UNMORALISCHE GESCHICHTEN Herausgeber: Bildstörung Mit UNMORALISCHE GESCHICHTEN präsentiert Bildstörung den erfolgreichsten und wichtigsten Film des polnischen Erotikkünstlers Walerian Borowczyk, der wie kein zweiter die Ätshetik des erotischen Kinos der 1970er Jahre geprägt hat. „Geschichte einer Sünde“ hieß ein Buch, das der polnische Filmemacher Walerian Borowczyk im Jahr 2000 einer erstaunten Öffentlichkeit präsentiert. Bekannt wurde der 1923 in Kwilicz geborene und 2006 in Paris überraschend verstorbene Filmemacher eigentlich als Skandalregisseur der 1970er Jahre, als er mit seinem poetisch-erotischen Märchenfilm La bête / Das Biest (1975) zahlreiche Zensurprozesse durchzustehen hatte. Sein Buch behandelte jedoch nicht etwa auf selbstkritische Weise dieses Skandalon der wilden Jahre, sondern befasste sich vielmehr mit der Entstehungsgeschichte seines einzigen komplett in Polen entstandenen Melodrams Dzieje grzechu / Geschichte einer Sünde (1975). Für Borowczyk ist Film ganz grundsätzlich „Animation“. „Live Action Kino ist animierte Fotografie. Denn letztlich ist ein Filmstreifen nicht mehr als eine Reihe von Fotos. Wenn man fotografierte Bilder durch gezeichnete ersetzt, kommt das au der selben Quelle... In den frühen Jahren wurde der Film auch als ‚animierte Fotografie’ bezeichnet,“ sagt Borowczyk über seinen eigenen Bezug zwischen Trickfilm und Spielfilm. Seine ersten Berührungen mit dem Film fanden folglich auf der Ebene der Bildenden Kunst statt: Einer Ausbildung zum Maler und Grafiker folgte eine kurze Karriere als Filmplakatmaler – eine in Polen geschätzte und bis heute gepflegte Kunstform. Ende der 1950er Jahre bereits begann er, Zeichentrickfilme zu produzieren, eine einträgliche Karriere, ermöglichte sie ihm bereits wenige Jahre später den Umzug von Polen nach Paris, wo er seine Trickfilmkarriere erfolgreich fortführen konnte. Im Folgenden mischte er Stopptrick und Fotografie und kam schließlich über den konventionellen Kurzfilm zum Spielfilm. Goto, Insel der Liebe Borowczyks märchenhafte Politparabel Goto, l'île d'amour / Goto, Insel der Liebe (1969), sein erster Spielfilm, verbindet deutlicheres politisches Engagement mit surrealen Elementen. Die vom Festland isolierte Insel Goto wird von dem Monarchen Goto III (Pierre Brasseur) mit eiserner Hand regiert. Als seine Frau Glyssia (Ligia Branice) einen zum Tode Verurteilten, Grozo (Guy Saint-Jean), vor der Exekution rettet, bringt sie ihren Ehemann dazu, ihn als Fliegenfänger und Hundebetreuer zu engagieren. Doch das Herz von Glyssia ist Grozo nicht genug – er will Gotos Thron. Nachdem er Goto hinterrücks erschossen hat, übernimmt er die Macht, verkommt selbst zum Diktator und verliert schließlich Glyssia, die sich in den Tod stürzt. Wer Borowczyks spätere Filme kennt, wird hier einige zukunftsweisende Momente identifizieren können, etwa die Badeszene der Prostituierten, in der die Kamera in der großzügigen Nacktheit schwelgt, in der Inszenierung der Tiere als durchaus erotisierte Bestien, im Einsatz der Orgelmusik – und vor allem in den planimetrischen Bildkompositionen, die den Hintergrund radikal einengen, die Protagonisten oft wie vor einem theatralen Vorhang agieren lassen. All das verleiht dem Film eine allegorische Zeitlosigkeit, die Borowczyks späteren Werken manchmal fehlt. Hauptmotivation von Goto ist bereits eine tragische Liebesgeschichte, ein melodramtisches Element, und