Leni Riefenstahl-Collection bei Kinowelt

Mit ihren Reihen zum Werk von Werner Herzog, Rainer Werner Fassbinder und nun Wim Wenders macht sich die Leiziger Firma Kinowelt seit einiger Zeit um die DVD-Präsentation deutscher Filmkunst verdient. Doch auch vor den eher zwiespältigen Kapiteln der Vergangenheit schreckt die Firm nicht zurück, was eine mit vergleichbarer Akribie produzierte Leni-Riefenstahl-Kollektion zur Folge hat.

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Olympia 1 & 2 (3er Digipak)

4 / 5 Sterne

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Label: Arthaus
Genre: Dokumentarfilme
Produktionsland: Deutschland
FSK: ab 12 Jahren
Lauflänge: ca. 400 Minuten
Regie: Olympia 1 & 2: Leni Riefenstahl, Die Macht der Bilder: Ray Müller
Technische Angaben
DVD Bild: 1,33:1 (4:3 Vollbild)
DVD Sprachen/Ton: Deutsch (Mono Dolby Digital)
DVD Extras: Texttafeln zur Entstehung von "Olympia", "Die Macht der Bilder", Fotogalerie, Trailer

70 Jahre nach den Olympischen Spielen von 1936 erscheinen die beiden Olympia-Filme von Leni Riefenstahl als Jubiläumsbox bei dem deutschen Label Kinowelt in einer angemessenen Sammleredition. Technisch und gestalterisch zählen FEST DER VÖLKER und FEST DER SCHÖNHEIT zu den einflussreichsten Werken der Filmkunst, ideologisch bleiben sie weiter umstritten und diskutiert. Wie kaum ein anderer Film vermitteln diese Filme das totalitäre Köperbild, das Nationalsozialismus (und letztlich auch Stalinismus und der italienische Faschismus) verherrlichten. Der mythische Prolog kontextualisiert das Geschehen in einer Metaepoche und verklärt das historische Geschehen zur allgegenwärtigen Urerzählung. Insofern ist die Auseinandersetzung mit Riefenstahls Hauptwerk filmwissenschaftlich wie auch politisch unerlässlich.

Die Filme erscheinen zusammen mit der ebenfalls bereits erhältlichen Dokumentation DIE MACHT DER BILDER von Ray Müller. Dieser Filmemacher begleitete die fast 90-jährige Leni Riefenstahl zu den Schauplätzen, die für ihr Leben und ihr Werk bedeutend waren: in die Höhen der alpinen Welt, wo ihre Filmkarriere einst als Schauspielerin begann, nach Berlin und Nürnberg, den Machtzentren der Naziherrschaft, und in die Tiefen der Ozeane, denen sie später ihre Aufmerksamkeit schenkte. Lediglich die afrikanische Episode wird eher theoretisch abgehandelt und anhand weniger filmischer Dokumente vermittelt. Es ist bis heute erstaunlich, dass Riefenstahl nie einen Film aus ihren Nuba-Aufnahmen montiert hatte. Da der Film sowohl als direktes Interview wie auch - auf einer zweiten Ebene - als Metakommentar zur Dokumentation funktioniert, kann Müller einige interessante Einsichten in die Persönlichkeit der Filmemacherin gewähren.

Die beiden OLYPIA-Filme erscheinen zusammen mit der Dokumentation auf drei separaten DVDs in einer schönen Digipak-Klappbox und mit einem umfangreichen 24-seitigen Booklet, das essenzielle Informationen über die Entstehung der Filme enthält und gelungen designt wurde. Insofern ist diese Box ein Pflichtkauf für den anspruchsvollen Filmsammler. Etwas entäuschend ist die Tatsache, dass alle drei DVDs exakt den früheren Editionen entsprechen, also Menü und Struktur heute bereits etwas grob wirken. Auch ist die Bildqualität des Dokumentarfilms (4:3-Format) sehr körnig und unattraktiv auf einem 16:9-Fernseher bzw. in Projektion. Die OLYPIA-Filme selbst können dagegen angesicht des Ausgangsmaterials überzeugen. Insgesamt entschädigt die Gesamtpräsentation der Box für die kleinen Abstriche.

