Und Erlöse uns nicht von dem Bösen Anbieter: Bildstörung Der französische Erotomane Joël Séria drehte mit seinem ersten Film UND ERLÖSE UNS NICHT VON DEM BÖSEN 1970 eine ganz eigene Version des Mordfalls Pauline Parker/Juliet Hulme (1954), der auch Peter Jackson als Vorlage für den Film HEAVENLY CREATURES als Vorbild gedient hatte. Statt jedoch die Fakten zu rekonstruieren oder - wie Jackson - in die bizarre Vorstellungswelt der Mädchen vorzudringen, schuf Séria einen verstörenden Reigen obszöner Vignetten, in denen die 14jährigen Klosterschülerinnen Anne und Lore ihre Umwelt erschüttern - und sich dabei deutlich an ihrer Lektüre von Lautreamont, Baudelaire und Georges Bataille orientieren. Dabei vermittelt der Film die Libertinage der 1970er Jahre - weniger als verschmäte Herrenphantasie (wie die zeitgenössischen SCHULMÄDCHENREPORTE), sondern ankmnüpfend an den anarchischen Protest des osteuropäischen Kinos (TAUSENDSCHÖNCHEN). Anne und Lore interessieren sich wenig für das, was Mädchen ihres Alters normalerweise so beschäftigt, sie lesen lieber heimlich unter der Bettdecke die Werke der poètes maudits und huldigen dem verführerischen Reiz des Verbotenen erlegen. Der Teufel wird ihr Lehrmeister. In satanischer Freundschaft verplfichtet, beginnen die Mädchen in den Ferien, den Männern aus ihrem Dorf bösartige Streiche zu spielen. Joël Sérias UND ERLÖSE UNS NICHT VON DEM BÖSEN wurde kurz nach seiner Premiere in Frankreich wegen Blasphemie vorübergehend verboten. Er geht ähnlich radikal vor wie der tschechische VALERIE und vermittelt in intensiven Bildern voller Täuschungen und Fallen das Drama eines fehlgeleiteten sexuellen Erwachens. Das ist verführerisches Kino von bezaubernder Boshaftigkeit, mit einschmeichelnder Spieluhrenmusik begleitet und sommerlich lichtdurchflutet. Und sexy im Stil der libertinen Jahre... Die DVD von Bildstörung enthält u.a. das Bonusmaterial der englischsprachigen Edition, sowie ein gelungenes Booklet mit einem neuen Text von Paul Poet. Die Dokumentarteile bieten mitunter ausführliche und erhellende Interview mit Regisseur, Autor und Hauptdarstellerin Jeanne Goupil, die auch in späteren Filmen noch in erotischen Rollen zu sehen war. They don't make'em anymore. Also heißt es: Zugreifen. :ms:
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