INADE The Incarnation Of The Solar Architects (Loki 50) CD 10 Tracks Wenn eine Musikformation die Grenzen des Darkambient-Genres weitgehend ausgelotet hat, dann die Leipziger Inade mit ihrer "Audio Mythology". Über mehrere Alben und Singles hinweg haben sie an einer ganz eigenen musikalischen Perspektive auf die kosmischen Prozese unseres Universums gearbeitet und setzen dieser Suche nun mit dem monumentalen Titel "The Incarnation of the Solar Architects" einen klimaktischen Endpunkt. Das neue Album liegt in mehreren Versionen vor, zur Rezension stand die mit monochromen Bildkompositionen gediegen gestaltete CD im 6-Panel-Digipak zur Verfügung. "The Engine of the Mind" schafft einen sinfonisch-bombastischen Auftakt, durchzogen von den typischen metallischen Drumfragmenten und 'kosmischen' Sounds, die man vom Inade-Konzept kennt. Gegen Ende kommt eine verhallte geheimnisvolle Stimme hinzu. Insgesamt die gewohnte Qualität der Band, eine Beruhigung für den geneigten Hörer. "Abandoned Inferno" legt dann richtig los: Was sich auf den beiden letzten Alben andeutete, wird nun konsequent umgesetzt: Inade bauen zunehmend auf komplexe Rhythmen, die von an- und abschwellende Sphären trancig begleitet werden. Die Sounds bleiben im organischen Bereich und vermeiden einen stereotyp-technoiden Charakter. Man kann hier problemlos von Ritualmusik sprechen. Es fällt eine zunehmende Leichtigkeit der Drumstrukturen auf, schwere Bassbeats fehlen weitgehend und schaffen den Eindruck eines fließenden Prozesses, bestärkt durch einie filigran flirrende Melodie. Fast bruchlos ist der Übergang zu "A Lefthanded Sign", vermutlich eine Reflexion auf den linkshändigen Pfad des Okkultismus, der Strömungen beschreibt, die dem 'konventionellen' rechthändigen Weg entgegengesetzt sind (abgeleitet aus dem Hindu-Tantra). In düsteren und im Delay dekonstruierten Vocals wird diese Weltsicht verbalisiert, während kosmische Klänge ein stereophonisches Bad der Klänge um den Hörer aufbauen. "Altar to the Unknown" schließlich führt in unbekannte und finstere Tiefen und wartet mit einer Geräuschcollage von unheimlicher und zugleich glimmend schöner Qualität auf. "The Tellurian Vortex" knüpft dann an den sinfonischen und sakralen Charakter des ersten Stücks an und wirkt eher wie eine Passage, ein Gleiten durch den Wirbel in andere Sphären der Wahrnehmung einer Welt jenseits der Welt, nah an der Antimaterie, dem absoluten, absorbierenden Nichts. Im direkten Übergang zu "The World Behind the World" wird noch einmal deutlich, wohin die Reise geführt hat. Ein Stimme sinniert über jenes parallele Universum, in das uns die Musik geleitet hat. Und hier kommen auch wieder rituelle Drumpattern zum Einsatz, die den schamanischen Charakter des Albums vollenden. "From the Angle of Aleph" kehrt zu den schleifenden Loops früherer Alben zurück und enthält Vocals über Aleph, ein Symbol für die Unendlichkeit, untermalt von tibetischen Trompetensounds. Mit "The Veil of Internal Unity" schaffen Inade einen dronebasierten Angst-Raum, der allmählich von zarten Akkorden und sakralen Gesängen abgelöst wird, als würde die Furcht vor dem Unbekannten langsam weichen, sich der Schleier der Wahrnehmung lüften und die Sicht klären für die kosmisch eEssenz, die Akzeptanz einer 'ewigen Einheit'. "Canon of Proportion" kehrt mit schleppenden Beats zum schamanistischen Reiseaspekt zurück und leitet die Rückkehr ein. "Aion Teleos" kommt mit gläsernen Akkorden und einer beruhigend meditativen Narration der Charakter eines Epilogs zu, der eines der geschlossensten und überzeugendsten Darkambient-Alben der letzten Jahre zu einem gelungenen Abschluss bringt. Die kosmische Immersion dieses Album nähert sich einem Erlebnis wie Stanley Kubrick Film 2001 zu ersten Mal zu sehen: hypnotisch, meditativ, einnehmend, erweiternd. Marcus Stiglegger |
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