HOLOCAUST 4 DVD-Box Anbieter: Polyband / WDR /CBS Die Aufarbeitung des nationalsozialistischen Völkermordes in Form von Spielfilmen ist bereits vielerorts diskutiert und dokumentiert worden. Wie sich leicht vorstellen lässt, entwickelte sich die filmische Aufarbeitung der Ereignisse unter der nationalsozialistischen Okkupationen zunächst schleppend, durchlief dann mehrere eher tastende Phasen, bis sich mit dem Ende der 1970er Jahre schließlich eine der 'Auschwitz-Literatur’ vergleichbare filmische Vermittlungsform etabliert hatte, in deren Rahmen sich eine eigene Ikonografie des Völkermordes und der Konzentrationslager herausbildete. Die wichtigste Initialzündung für eine intensive mediale Auseinandersetzung mit der Holocaust-Thematik bildete die vierteilige amerikanische Fernsehserie mit dem programmatischen Titel HOLOCAUST (1978), die nicht zuletzt für eine weite Verbreitung dieses Begriffes als Umschreibung für den nationalsozialistischen Massenmord speziell an Juden, später auch tendenziell als grundsätzliches Synomym für diesen Genozid steht. Die epische Serie von Marvin Chomsky verfolgt das Schicksal zweier Familien im Dritten Reich: Die jüdische Familie Weiss und die deutsche Familie Dorf geraten auf unterschiedliche Seiten des Völkermordes. Während die einen fliehen müssen bzw. deportiert werden, tritt Erik Dorf (Michael Moriarty) der SS bei und wird mitschuldig an der Organisation des Holocaust. Was auf Kritik stieß, war die melodramatische und gelegentlich vereinfachende Struktur der Serie, die deutlich an das erfolgreiche Familienepos ROOTS anknüpfte, das die Geschichte der Versklavung von Afrikanern in den Südstaaten verarbeitete. Ungeachtet dieser trivilaen Aspekte hatte die Serie HOLOCAUST eine ähnlich massive Breitenwirkung wie später nur noch Steven Spielbergs SCHINDLERS LISTE, und muss so als Meilenstein der Holocaust-Dramatisierung gelten. Nach einer etwas nachlässigen DVD bei Weltbild ist diese 4-DVD-Präsentation im Pappschuber und multiplen Digibook ein deutlicher Fortschritt. Erstmals kann man auch die englische Tonspur hören, was die Schauspieler würdigt, doch gerade bei diesem Thema dürfte auch die deutsche Synchronisation Sinn machen. Man findet kein Bonusmaterial auf den Scheiben, doch die Serie ist in der originalen, leicht körnigen 4:3-Qualität authentisch präsent, und im Grunde sind die Folgen selbsterklären, denn in jedem der vier Teile werden historische Schlüsselereignisse wie das Massaker von Babij Yar, das Warschauer Ghetto oder der Alltag im Konzentrationslager Auschwitz nachgestellt. Eine willkommene Chance, dieses Stück Fernsehgeschichte in angemessener Form neu zu erleben. Marcus Stiglegger ZUR KINEMATOGRAFIE DES HOLOCAUST
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