DAS KINO DES ROLAND KLICK

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Roland Klick / Frieder Schlaich, D 1997, 177 min
- Weihnacht D 1962/63, 10 min, s/w, 35 mm
- Ludwig D 1964, 16 min, s/w, 35 mm, mit Otto Sander
- Zwei D 1965, 26 min, s/w, 35 mm, mit Til Erwig, Peggy Parnass
- Jimmy Orpheus D 1966, 52 min, s/w, 35 mm, mit Klaus Schichan, Ortrud Beginnen
Sprachen Deutsch
Bildformat 4:3
Tonformat DD 2.0
Laufzeit Interviewfilm ca. 73 min + Kurzfilme ca. 104 min.
Regionalcode ohne Code
System PAL/Farbe
FSK Ohne Altersbeschränkung

DEADLOCK

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Soundtrack von CAN, Interview mit Roland Klick (1997), Dokumentation „Die Chance“ über das Casting der Hauptdarstellerin (45 min.), Original-Kinotrailer, Klick-Portrait von Peter W.Jansen (1985), Audiokommentar mit Roland Klick und Ulrich von Berg
Sprachen Deutsch, Englisch
Bildformat 16:9
Tonformat DD 2.0
Laufzeit Ca. 88 Min. + Extras
Regionalcode ohne Code
System PAL/Farbe
FSK Ab 16 Jahren

Ich wollte immer Publikumskino machen und habe dem Neuen Deutschen Film seine Publikumsfeindlichkeit vorgeworfen. Das wurde mir seinerzeit als Korruption ausgelegt, aber es bedeutet das genaue Gegenteil. (Roland Klick)

Wer an den Neuen Deutschen Film der 1970er Jahre denkt, denkte an Fassbinder, Wenders, Schlöndorff, Kluge - und vielleicht Herzog. Doch selten fällt der Name Roland Klick. Es ist schon seit Jahren ein Verdienst der Filmgalerie 451, die ungewöhnlichen Werke dieses deutschen Ausnahmeregisseurs verfügbar zu machen. Und neben der lange überfälligen anamorphen Präsentation des neo-Westerns DEADLOCK ist es vor allem das Dokument DAS KINO DES ROLAND KLICK, das es zu empfehlen gilt.

Der Regisseur erzählt in ungezwungener und stets amüsant-informativer Weise von seinen Anfängen im Neuen Deutschen Film, seinen ersten künstlerischen Versuchen im Kurzfilm, Preisen und Erfolgen, aber auch von eher problematischen Projekten. So kam er eher unwillig zu der kommerziell angelegten Simmel-Verfilmung LIEB VATERLAND MAGST RUHIG SEIN und hatte massive Probleme mit Dennis Hoppers Drogensucht bei WHITE STAR. Auch seinen ersten Spielfilm JIMMY ORPHEUS hält er für missglückt, da dort Budget und widrige Drehumstände gegen den fertigen Film gearbeitet hätten.

Als Bonusmaterial dieses gelungenen Interviewfilms liegen vier Frühwerke bei:

WEIHNACHT (1962) ist eine eindrucksvoll montierte rhythmische Collage, die vom großstädischen Weihnachtstrubel zeugt. Ironisch assoziativ, ästhetisch stringent und ohne Worte auskommend, zeugt diese Etüde bereits von späteren Ambitionen.

LUDWIG (1964) mit Otto Sander erzählt vom rauhen Geschlechterleben auf dem Lande. Klick selbst hält den kurzen und intensiv gespielten Film für perfekt. Tatsächlich kommt er wohl seiner Idee von dramaturgischer Ökonomie und Milieudichte sehr nah. Der Mensch als Triebwesen steht im Zentrum seines Werkes dieser Jahre.

ZWEI (1965) führt dieses Sittengemälde fort in der Großstadt.: Zwei mittelständische Menschen leben im gleichen Hochhaus, der junge Büroangestellte und die alternde Stripteasetänzerin. Sie leben aneinander vorbei, ohne je Notiz voneinander zu nehmen. Der Film beschreibt einen Tag aus dem Leben dieser beiden Menschen, an dem sie zweimal zusammentreffen. Auch hier: Fast zynische Frustration, die sich bei jeder Gelegenheit Bahn bricht. Alltägliches Leid. Gefilmt in schneidenden Schwarzweißkontrasten.

