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:Golgatha: & Dawn and Dusk Entwined
Sang Graal
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(Cold Meat Industry 2008) CD 13 Tracks
Die Suche nach dem Gral beschäftigt die Menschen
seit Jahrtausenden. Viele Legenden und Mythen ranken sich um dieses Gefäß,
zunächst ein Fruchtbarkeitssymbol der Kelten, welches erst später
in der christlichen Pervertierung des Mythos zum heiligen Gral wurde,
der das Blut des Nazareners nach seiner Kreuzigung auffing und damit in
die christliche Ikonographie überführt wurde. Der Gral wurde
so religiös besetzt, mythisch aufgeladen – die ursprüngliche
Bedeutung ging verloren.
Der Mythos führt viele auf die Suche: Die Ritter der
Tafelrunde verlangten ebenso nach dem Gral, wie die Nazis, welche Otto
Rahn anheuerten –Sucher nach einer Legende, die inzwischen selbst
legendär geworden sind, durch ihren Wahn ebenso wie durch ihr Scheitern.
Der Gral ist jedoch verbunden mit einer spirituellen Suche, wer aus dem
Abstrakten, aus dem Inneren etwas Äußeres macht, verfällt
in eine Obsession – der Kreuzzug ist dann nicht mehr fern, womit
eine Brücke ins Jetzt geschlagen wird.
Die deutsche Formation :Golgatha: im Verbund mit dem Franzosen
David des Ambient-Projekts Dawn & Dusk Entwined nehmen sich dieses
Mythos’ an, sie erzählen von der vergeblichen Suche nach dem
ewigen Leben, nach dem Symbol der Fruchtbarkeit, das nicht im Äußeren,
sondern stets nur im Inneren zu finden ist. Dabei greifen sie in der ersten
Hälfte auf mächtigen martialischen Bombast zurück, der
sich nicht hinter der Elite der NeoKlassik wie The Protagonist zu verstecken
braucht, mit „The Messiah“, „A Seeker Divine“
und „The Crusade“ legt diese Kooperation gleich drei Military-Pop-Hymnen
vor, die an die besten Momente von Dernière Volonté erinnern.
In der zweiten Hälfte wird es meditativer, ambienter, aber nicht
minder spannend, die Suchbewegung führt immer mehr ins Innere, in
die Kontemplation.
Ein Genre-Highlight weitab von Wiederholungstätern
wie Arditi ist Sang Graal ein einnehmendes, ein stimulierendes Album mit
viel eindringlichem Pathos und einer herrlichen Gedankenschwere. Für
Fans des Genre unverzichtbar.
Martin Kreischer
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