Tehom Lacrimae Mundi (Cyclic Law 2014) CD 9 Tracks Wer in den 1990er Jahren die Postindustrialmusik verfolgt hat, wird das Erscheinen eines dritten Tehom-Abum wie das überraschende Auftauchen eines alten Bekannten aus der Vergangenheit erleben, den man nie wirklich vergessen hat, der aber auch nicht unbedingt vermisst wurde. Aufsehen erregte das 1996 erschienen Debütalbum 'Despiritualization of Nature' einst weniger wegen seiner kreativen Originalität, als durch die Tatsache, dass Douglas P. von Death in June es auf seinem Label Twilight Command veröffentlichte. Er kannte den wenig später tragisch verstorbenen Komponisten Sinisa Ocurscak von seiner Kroatientour während des Kosovokrieges. Das Album selbst bot generischen Darkambient mit rituellen Akzenten, der sich widerstandslos in das damals florierende Genre einfügte. Der Name Tehom bedeutet 'Abgrund' und blieb Programm. 2000 erschien posthum ein zweites Album, vollendet von Miljenko Rajakovic, 'Theriomorphic Spirits', das mit seinen satten Flächen, bodhranartigen Drums und seiner okkulten Finsternis erheblich mehr Eindruck hinterließ und für Fans von Inade oder Lustmord eine willkommene Veröffentlichung darstellte. An dieses Werk knüpft das neue Album 'Lacrimae Mundi' nun an. Glasklare Drones, undefinierbare Geräusche, unheimliche Stimmen und okkulte Philosophie fließen mit der surrealen Märchenhaftigkeit des Coverartwoks zusammen und kreieren ein Erlebnis heimeliger Finsternis. Beim ersten Hören entgleitet einem dieser Fluß sehr leicht, denn verglichen mit anderen Labelacts von Cyclic Law (Arcana, In Slaughter Natives, Vortex) bleibt man bei Tehom in eng gesteckten Grenzen, die sich erst bei sehr lautem Hören langsam auflösen. Technisch ist das hervorragend gestaltet, nutzt den stereophonischen Raum bis ans Limit. Man kann also von einer klangtechnischen Steigerung seit dem zweiten Werk sprechen. Inhaltlich weist der im Cover integrierte Text von Thor Einar Leichhardt in eine philosophische Richtung, die sich mit dem Kairos-Konzept (Ständigkeit) beschäftigt, während die Rezitationen in den Stücken 4 und 9 Aleister Crowley 'Book of the Law' entstammen. Diese Impulse spannen ein assoziatives Netz, in dem sich die Klänge entfalten, ohne den Inhalt selbst zu tragen. Das Rezitativ wird von einem verlangsamenden Effekt geprägt, der stark an ähnliche Stücke von Inade erinnert. Insgesamt liegt mit dem dritten Album von Tehom ein ebenso schönes wie dichtes Darkambient-Album vor, das durch verhallte Beats und unheimliche Stimmeinsätze geprägt ist, aber dennoch den generischen Rahmen nicht verlässt. MaNic Tracklist: |
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