Betrachtet man JIMMY ORPHEUS (1966), funktioniert der Kurzspielfilm nicht nur sehr gut, sein Mangel an Budget und Stringenz bekommt ihm sogar sehr gut. Ellipsen und Verkürzungen, Sprünge und abrupte Montagen schaffen eine assoziative Collage, die das Geschehen einer Nacht bis zum bitteren Ende denkt. Der vereinsamte Nachtschwärmer Jimmy auf der ewigen Suche nach der von ihm verklärten Prostituierten, die ihn am Ende doch stehen lässt. Er ist kein Easy Rider...

Existenzielle Dramen aus dem deutschen Alltag erzählen Klicks frühe Filme, immer packend und direkt. BÜBCHEN war die logische Folge. Und DEADLOCK der vorläufige Abschied...

In Israel - Mitten im Kriesgebiet - drehte Klick mit einer kleinen Crew einen der ungewöhnlichsten deutschen Filme jener Jahre. DEADLOCK, der eine einseitiges Türschloss bezeichnet, also auch DEAD END heißen könnte, ist ein psychedelischer Neowestern. Klick erzählt über die Entstehung:

'Deadlock' war eigentlich ein unmögliches Abenteuer. Da war grad Krieg gewesen, Sechs-Tage-Krieg, da standen die sich noch waffenstarrend gegenüber. Da drüben war Jordanien, hier war Israel, wirklich waffenstarrend, in den Bergen lagen die Kanonen! Und genau dazwischen, im Niemandsland, da war unser Drehort! Und da war ein Typ, der hätte mitfinanziert...aber der hat gesagt: Keinen Pfennig! Die schiessen Euch da zusammen. Die Israelis haben dann gesagt, ihr dürft das ruhig machen, die schiessen Euch nicht zusammen, wir passen auf!"

Zu den ekstatischen Rockklängen von Can entfaltet sich das mit Marquand Bohm und Mario Adorf hervorragend besetzte nihilistische Drama: Die Banditen Sunshine (Anthony Dawnson) und Kid (Bohm) flüchten nach einem Bankraub in die Geisterstadt Deadlock in der mexikanischen Sierra. Die einzigen Bewohner sind Charles Dump (Adorf) und seine schöne Tochter Jessy (Mascha Elm-Rabben). Dump versucht, den Banditen ihre Beute abzujagen und löst einen fatalen Kreislauf der Gewalt aus.

DEADLOCK ist hartes, direktes und hypnotisches Westernkino. Der Film bringt den Italo-Western jener Jahre bedingungslos zur Reife. Nach der bereits eindrucksvollen ersten Auflage (im Originalformat 1:1,66) liegt der Film nur im hochwertig gemasterten 16:9-Format vor, was nochmal einen qualitativen Sprung bedeutet.

Neben den abenteuerlichen Dreharbeiten war es auch die Besetzung des Mädchens, die viel Zeit kostete, denn sie sollte das geheime Zentrum der Inszenierung werden. Eine lange Dokumentation auf der DVD zeigt die Castingarbeit - ein amüsanter Einblick in die Arbeit der Filmemacher und der Mentalität jener Jahre. Erhellend ist der unterhaltsame Kommentar von Klick zusammen mit Ulrich von Berg. Neben der Peter W. Janesn-Doku über den Regisseur ist noch der Can-Soundtrack angekündigt, tatsächlich lassen sich aber nur einige wenige Musikstücke im Menü anwählen.

Insgesamt sind beide DVDs für Fans der ungewöhnlichen und radikalen Kinos eine Anschaffung wert. Und eine hervorragende Ergänzung zur Edition "Filmverlag der Autoren" (Kinowelt) sind sie allemal, beweisen sie doch die tatsächliche Bandbreite des Neuen Deutschen Films!

Marcus Stiglegger

Filmgalerie 451 - Filmproduktion und Videolabel
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