Apatheia

Lifethesis

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(CMI 2009) CD

Seit dem Erfolg von Ordo Rosarius Equlibrio hat sich das schwedische Post-Industrial-label Cold Meat Industrie immer wieder gerne auf Apokalyptische Folkmusik eingelassen. Und nach Stormfagel, :Golgatha: und Aeterna erklingen nun auf "Lifethesis" des schwedischen Einmann-Projektes Apatheia erneut die Akustikgitarren.

Frontmann Linus Andersson ist zugleich Drummer von Coph Nia, somit also kein eigentlicher Newcomer, und die nun vorliegende Debüt-CD ist auch nicht mehr ganz aktuell, denn das Material stammt aus den jahren 2001 und 2002. Die etwas unbehauene akustische Klangwelt, die sich hier in 13 melodiösen Folksongs entfaltet, entspricht somit genau der stark limitierten CD-R, die nun erstmals einem großen Publikum zugänglich ist.

Anderssons Stil ist verspielt, eingängig, von Chimes, Drums und sogar Trompetenmelodien gesäumt, immer jedoch von der glasklaren Akustgitarre und dem mal hymnischen, mal melancholischen Gesang getragen. Die englischen Lyriks sind gut verständlich und offenbaren eine schwarze Weltsicht - jedoch nicht gänzlich ohne Lichtreflexe.

Das beginnt bei den hellen Glocken von "By Strife", einem Opener von diablischer Eleganz, und klingt mit dem schunkeligen "This Cannot Be" noch lange nicht aus. Einige dieser Melodien bleiben und sind allenfalls mit Death in June der Symbols&Clouds-Phase vergleichbar. Textlich setzen sich Apatheia mit den Widrigkeiten unserer Welt auseinander, was umso interessanter erscheint, da sich Apatheia aus ihrem ursprünglichen Engagement in der anarchistischen Szene befreit haben und nun einen bedingungslosen eigenen Weg gehen. "We have come here to ruin it all" ist eine Liedzeile, die eine Abrechnung mit allen destruktiven Störbewegungen der Gesellschaft ist, die nach dem Ende keinen Neuanfang zu setzen gewillt sind...

Zu erwähnen bleibt noch die hervorragende Coverfotografie von Birthe Klementowski, einer radikalen Visionärin, die beständig nach dem schönen Glanz des Untergangs sucht, und deren stimmungsvolle Fotografie nach Desiderii Marginis ("Seven Sorrows") auch Apatheias Weltsicht kongenial ergänzt.

"Lifethesis" ist eines der schönsten Folkalben der letzten Jahre, persönlicher und rauher als etwa Rome, weniger dem postindustriellen Kitsch verpflichtet als ORE - und schon gar frei von deutsch-österreichischem Traditionalismus. Hat jemand World Serpent vermisst? CMI ist längst an deren Stelle getreten.

PS: Freuen kann man sich auf die bei CMI kommende Compilation "Thanateros", auf der der hymnische Song "Temple of Oaks" exklusiv vertreten sein wird.

Ivan Kostor