Huojaan

huojan

(Huojaan 2009) DCD 19 Tracks

Das Darmstädter Kunstprojekt Huojaan um Vokalistin Annet Hensel hat sich der heilenden Kraft der Stimme verschrieben. Dabei wird im Sinne einer schamanistischen Heilung die menschliche Stimme als Medium genutzt, um den geneigten Hörer auf eine imaginäre Reise mitzunehmen, aus der er innerlich verändert hervorgehen soll. Musikalische Elemente (in diesem Fall dumpfe Ritualdrums) treten dabei weitgehend in den Hintergrund.

Das selbstbetitelte Doppel-CD-Album entzieht sich auf seine spezielle Weise der Rezeption als Musik in einem bestimmten Genre, auch wenn aufgrund der verwendeten Stilmittel Ähnlichkeiten etwa zu einer Stimmkünstlerin wie Diamanda Galas oder - durch den nordischen Gesangsmodus - zu einzelnen Liedern von Hagalaz Runedance und Mari Boine festzustellen sind.

Die CD ist minimalistisch gestaltet: Rote Klangkurven auf weißem Grund kennzeichnen bereits den repetitiven, rituellen Charakter der Musik. Die deutschen Anmerkungen betonen den Gebrauchswert der Musik und warnen vor einem unbedarften Zugang. Die Titel schließlich sind dreisprachig (deutsch, englisch, spanisch) und beschränken sich auf elementare Begriffe wie 'Hass', 'Schmerz', 'Heilung', 'Stille' usw. Dabei wird die Laufzeit der beiden CD randvoll genutzt.

Authentisch intendierte und konzipierte schamanistische Ritualmusik ist bemerkenswert selten, daher verdient diese umfangreiche Doppel-CD von Huojaan zweifellos Aufmerksamkeit - auch wenn sie sich auf die gesamte Länge kaum nebenbei rezipieren lässt. Die Intensität der Stimme, die radikale Reduktion auf wenige Elemente bannt förmlich die Aufmerksamkeit und vereinnahmt vollkommen.

Marcus Stiglegger

Info: http://www.huojaan.de/