Voxus Imp.

Myrikvidi

(Eislicht 2007) LP 9 Tracks

Die Selbstdefinition dieser schweren Vinyl-LP nimmt sich etwas schrullig aus: "Diese Klangskulptur beschreibt Chur-Sachsens Urwald bis zu seiner Besiedlung im frühen 12.Jahrhundert." Wir haben es also mit einer Ambient-Platte im weitest Sinen zu tun - der Beschreibung einer Landschaft mit Klängen. Nach den eher weltanschaulich motivierten Vorgängern ("Runen" und "Idafeld"), die bereits zehn Jahre zurückliegen und als Wiederveröffentlichungen präsent sind, kommt nun also ein weiterer Aspekt der Vergangenheitspflege zum Tragen: der mythische germanische Urwald. Wer hier eine Metapher sieht, liegt vermutlich nicht allzu falsch...

Ähnlichkeiten mit dem Alpinfolk aus Österreich (Sturmpercht) könnte man vermuten, diese bleiben aber unbestätigt, auch wenn Titel wie "Windjammer", "Tannenblut" und "Nibelheim" eine vergleichbare Assoziationswelt auftun. Bandgründer Kay Busch erforscht solcherart Brauchtum mit akademischem Hintergrund und wird auf diesem Album begleitet von Henryk Vogel (von der Folkband Darkwood) und Markus Wolff (Waldteufel).

Ambiente wird hier tatsächlich nicht mit den gewohnten Stringflächen suggeriert, sondern durch Fieldrecordings: Vogelstimmen, Windrauschen, Blätter... Gelegentliche deutschsprachige Vocals setzen Akzente, die die Thematik lenken. Das funktioniert fast durchweg gut, kippt nur bei "Windjammer" etwas ins comichaft Groteske. "Tannenblut" und "Eibental" erinnern zugleich an die deutsch-amerikanischen Kollegen von "Waldteufel", die ja mitwirkten: rohe, handgemachte Ritualmusik mit leicht wagnerianischem Hintergrundloop. Meist stehen akustische Instrumente im Zentrum, auch ungewöhnliche wie die Maultrommel erklingen. Ein sehr ansprechender Folkhit ist das markant gesungene und mit Akustikgitarre unterlegte "Eibental" - das überzeugendste Stück der Platte, das eine dezente mittelalterliche Harmonie integriert.

Man kann davon ausgehen, dass hier ein durchaus ernsthaftes Bemühen um Traditionspflege beabsichtigt ist, wenn auch einige Samples und Klänge augenzwinkernd daherkommen ("Windjammer", "Lichtung"). Aber wer sagte, dass Chursachsens Urwald keine Bizarrerien hervorbrachten?

Die LP wird auf schwerem Vinly mit einem handgeschöpften Beiblatt präsentiert und wird zweifellos Sammler neofolkloristischer und ambienter Musik interesieren. Sich mit dem etwa sperrigen Klanggehalt anzufreunden, könnte einige Durchgänge dauern, lohnt sich aber...

:ms:

Infos: www.mjoelnir-tonkunst.de