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Lili Marleen - Director's Cut
Bewertung: 4/5
D 1980
Regie: Rainer Werner Fassbinder
Anbieter: Kinowelt / Arthaus
Laufzeit: 116 Minuten
Format: 1:1,66 (anamorph), Farbe
Ton: Deutsch (Mono)
Extras: Interviews mit Hanna Schygulla, Juliane Lorenz und Fassbinder,
kurzer Drehbericht
Die Liebenden von Pont-Neuf
Bewertung: 2,5/5
F 1991
Regie: Leos Carax
Anbieter: Kinowelt / Arthaus
Laufzeit: 121 Minuten
Format: 1:1,66 (anamorph), Farbe
Ton: Deutsch (Stereo), Französisch (Stereo)
Untertitel: deutsch (optional)
Extra: Trailer
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Das in den letzten Monaten höchst aktive DVD-Label
Arthaus präsentiert nun gleich zwei (post)moderne Varianten des filmischen
Melodrams: die tragischen Liebesfilme LILI MARLEEN von Rainer Werner Fassbinder
sowie DIE LIEBENDEN VON PONT-NEUF von Leos Carax. Während sich Fassbinder
deutlich an den klassischen Genrefilmen des Dritten Reiches sowie am amerikanischen
Melodram (z.B. Douglas Sirk) orientiert und ein nostalgisches Arrangement
präsentiert, arbeitet Carax eher mit irrealen Szenarien, die die
verlorene Welt der Obdachlosen zu einem einem Traumreich romantischer
Möglichkeiten transformiert.
LILI MARLEEN, der die Geschichte der Sängerin Lale
Andersen und ihres Liedes "Lili Marleen" erzählt, liegt
hier erstmals in einem verlängerten bzw. umgeschnittenen Director's
Cut vor. In einem langen Interview erläutert die Cutterin Juliane
Lorenz die straffenden Schnitte und Umstellungen, die der Produzent ohne
Einwilligung des Regisseurs vorgenommen hatte. Prägnant ist auch
die Änderung der einführenden Voice-Over, die ursprünglich
von einem gebrochen deutsch sprechenden Erzähler vorgetragen wurde,
der durch eine neutrale hochdeutsche Stimme ersetzt wurde. Auch Hauptdarstellerin
Hanna Schygulla kommt ausführlich zu Wort. In einem alten Fernsehinterview
zur Premiere wird ein sichtlich genervter Fassbinder mit den bekannten
Vorwürfen konfrontiert, die sein Film vorgehalten bekam: 'Nazikitsch',
romantische Verklärung, Nostalgiefeier... Die hervorragende Abtastung,
die mit dieser DVD vorliegt, zeigt dagegen die bewußte Künstlichkeit
der Inszenierung, die gerade die kitschige Selbstdarstellung der Nazizeit
ausstellt und demontiert. - Am Rande ist interessant, dass die kurzen
Kriegsszenen, die zu sehen sind, mit Outtakes aus Sam Peckinpahs Kriegsfilm
STEINER - DAS EISERNE KREUZ montiert wurden. Fans des Neuen Deutschen
Films und des Regisseurs kommen um diese Veröffentlichung nicht herum.
Aber auch für eine Auseinandersetzung mit der Ästhetik des Dritten
Reiches ist der Film sehr interessant.
Leos Carax ist einer der radikalsten Visionäre des
franzöischsen Autorenfilms. War der frühe antiutopische Film
DIE NACHT IST JUNG noch dem postmodernen Cinéma du look verpflichtet,
hatte Carax spätestens mit PONT-NEUf eine eigene traumgleiche Filmsprache
gefunden, die er 1999 mit POLA X zum Endpunkt führte. Mit Juliette
Binoche und Denis Lavant stehen ihm zwei Kultstars zur Seite, die in selbstverzehrenden
Performances ein eeigene, hermetische Welt der 'verdammten Liebe' erstehen
lassen. Als die Außenwelt Kontakt aufnimmt, droht das geheime Traumreich
auf der Pont-Neuf zusammenzustürzen. Der introspektive und eigenwillige
Stil dieses Films wird nicht allen Zuschauern zugänglich sein, doch
als audiovisuelles Fest funktioniert der Film noch heute sehr gut. Erschütternd
sind vor allem die authentischen Aufnahmen aus einer Obdachlosenmission
zu Beginn, die im harten Kontrast stehen zu der bizarren Zweisamkeit des
Liebespaares. - DIE LIEBENDEN VON PONT-NEUF ist nun bereits zum zweiten
Mal in Deutschalnd erschienen, doch mit der Arthaus-DVD kommt man erstmals
in den Genuss eines neu gemasterten anamorphen Bildes sowie der Originaltonspur,
die der Theatralik der Inszenierung wesentlich angemessener erscheint.
(MS)
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