Borowczyks zweiter Spielfilm, das mittelalterliche Drama Blanche (1971), kann bereits explizit als historisches Melodram rezipiert werden. Hier erleben wir die junge Blanche (Ligia Branice), die mit einem erheblich älteren, verwitweten Baron verheiratet ist, mit dem sie in einem Schloss lebt. In ihrem Umfeld erweckt sie beständig die sinnlichen Interessen der männlichen Belegschaft: Nicht nur der Sohn des Grafen liebt die Frau, auch der König (Georges Wilson), der das Schloss besucht, ist augenblicklich von ihrer Präsenz fasziniert. Die Liebeshändel nehmen einen tödlichen Ausgang, als der Schlossherr Blanche in rasender Eifersucht der Untreue beschuldigt. Blanche greift stilistisch den strengen, planimetrischen Stil von Goto auf und erzählt diese Tragödie hauptsächlich in nahen Einstellungen. Seine Bildkomposition – untermalt von zeitgenössischer Musik des 13. Jahrhunderts – reduziert die Tiefen des Bildes, malt mit flächigen, fahlen Farben und schafft so eine klaustrophobische Stimmung: die Atmosphäre domestizierter Sinnlichkeit. Zentrale Bildmetapher für diesen Subtext ist auch eine weiße Taube, gefangen in einem engen Holzkäfig. Während die Männer hier Sklaven ihrer raubtierhaften Triebe sind, erscheint die junge Blanche in ihrer gebannten Sexualität buchstäblich als eine schöne Gefangene zerrissen zwischen dem destruktiven Begehren der Männer ihrer kleinen Welt. Stellenweise erinnern die radikal entschlackten Bilder an die karge Bildwelt Robert Bressons, doch Borowczyk nutzt seinen beklemmenden Bildkosmos weniger in Sinne einer religiösen Transzendenz, wie es Paul Schrader bei Bresson entdeckt , sondern als metaphorische Komposition von klassischer Strenge, die von einer flüchtigen Schönheit wie auch von verdrängter und unterdrückter Sexualität berichten. Obwohl Borowczyk in späteren Jahren als erotischer Provokateur und sogar „Pornograph“ gehandelt wird, kann man ihn nicht mit der prallen Sinnlichkeit eines Tinto Brass, der schwülstigen Stilisierung von David Hamilton oder der coolen Designererotik von Just Jaeckin vergleichen: Blanche birgt bereits den Schlüssel zu einem Oeuvre, das Sexualität weniger feiert, als in vielschichtigen Bild-Klang-Arrangements vielmehr diskursiviert. Unmoralische Geschichten Der Episodenfilm Contes immoraux / Unmoralische Geschichten (1974) wurde Borowczyks finanzieller Durchbruch und etablierte den Polen in Paris endgültig als einen Mann der Erotik. Die vier Episoden dieses Films erzählen vom sexuellen Begehren in vier Jahrhunderten, und meist ist dieses Begehren mit einer Form des Opfers gekoppelt. Diese Form der filmischen Miniatur schloss an die Kurzfilme des Regisseurs an und entsprach auch seinem unbedingten Stilwillen, der sich hier in langen Kamerafahrten ausdrückte. Diese dramaturgische Reduktion befreite ihn von den Fesseln der epischen Erzählung und bestimmte folglich einige seiner späteren Filme, vor allem die Fortsetzungen Interno di un convento / Unmoralische Novizinnen (1977) und Les Heroines du mal / Unmoralische Engel (1977), aber auch Das Biest / La Bête, dessen zentrale Traumsequenz, eine erotisierte Variante von La Belle et la bête, bereits für Contes immoraux inszeniert worden war und später um den narrativen Rahmen ergänzt wurde. All diese Filme festigten Borowczyks Image als Sexfilmregisseur und stehen bis heute prototypisch für den von ihm kultivierten kühl-sinnlichen Stil. Doch all