Thonar Records

Label Spot

Das Augsburger Label Thonar hat sich seit 2007 auf die Veröffentlichung von darkambient, Power Electronics und (Neo)Folk spezialisiert. Als Einstand gönnte man sich einen aufwändig gestalteten Sampler namens "New World Order".

An dieser Stelle werden zukünftig die Veröffentlichungen des Labels vorgestellt:

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Tonal Y Nagual

The Hidden Oasis

(Thonar 2008) CD

Wer die qualitative Unverlässlichkeit von sog. deutschen Neofolkbands kennt, wird das bange Gefühl kennen, mit dem man eine neue Scheibe in den Player legt...

Tonal Y Nagual haben auf UMB ihr Debüt gegeben, und das entzog sich noch den Kategorien. Rituelle Beats, mysteriöse Vocals, akustische Akzente. Dass "The Hidden Oasis" tatsächlich fast durchweg als Folkalbum daher kommen würde, war nicht abzusehen - und das surrealistische Artwork lässt auch nicht unmittelbar darauf schließen. Doch man sieht sich offenbar in der Tradition bizarrer Pflanzen wie Novy Svet, eine Basis, die mehr Varianz zulässt.

"The Hidden Oasis" ist also ein veritables Folkalbum, meist englisch gesungen und mit rhythmischer Akustikgitarre, wie man es von den britischen Klassikern schätzt. Der rituelle Aspekte ist durch gelegentlich hämmernde Beats noch präsent, es überwiegt jedoch der 'Chanson'. Die Vocals erscheinen nicht immer sicher, der Gesamteindruck ist jedoch äußerst unterhaltsam.

Tonal Y Nagual ist mit "The Hidden Oasis" eine stets hörbare Folkplatte mit einigen spannenden und durchaus eindrucksvollen Highlights gelungen - eine Seltenheit in der heimischen Szenerie. "Come to join this Pagan circle..."

MaNic

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Dahlia's Tear

Under Seven Skies

(Thonar 2008) CD 7 Tracks

Dahlia's Tear, eine schwedisches Ein-Mann-Projekt, präsentieret mit "Under Seven Skies" bereits sein drittes Album. Wer nun ein weiteres undefinierbares Darkdrone-Album erwartet, wird positiv überrascht sein, denn hier orientiert man sich nicht am frühen Cold-Meat-Sound, sondern schafft vielschichtige Bezüge zum trancigen Klanggeflecht des Krautrock - mit aktuellen Sounds versteht sich. Das Ergebnis ist ein stehts unterhaltsames, immer düsteres, doch erstaunlich lebendiges Ambientalbum mit originellen Klangcollagen, Gitarrenakzenten, mysteriösen Vocal-Fetzen und dynamischen Drumspuren. Unmerklich gleiten Traum und Alptraum ineinander.

Das apokalyptische Artwork auf diesem Digipak ergänzt sich grundsätzlich trefflich mit den atmophärischen Klängen, doch gerade das Titelmotiv erscheint etwas enttäuschend - die Sanduhr ist kaum zu erkennen, der Hintergrund ist leicht pixelig. Angesicht der Innengestaltung der CD verwundert das. Aber dieser kleine Makel soll das Album nicht in Frage stellen.

Dahlia's Tear haben zweifellos einen eigenen Stil gefunden, den es sich zu beobachten lohnt...

:ms:

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Abandoned Place

Shadow Of Memory

Mit Abandoned Place liegt eine lupenreine Darkambient-CD vor, die vor allem an die Tradition des Cyclic-Law-Label anschließt, was durch das Mastering von Frederic Arbour (Cyclic Law) noch zusätzlich unterstrichen wird.

Abandoned Place ist ein Seitenprojekt von March Of Heroes (Rage in Eden), einer französischen Martial Industrial Band (Rage in Eden Records), die bereits ambiente und soundtrackartige Passagen verarbeitete. "Shadow of Memory" konzentriert sich nun ganz auf den ambienten Aspekt, unterstrichen von einem passenden und gelungenen Artwork (Sperber Illustrationen). Verfallende Orte mit einer langen Geschichte sind hier zu sehen, alte Handschriften und Relikte einer vergessenen Ära.

Die Musik bleibt im Rahmen des Gewohnten mit langen Drones, geheimnisvollen Samples und klassischen Streicherharmonien. Ein abgrundfinsterer Hörgenuss, ein Soundtrack für das innere Thrillerkino. Für Genrefans ein sicherer Tip.

Ivan Kostor

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Pantheon Legio Musica

Per Aspera ad Astra

(Thonar 2008) CD 16 Tracks

Das römische Kaiserreich hat seine Wirkung auch heute noch nicht verloren. Seien es Großmächte, die von dem Glanz und der Glorie der vergangen Zeit träumen oder Künstler, die in den Römern eine Zivilisation auf ihrem Höhepunkt sahen. Pantheon Legio Musica beziehen sich explizit auf die Römer, dabei ist nicht ganz klar, auf welche Epoche sie anspielen und welchen Stellenwert das römische Imperium für die Musiker hat – es sieht ein wenig nach Beiwerk aus, um sich von anderen Military-Industrial-Formation zu unterscheiden. Das gelingt auch, der Hörer wird zur Abwechslung mal nicht mit halbgaren und fragwürdigen 2WK-Samples konfrontiert. Musikalisch bleiben Pantheo Legio Musica im engsteckten Rahmen des Genre und erinnern stellenweise an das Debüt-Album von TRIARII – zumeist rein instrumental werden Bombast-Samples und elektronische Beats vermischt, ohne jedoch ganz die Wucht von einer Formation wie TRIARII oder The Protagonist zu erreichen. Einige wenige Stücke, die stark in die Richtung Dark-Wave/Military-Pop zielen, wurden mit einem leider recht schlecht abgemischten weiblichen Gesang versehen. Die Production Values waren insgesamt nicht sonderlich hoch, vieles klingt noch ein wenig unausgegoren und flach, der Bombast bleibt im matschigen Sound stecken – dennoch haben Pantheon Legion Musica Charme und Ideen, es bleibt zu hoffen, dass die Formation noch wächst.

Martin Kreischer

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