in eine spirituelle Tiefe geleiten.

In den assoziativen Titeln setzt Boström auf alptarumhafte Imagination: "A Room Between the Rooms" - die Auflösung der Raum-zeit-Kontinuums - "...Port After Stormy Seas" - Visionen des Niedergangs - "All Quiet in the Land of Frozen Scenes" - erstarrte, ruinengleiche Landschaften, durch die wir auf den Kklängen von Kammarheit in Zeitlupe bewegen.

Kammarheit ist schwarz-esoterische Meditationsmusik in konsequenter Gestaltung. cd

 

Nordvargr / Drakh

Infinitas in Aeternum

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Fans des schwedischen Musikers Henrik Nordvargr Björk haben es nicht leicht: Seine Kreativität treibt ihn zu inzwischen zahllosen Veröffentlichungen mit seinen durchaus unterschiedlichen Projekten Folkstorm, MZ.412, Toroidh, HH9 usw. - aber in letzter Zeit auch solo. Auf seinen mit eigenem Namen gekennzeichneten Veröffentlichungen versucht er in letzter Zeit vermehrt, die Untiefen elektroakustischer Experimentalwelten zu erkunden. So auch auf dem vorliegenden eher finster-ambienten Werk "Infinitas in Aeternum".

Wie gewohnt hat sich Cyclic Law wieder eine eigenständige Verpackung einfallen lassen: ein Heft aus schwarzweißem karton, das ins Negativ verkehrte Fotos schwedischer Waldidylle enthält und auf den letzten Seite die CD eingeschoben hat. In den Credits finden sich die Namen John Cage und Oskar Sala, zwei Pioniere der Klangkunstavantgarde (siehe Artikel über Cage in :Ikonen: Heft 5). Die CD verlässt sich nicht auf die aus dem Darkambient-Bereich gewohnten Drone-Strukturen, sondern bietet ein reiches Reservoir an Lärm und Stille, in dem selbst eine monoton angeschlagene E-Gitarre nicht deplaziert wird. Insofern haben wir es durchaus mit einem frischen, originellen Sound zu tun, der sich nicht leicht nebenbei konsumieren lässt.

Die Titel - etwa "Black Emitting Oven", "Decomposition of Forces" - kreisen in Wechselwirkung mit den Fotos um den Verfall der Welt, umspielen und kokettieren mit einer apokalyptischen Lus am Niedergang... Für den Einsteiger in die weite Welt der Darkambient-Musik ist diese CD weniger geeignet, für den eingeweihten Fan des Cyclic-Law-Label jedoch setzt sie die Tradition ungebrochen fort. Frédéric Arbour bietet uns ein Kleinod nach dem anderen. :ms:

 

Sophia

Deconstruction of the World

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(Cyclic Law 2004) CD 11 Tracks

Die schwedische Gruppe Sophia um Peter Bjärgö und Stefan Eriksson machte sich mit nur wenigen Tonträgern auf dem Cold Meat Label einen Namen als eine der versiertesten Neoklassik/Military-Bands. Mit schwer stampfenden und hämmernden Beats sowie elegischen Streichern kreierten sie auf Herbstwerk ein Meisterstück synthetischer Apokalypse-Soundtracks, das in unverhohlenem Pathos vom Ende der Welt zeugte.

Mit Deconstruction of the World, einem Album, das zunächst auf Vinyl erschienen war, vollzogen Sophia den Schritt aus der kalten Heimat nach Kanada: Zu dem inzwischen gut etablierten Ambient-Label Cyclic Law, das ihr neues Werk gleich im überformatigen, monochromen Faltkarton präsentiert. Statt sich auf den üblichen Stil zu verlassen – also militaristisch aufgemotzen Neoklassikbombast – hat man hier das Spektrum gleich in mehrere Richtungen erweitert: Einzelne Tracks bieten finstergrollende Ambientmusik, durchsetzt von geheimnisvollen Samples und Stimmen, dann wieder erklingen die erwarteten Bombastausbrüche, um diesmal schließlich in raue Gesangpassagen (2, 9, 11) zu münden. Man will offenbar verstanden werden und bietet nun eine vielfältige Reise durch unser agonales Universum... Diesmal sogar mit tanztauglicher Qualität.

Die LP glänzt durch ein düsteres Kunstdruckposter, der CD wurde zur Abrundung ein atmopshärischer Videoclip beigegeben. Technisch hervorragend umgesetzt zeigen Sophia auf Deconstruction of the World, dass sie zu den führenden Größen des wachsenden Military-Bombast-Postindustrial-Clans gehören. Und Cyclic Law hat seine Programm gleich um mehrere Varianten bereichert. In jeder Hinsicht aufregend und überzeugend.

MaNic

 

Arcana

A New Light

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(Cyclic Law 2004) CD 11 Tracks

Als vorläufiger Höhepunkt bei Cyclic Law ist wohl die gerade erschienene CD "A New Light" der schwedischer Sakralelektroniker Peter Bjärgö von Arcana gedacht. Im großformatigen Digipak, mit 8-seitigem farbigem Beiheft präsentiert sich Arcana hier mit einer Jubiläums-Zusammenstellung von alternativen und raren Stücken von 1994 bis 2004. Diese Stücke schöpfen das gesamte Spektrum des Projektes aus: Vom sakralen Männergesang bis zur glasklaren Frauenstimme, von mittelalterlichen bis hin zu asiatischen Instrumenten, von Darkambientpassagen bis hin zu eingängigen Melodien findet man hier ein hervorragendes Beispiel für das, was man wunderbar unter 'Gothic' subsummieren könnte, wenn dieser Begriff nicht längst für mittelmäßige Elektrobands reserviert wäre. Arcana führen einen Sound fort, den seit den frühen Dead Can Dance der "Serpent's Egg"-Phase niemand mehr erreicht hat. Und das ist durchweg positiv gemeint: Bjärgö hat sorgsam die düstersten Elemente der legendären Australier weiterentwickelt und ihnen seinen eigenen Dreh verliehen. Ästhetisch und klanglich ist diese CD - obwohl es sich nicht um ein Konzeptalbum handelt - durchaus als hervorragend zu bezeichnen.

Cyclic Law hat nach einigen Ambient-Veröffentlichungen bereits mit Sofia einen schwedischen Neoklassik-Act herausgebracht und erweitert mit Arcana weiterhin das Spektrum. Man kann gespannt sein, welche mythischen Tiefen sich (nach zyklischem Gesetz) hier noch auftun.

Marcus Stiglegger