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Das Blaue Licht

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Originaltitel: Das blaue Licht
Label: Arthaus
Genre: Drama
Produktionsjahr: 1932
Produktionsland: Deutschland
FSK: ab 12 Jahren
Lauflänge: ca. 81 Minuten
Technische Angaben
DVD Bild: 1,29:1
DVD Sprachen/Ton: Deutsch (Mono Dolby Digital)
DVD Extras: Zwei Fassungen: Premierenfassung und überarbeitete Fassung, Trailer, Produktionsnotitzen


Leni Riefenstahls erste eigene Regiearbeit - gemeinsam mit dem berühmten Filmtheoretiker Béla Balázs - ist dieses magische Alpenmärchen: DAS BLAUE LICHT, die Legende des geheimnisvollen Mädchens Junta, das die Höhlen des Monte Cristallo bewacht und ikonenhaft von Riefenstahl selbst gespielt wird: "Von der Spitze des Monte Cristallo erstrahlt in Vollmondnächten ein geheimnisvolles, blaues Licht. Schon viele junge Männer haben sich aufgemacht, das Rätsel des Berges zu lösen, doch alle kamen bei der Suche ums Leben. Die abergläubischen Dorbewohner geben dem Bergmädchen Junta die Schuld und fürchten sie als Hexe. Junta kennt als einzige den Weg zum blauen Licht, das von einer gewaltigen Kristallgrotte ausgeht. Eines Tages folgt ihr der Maler Vigo in die Berge und Junta gibt ihren Zufluchtsort preis. Doch Vigo verrät ihr Geheimnis und löst damit eine Katastrophe aus..." (Pressetext).

Im Grunde ist dieser weltentrückte Film essenziell für Riefenstahls künstlerische Vision: er kombiniert die kontrastreichen, visionären Schwarzweißbilder mit einer fast naiv-mythischen Geschichte, konfrontiert ein ländliches Menschen- und Körperbild mit den zerstörerischen Errungenschaften der Zivilisation und des Kapitalismus'. Insofern ist es sehr interessant, auf dieser DVD beide Fassungen des Films sehen zu können: die unter massivem Streit zwischen Arnold Fanck und Riefenstahl entstandene Premierenfassung (80 Min.) und die von der Regisseurin selbst nachträglich umgeschnittene Kinofassung der 1950er Jahre (67 Minuten). In letzterer Version, die leider in deutlich schlechterer Bildqualität vorliegt, fehlt die zeitgenössische Rahmenhandlung - der Film erscheint hierdurch noch naiver. Die eigentliche Qualität entfaltet die längere Fassung von 1932, in der nur rückblickend die Legende von Junta erzählt wird.

Die fast plastische Bildwelt des Films konnte bei dieser Fassung auf DVD bewahrt werden und wird im Windowboxverfahren (mit schwarzen Streifen links und rechts am Bildrand) reproduziert, wobei der fast quadratische Bildeindruck erhalten bleibt. Der Ton ist dumpf - wie bei einem frühen Tonfilm nicht anders zu erwarten (M von Fritz Lang bildet eine differenziertere Ausnahme). Als Bonus finden wir nur Trailer zu diversen Bergfilmen und knappe - wenn auch kompetente - Produktionsnotizen.

Für historisch interessierte Filmfans wird diese DVD eine lange klaffende Lücke schließen, ist dies doch der einzige Film der Regisseurin, der noch außerhalb des nationalsozialistischen Filmsystems entstanden war - noch dazu unter dem Einfluss eines jüdischen Koregisseurs. In seiner erstaunlichen Ungebrochenheit transportiert dieser Film alle Vorzüge des zeitgenössischen Bergfilms, um zugleich dessen Mythen zu reflektieren. Eine beachtliche Leistung. cd

Tiefland

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Originaltitel: Tiefland
Label: Arthaus
Genre: Drama
Produktionsjahr: 1940-1953
Produktionsland: Deutschland
Kinostart: 11.02.1954
FSK: ab 12 Jahren
Lauflänge: ca. 94 Minuten
Technische Angaben
DVD Bild: 1,33:1
DVD Sprachen/Ton: Deutsch (Mono Dolby Digital)
DVD Extras: Texttafeln: Biografie Leni Riefenstahl und Produktionsnotizen, Trailer


TIEFLAND ist Riefenstahls letzter, noch im Krieg gedrehter und erst nach dem Krieg fertiggestellter Spielfilm. Eine traurige Berühmtheit erlangte er, da während der Dreharbeiten Sinti und Roma aus deutschen Konzentrationslagern als Statisten verpflichtet worden waren. Die Regisseurin beteuerte in ihren (zweifellos eskapistischen) Memoiren, sie habe diese MitarbeiterInnen nach dem Krieg lebend wiedergesehen. Blendet man diese Zusammenhänge für einen Moment aus - falls das möglich sein sollte -, erlebt man mit diesem etwas zähen Melodram zumindest noch einmal die detailreichen Bildkompositionen der Regisseurin in kontrastreichen und doch traumartigen Schwarzweißbildern. TIEFLAND kann so am Ehesten an das poetische Märchen DAS BLAUE LICHT anschließen.

