John Zorn I.A.O. Music in Sacred Light (Tzadik 2002) CD 7 Tracks John Zorn gehört heute vermutlich zu den produktivsten
Musikern und Komponisten der Musikwelt. Er wurde 1953 in New York geboren,
und schon in der Schulzeit lernte er Saxophon spielen. 1967 erhielt er
bei Leonardo Balada ersten Kompositionsunterricht. Später ging Zorn
nach St. Louis, um am Webster College bei Kendall Stallings Komposition
zu studieren. Während seiner Studienzeit, die er nach kurzer Zeit
abbrach, lernte er durch die Black Artists Group in St. Louis und die
Association for the Advancement of Creative Musicians in Chicago die Finessen
des Jazz kennen. Es folgten Jahre, in denen Zorn als Saxophonist umherreiste
und improvisierte Konzerte gab. In den frühen siebziger Jahren schrieb
er “game pieces”, Stücke, die den Musikern ausgeklügelte
Regeln vorgeben, ohne jedoch das klangliche Resultat vorwegzunehmen. Dann
entwickelte er die “file-card composition”, eine Methode,
mittels einzelner aufgezeichneter Ideen ein Musikstück allmählich
zusammenzusetzen. Mitte der achtziger Jahre wurde Zorn dann weltberühmt:
Seine stilistisch ungemein vielseitige Rock/Jazz und Experimental-Gruppe
Naked City hatte, zunächst in New York, dann auch in Europa und Japan,
großen Erfolg. Weitere Projekte von ihm sind das jüdisch orientierte
Masada und die Experimental-Gitarren-Noise-Band Painkiller. Ende der achtziger
Jahre entdeckte Zorn seine Vorliebe für Japan, wo er noch heute,
abwechselnd mit dem Standort New York, lebt. Zahlreiche Filmmusiken gehen
auf sein Konto, vor allem für Underground- und Dokumentarfilme. Aber
auch in Spielfilmen wie FUNNY GAMES taucht seine Musik auf. Auf The Big
Gundown coverte er u.a. mit Hilfe von Diamanda Galás Filmthemen
von Ennio Morricone. Im Sommer 2002 komponierte er mit dem Konzeptalbum I.A.O. – Music in Sacred Light eine Art Tribut an Alistair Crowley und die klassische Ritualmagie. Unter Titeln wie „Invocation“, „Sex Magick“, „Lucifer Rising“ oder „Leviathan“ entfalten sich komplexe Klangmontagen zwischen schwebendem Ambiente, Hochtonfrequenzen, voodooartigen Ritualpercussions, sakralem Chorgesang und sogar – in einem Fall – brutalen Hardcore-Gitarrenattacken. Durch diese Vielseitigkeit eignet sich diese in einem Pappschuber stilsicher und minimalistisch präsentierte CD gut als Einstiegswerk für Hörer, die mit Zorns schwierigem Werk nicht vertraut sind. Auch die ernsthafte Auseinandersetzung mit okkulten Themen dürfte der CD einen weiten Interessenbereich sichern. In jedem Fall kann man dieses Werk als aufregende Erweiterung des Spektrums ritueller Musik erleben. Marcus Stiglegger
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