DER CLAN DER KILLER Anbieter: FilmArt / Motion Picture Die wilden Siebziger sind voll von Ezess und Obskurität. Gerade das exploitationfreudige Eurokino Italiens förderte solche Blüten der marginalen Filmkunst und bot der zweiten Garde Hollywoods ein dankbares Spielfeld. So fand auch Robert Mitchums streitbarer Sohn Chris immer wieder Arbeit in Italien, etwa in Tulio Demichelis betont hartem Mafiafilm RICCO, der nun als DER CLAN DER KILLER wieder erhältlich ist. Mitchum spielt den jungen Ricco, der nach zwei Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Während dieser Zeit hat der Gangsterkönig Don Vito (Arthur Kennedy) mit brutaler Gewalt die Macht über Italiens Unterwelt an sich gerissen und Riccos Vater grausam hingerichtet. Ricco, der Ärger vermeiden will, wird von seiner Vergangenheit eingeholt, und als Don Vito seine restliche Familie auslöscht, sieht er rot und egibt sich auf einen blutigen Rachefeldzug. DER CLAN DER KILLER ist kein Film der leisen Töne. Brachiale Gewalt und sleazige Sexualität wird hier in wechselhaft inspirierten Bildern zelebriert. Dabei fallen zahlreiche Spitzen auf, die man eher in einem Lucio Fulci-Film erwarten würde (vom Kopfschuss in Nahaufnahme über eine Kastration bis zum Säurebad) - inklusive einige kruder prothetischer Effekte. Christopher Mitchum und Barbara Bouchet (DAS AUGE DES BÖSEN) bieten zwar keine Höchstleistungen, aber der unverfrorene Wille zur Sensation garantiert dem Film einen erstaunlichen Unterhaltungswert. Vor allem ist er ein wunderbares Beispiel, wie man einst in Italien mit Drastik gegen die Qualität des Weltkinos antrat. Dafür bekommt man hier die schöneren und surrealeren Stripchoreographien geboten - man kommt aus dem Staunen nicht heraus (Min. 40). Motion Picture hat den Film bereits in einer restaurierten und sorgfältig aufbereiteten Version veröffentlicht. Nun liegt die Zweitauflage von filmArt vor, die zwar im Standard-Amaray-Cover erscheint, aber mit exklusivem Booklet von Heiko Hartmann aufwartet. Hierzu ist zu sagen, dass der Autor zwar einige interessante Fakten zum Film bietet, aber stilistisch zwischen selbstzweckhafter Ironie ("Rache ist eben Blutwurst und wird am besten kalt serviert") und Ausfällen in die Umgangssprache ("Glotze an... und Play") schwankt, die wohl an den beliebten Filmjournalisten Christian Kessler erinnern soll, der aus diesem trashigen Mix eine amüsante Kunstsprache kreiert hat, die sich aber stets selbst reflektiert. Diese selbstironische Ebene kann man bei dem hier vorliegenden Booklet nicht entdecken. Es gleich dem launigen Duktus eines durchschnittlichen Filmbloggers. Aber das soll den Spaß nicht trüben... Maria Nicoli |
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