Tony Wakeford

Not All of Me will Die

(The Eastern Front 2009) CD

Agnivolok / Chaos as Shelter

Henbane

(The Eastern Front 2009) CD 9 Tracks

Gregorio Bardini & Thierry Jolif

Kantalon

(The Eastern Front 2009) CD 8 Tracks

2004 wurde das Postindustrial- und Folklabel The Eastern Front in Tel Aviv, Israel, gegründet. Es dient der Distribution und Produktion von Undergorundacts aus dem Bereich Neofolk, Experimental, Dak Ambient und Noise. Gerade in den letzten Monaten veröffentlichte man gleich eine ganze Reihe prominenter Alben, darunter eine Wiederveröffentlichung der Hausbands Agnivolok und Chaos as Shelter sowie ein ambitioniertes Solowerk von Tony Wakeford.

Sol Invictus-Mastermind Wakeford hat es sich über die letzte Dekade nicht nehmen lassen, ungewöhnliche Ideen neben seiner Hauptband in Soloalben umzusetzen, darunter der Klassiker "La Croix", "In the Woods" und GreyForceWakeford. "Not All of Me Will Die" ist ein Zitat der polnischen Dichterin Zuzanna Ginczanka, die 1944 von den Nazis ermordet wurde. Wakefords Bezug zur jüdischen Kultur ist eng, vor allem in den letzten 10 Jahren, und sein einst martialisch-heindisches Weltbild ist einem humanistischen Gestus gewichen, der vor Totalitarismus warnt und die symbolische Machtdemonstartion der Postindustrial-Szene lange hinter sich gelassen hat.

Wie auf "In the Woods" und "GreyForceWakeford" wagt Wakeford bei "Not All of Me Will Die" eine Collage unterschiedlichster musikalischer Stile und Stimmungen. Neben düsterem Ambiente, Loops, Kammerorchesterelementen und Folkakzenten hört man mehrere Stimmen, darunter Guy Harries, dessen sonore Fabulationen angenehm an Wakefords Kooperationen mit Matt Howden erinnern. Die beiden zentralen Texte stammen von der Autorin und drücken eine melancholisch, fast fatalistische Abschiedsstimmung aus. Das Album ist komplex und ansprcuhsvoll - wie sein Thema, wartet kaum mit songartiger Struktur auf und dürfte vor allem für reifere Fans des Musikers interessant sein, die bereit sind, seine Entwicklung zu verfolgen und sich neuen Themen zu öffnen.

Klischees und Posen der Neofolkszene, die Wakeford einst maßgeblich mit geprägt hatte, bleiben hier außen vor, ja werden geradezu dekonstruiert im Geflecht der Klänge und Worte. Eines der spannenden Alben des Jahres, veröffentlicht im gediegenen erdfarbenen Layout.

Zusätzlich sind auf eastern Front zwei atmosphärische Alben mit Folkakzenten erschienen: "Henbane" ist die erste Zusammenarbeit von Agnievolok und Chaos as Shelter aus Israel und war bereits früher als Bootleg unter dem Titel "Henbane" erschienen. Hier durchdringen sich experimentelle Soundscapes, Akustikfolklore und jüdische Gesangsparts. Das ist in einem sehr rauhen Sound nicht leicht konsumierbar, hat aber zweifellos einen eigenen Stil. Erinnert sei nochmal an das gemeinsame Album von Chaos as Shelter mit Darkwood: "Lapis".

Gregorio Bardini ist ebenfalls kein Unbekannter, und für das Troubadour-Konzept hat er sich mit dem französischen Traquilizer Thierry Jolif zusammengetan, um atmosphärischen Zeitlupenfolk einzuspielen. Das ist ansprechend im Faltkarton präsentiert und musikalisch nicht unambitioniert, aber eben ziemlich anstrengend. Wer Jolifs Fomration Lonsai Maikov kennt, wird hier wird wissen, wie der Wind weht...

Infos: http://www.theeasternfront.org

:ms: