La Settima Donna 3,5 / 5 Sterne
Anbieter: Sazuma. LA SETTIMA DONNA entstammmt jener wilden Phase des italienischen Kinos, die von den späten 1960er Jahren bis in die 1980er reichte: Waghalsige und dynamisch inszenierte Mischungen aus Sexualität, Gewalt und Dekadenz bestimmten damals die Bahnhofskinos. Neben historisch orientierten Stoffen wie Nonnen- und Hexenfilmen traf man hier auf den Sadiconazista sowie auch den kriminalistischen Giallo-Thriller. Eine besonders unangenehme Spielart knüpfte an den weltweiten Erfolg von Wes Cravens LAST HOUSE ON THE LEFT an, einen Terror- und Selbstjustizfilm, der die finstersten Aspekte der Menschheit ans Tageslicht zerrte. Neben Ansätzen von Aldo Lado, Ruggero Deodato und Fernando Baldi ist speziell Franco Prosperis LA SETTIMA DONNA ein intensiver Versuch, mit den Mitteln des Sexploitationfilms menschliche Niedertracht zu reflektieren. Ähnlich wie in Mario Bavas RABID DOGS (1976) erleben wir zunächst einen brutalen Banküberfall mit, bei dem drei junge Gangster rücksichtslos einige Menschen töten und mit ihrer Beute fliehen. Unterwegs sind jedoch gezwungen, in einem abgelegenen Haus am Meer unterzutauchen, in dem sich gerade eine Nonne (Florinda Bolkan) und ihre fünf Internatsschülerinnen auf das Abitur vorbereiten. Ein erster sexualler Übergrif wird mit einem Stielkamm geahndet, so dass der verrohteste der Gangster fortan mit Wundbrand zu kämpfen hat, was ihn jedoch nicht hindert, auf bösartigste Weise Rache zu nehmen. Der Anführer (Ray Lovelock) erscheint zunächst als der Vernünftigste der drei Gangster, doch der Rückblick entlarvt den verhinderten Akademiker als besonders perfide Bestie: So tötet er den Postboten, der eine Rettung hätte sein können. Vieles kommt hier spät - zu spät - heraus, und die Inszenierung setzt immer wieder auf Finten und unerwartete Wendungen, die die Lage immer auswegloser erscheinen lassen. So ist es Prosperis meist tagheller Umsetzung zu verdanken, dass sich LA SETTIMA DONNA tatsächlich zum unangenehmen Terrorkino entwickelt und nicht im Sumpf des Exploitativen stecken bleibt. Einige zeitbedingte Extravaganzen fallen heute auf: der allem unterlegte Discobeat, der gelegentlich zynisch anmutet, die Highspeed-Montage in Stresssituationen, die bewusst als naive Schulmädchen stilisierten Protagonistinnen... Doch immer wieder läuft man in die Falle. Die letzte fatale Übergriff auf eines der Mädchen erinnert in seiner Mischung aus Doppelungen, Maskerade und Progressiverock gar an Abel Ferraras späteren MRS.45 (1982). Dennoch wird LA SETTIMA DONNA nicht jedem behagen - zu nah ist er oft an ähnlichen Werken mit weniger Ambivalenz. Die österreichische Firma Sazuma präsentiert diesen Film wie auch SUSPECTED DEATH OF A MINOR im schönen Schuber, mit dem taffen Beat-Soundtrack (eher für Spezialisten) und einer Interviewdoku, in der Ray Lovelock über seine Karriere und diese Rolle reflektiert. Das sehr gute Bild weist einige Farbschwankungen auf, doch drei Tonspuren und eine prägnante Schärfe wissen zu überzeugen. Zu empfehlen ist dieser Film ausschließlich einem reifen und charakterlich gefestigten Publikum. cd
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