Zum Inhalt (Pressetext): "Der Marques Sebastian Roccabruna hat Schulden. So kommt es ihm gelegen, dass die reiche Bürgermeistertochter Dona Amelia von ihm geheiratet werden will. Allerdings gilt sein Interesse eher der schönen Zigeunerin Martha, die vor den Männern des Dorfes tanzt. Daher ersinnt sein Verwalter einen Plan: Sebastian soll sich durch die Hochzeit mit Amelia finanziell sanieren und Martha als Mätresse behalten. Indem er die Tänzerin mit seinem Schäfer Pedro verheiratet, könnte er sich das Besitzrecht an ihr sichern. Nichts ahnend von dem schändlichen Handel nimmt der überglückliche Pedro seine angebetete Martha zur Frau. Doch Sebastian ist bereits auf dem Weg, um die Hochzeitsnacht für sich zu reklamieren..."

Wie in den Bergfilmen Arnold Fancks (ebenfalls bei Kinowelt erschienen) und in DAS BLAUE LICHT spielt die ehemalige Tänzerin hier selbst die Hauptrolle. Als stilisiertes Melodram funktioniert dieser Film sicher nicht schlecht, und die Bildqualität dieser Version lässt kaum zu wünschen übrig. Es wäre jedoch wünschenswert gewesen, man hätte dieser DVD noch einige kontextualisierende Informationen, Interviews, Dokus oder zumindest einen filmwissenschaftlichen Kommentar beigegeben... cd

Olympia Teil 1: Das Fest Der Völker

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Originaltitel: Olympia Teil 1: Das Fest Der Völker
Label: Arthaus
Genre: Dokumentation
Produktionsjahr: 1936
Produktionsland: Deutschland
FSK: ohne Altersbeschränkung
Lauflänge: ca. 115 Minuten
Technische Angaben
DVD Bild: 4:3 s/w
DVD Sprachen/Ton: Deutsch Mono
DVD Extras: Die Regisseurin Leni Riefenstahl (Texttafeln), Trailer
Angaben zum Vertrieb


Pressetext: "Die berühmte Dokumentation über die Olympischen Spiele 1936 in Berlin. ein Fackelläufer entzündet seine Flamme am antiken Altar in Olympia und trägt das ewige Feuer durch sieben Länder bin ins Stadion nach Berlin: Die XI. Olympischen Spiele haben begonnen. Eindrucksvolle Bilder der Eröffnungsfeier leiten zu den Wettkämpfen über. Die sechs schnellsten Läufer der damaligen Zeit sind am Start. Jede Sekunde der nervösen Anspannung ist zu spüren... Mit bemerkenswertem Aufwand und technischjer Raffinesse dokumentiert Leni Riefenstahl dramatische Höhepunkte und kleinste Details der verschiedenen Disziplinen. Venedig 1938: Bester ausländischer Film"

 

Olympia Teil 2: Das Fest der Schönheit

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Originaltitel: Olympia - Fest der Schönheit
Label: Arthaus
Genre: Dokumentation
Produktionsjahr: 1936
Produktionsland: Deutschland
FSK: ohne Altersbeschränkung
Lauflänge: ca. 89 Minuten
Technische Angaben
DVD Bild: s/w


Pressetext: "Im zweiten Teil der Dokumentation konzentrierte sich Leni Riefenstahl auf die "reine" Schönheit von Körper und Bewegung. Sie zeigt künstlerisch ambitionierte und emotionale Bilder der Athleten. Mit unübertroffenem technischen Aufwand und beeindruckender Raffinesse dokumentierte sie sportliche Höhepunkte der verschiedensten Disziplinen: Zehnkampf, Gymnastik, Turnen, Schwimmen ... Ein bahnbrechendes filmisches Dokument der Geschichte des sportlichen Wettkampfs.
Die eindrucksvolle Dokumentation der Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Bester ausländischer Film in Venedig 1938
1948 Olympische Goldmedaille vom Internationalen Olympischen Komitee."