VORTEX KALI YUGA CD, 11 Tracks im Digipack Kulturepessimismus und Dystopien sind für keine
der alternativen Musikströmungen mehr etwas Besonderes. Im infantilen
Konsens gilt aller Ruhm dem, der am wenigsten durchblicken lässt,
dass sein unreflektierter Pessimismus aus kläglichem Selbsthass resultiert.
In unserer heutigen Zeit ist es schwer für einen feinen,
sensiblen Geist, nicht an allen Ecken und Enden nur noch Niedertracht
und Elend zu erkennen. Frei nach Meister Burroughs ist der Verrückte
wohl nur der, der gerade herausgefunden hat, was Sache ist. Man hat nicht das Gefühl, akustisch einem Albtraum beizuwohnen, eher einer besonnenen, gefassten Beobachtung. Einige Stücke, die sich im Besonderen mit dem Gift der Zivilisation befassen, haben einen durchaus stark beunruhigenden Charakter, wie etwa „Corruption“, dem aber, typisch für dieses Album, sofort „Martial Destiny“ das mitunter kraftvollste Stück entgegengesetzt wird. Der Preis der Existenz ist der ewige Krieg, (warum auch nicht, man kann sich an alles gewöhnen). Die Welt funktioniert nicht, das System stirbt, man ist aber schlicht zu abgeklärt und zu besonnen um jetzt selbstherrlich die Apokalypse herbeizusehnen. Eine spannende Reise, deren Endpunkt niemandem bewußt sein wird. Viel Dunkel - aber auch Lichtblicke, beziehungsweise die feste Überzeugung, dass es weitergehen wird, so oder so. Die wilden, treibenden Stücke sind durchzogen von einer gewissen Vorfreude auf den großen Knall, der „Reinigung“, die solchen Kulturkatastrophen folgt. Hier schließt sich konzeptionell auch der Kreis zu den anderen beiden Alben, die sich mit Vortizismus und Futurismus beschäftigten, beides Strömungen die mit geradezu gewalttätiger Leidenschaft die Erneuerung von allem forderten. Die besten Epen berühren einen ganzheitlich und man kann zumindest subjektiv behaupten, dies sei Vortex mit Kali Yuga gelungen. Ein sehr erwachsenes Stück Musik, sehr inspirierend. Daniel Novak |
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