Hanzo the Razor - Sword of Justice 4 / 5 Sterne Japan 1972, R: Kenji Misumi In Japan, einer bekanntermaßen nach außen streng restriktiven Gesellschaft, gibt einen Begriff des 'Spiels', der sich auch auf den spielerischen Umgang mit Grenzüberschreitungen und Tabus bezieht. Diese Perspektive mag erklären, wie es gerade in Japan zu einer Schwemme von drastischen Exploitationfilmen kommen konnte - vor allem zwischen 1968 und 1980. Wo Sexualität und Gewalt aus dem gesellschaftlichen Alltag durch strenges Reglement verbannt wurden, eröffnet sich ein Diskurs der wilden Phantasien, der von Ishiis TOKUGAWA-Folter-Reihe über SASORI bis hin zu Takashi Miikes ICHI reicht. Stellvertrend präsentieren diese Inszenierungen verfemte und ambivalente Charaktere, die all jene Grenzen überschreiten, die sich die Gesellschaft selbst gesetzt hat. Ein solcher Charakter ist HANZO THE RAZOR, Polizeibeamter der Edo-Ära, dessen Idee von Recht und Gerechtigkeit bizarre Formen annimt. Hanzo (Shintaor Katsu) sieht sich selbst als unbestechlich und stellt sich quer zu den Anweisungen seiner korrupten Vorgesetzten. Auch seinen eigenen Körper behandelt er mit kompromissloser Härte: bevor er eine Folter anwendet, will er wissen, wie sie sich auswirkt. So stählt er seinen Körper im Schmerz, um für seine gegener umso gefährlicher zu werden. Zu seinen Methoden gehören nicht nur 'peinliche Verhöre', sondern mitunter auch die sexuelle Malträtierung weiblicher Gefangener. Als er erfährt, dass der Killer Totenfluss-anbei die Gegend unsicher macht und dessen Geliebte nun die Mätresse von Hanzos Vorgesetztem Onishi ist, deckt er eine verschwörung auf, die auch vor den höchsten Rängen des Shogunats nicht halt macht. Für den heutigen Betrachter entfaltet sich die zynisch-ironische HANZO-Reihe als ein schräges Popspektakel: jazzige Melodien, groovige Rhythmen, stellenweise comichafte Bild-im-Bild-Collagen und eine hemmungslos überzogen sexualisierte Gewalt machen HANZO neben den LADY SNOWBLOOD- und OKAMI-Reihen zu einem Retro-Kultfilm, den es neu zu entdecken gilt. Wohlgemerkt liegt hier der Fokus nicht auf spektakulär-blutigen Schwertkämpfen, sondern - ähnlichen den Ishii-Filmen - auf den sexualisierten Verhörsitautionen. In jedem Fall steht die HANZO-Reihe den exploitativen Klassikern jener wilden Jahre des japanischen Kinos in nichts nach. Die DVD von Rapid Eye Movies schließt an die genannten Reihen an und bietet den Film in scharfer Bildqualität und dem original japanischen Monoton. Als Bonus bekommen wir diverse Trailer, eine Bildergalerie und das Filmposter mit Postkarten in einem schönen Digipak-Schuber. Für Sammler des asiatischen Kinos unverzichtbar! Marcus Stiglegger
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