diese Filme knüpfen an einem Band, das Sexualität, Tragik, Gewalt und Tod unlösbar verknüpft. Man denke an die Elisabeth Bathory-Episode aus Contes immoraux oder an die omnipräsente de Sadesche Grausamkeit von Les Heroines du mal – Modelle also, die nicht unbedingt als leicht erotische Kost taugen. Um diese Elemente effektiv in eine Narration einbinden zu können, widmete sich Borowczyk im Folgenden immer wieder dem Melodram. Dzieje grzechu kehrte noch einmal in den historischen Kontext (um 1900) zurück, Lulu (1980) bediente sich wie Blanche direkt eines melodramatischen Bühnenstoffes und La Marge / Emanuela’77 (1976) transportierte eine tragische Liebesgeschichte in die französische Gegenwart. Lediglich das sadomasochistische Drama Cérémonie d'amour / Königin der Nacht (1984) – wie viele Borowczyk-Filme nach einer Vorlage von André Pieyre de Mandiargues – kehrte zu der rein sexuellen Metaphorik zurück, doch es bleibt anzumerken, dass Tragik und Melancholie im Zentrum der Inszenierung stehen. Trotz der Offenheit und Sinnlichkeit der Bilder bleibt immer in beklemmender, trister Eindruck zurück, der die erotische Dimension untergräbt und andere Emotionen anspricht: Melancholie, Verlustangst, Einsamkeit, die verlorene oder unerreichbare Liebe. Geschichte einer Sünde Dzieje grzechu spielt im Polen der vergangenen Jahrhundertwende. Wir erleben mit der jungen Protagonistin Eva (Grazyna Dlugolecka) deren physische und psychische Reise aus ihrer anfänglichen Unschuld heraus in eine Reihe tragischer Lebenserfahrungen, alles motiviert durch ihre wechselhafte Beziehung zu dem Anthropologen Lukasz (Jerzy Zelnick). Evas Initiationsreise durch Armut, Prostitution und Mord gleicht dramaturgisch einer reißerischen Kolportage , doch Borowczyk entzieht sich dem reißerischen Potenzial des Stoffes durch eine radikale Konzentration auf Bildkomposition und Bewegung. Wie in dem anfänglichen Zitat ausgedrückt, bedient er sich seiner Schauspieler konsequent als Spielfiguren in einem fatalen Plot. Dramaturgie und Schauspielkunst treten immer wieder in den Hintergrund zugunsten schamloser Kadenzen des visuellen Apparates. Immer wieder verliert sich sein Blick in sorgsam arrangierten Stillleben, in wunderschönen Chiaroscuro-Stimmungen und auf dem fragilen, nackten Körper der Hauptdarstellerin. Eine Szene, in der sie sich auf rote Rosen gebettet präsentiert, erscheint hier als direktes Vorbild jener Traumsequenz aus American Beauty (2003). Obwohl sich Borowczyk oft einer schrittweisen Annäherung an das Sujet bedient, wie wir das aus dem Classical Hollywood kennen, konzentriert er die Aufmerksamkeit ganz auf das – oft leblose – Detail. Er unterläuft so die Sehgewohnheiten und lenkt den Blick aus dem eigentlichen, dem narrativ-logischen Fokus. Dabei erkundet er die hermetische Welt seines Films, egalisiert Personen, Orte und Gegenstände, ähnlich wie der vermeintlich ‚leere Kamerablick’, die ‚tote Zeit’ in Filmen Michelangelo Antonionis. Er scheint diese Welt zu katalogisieren wie ein Roman Alain Robbe-Grillets, der die Individualität seiner Figuren negiert und ihren Charakter als Spielobjekte herausstellt. Durch diesen radikalen Detailfetischismus kehrt Borowczyk zugleich zum melodramatischen Kern seines Stoffes zurück. Er vertraut scheinbar nicht auf das psychologische Simulakrum des Hollywood-Kinos, namentlich auch des klassischen Melodrams von Douglas Sirk. Wo Sirk sich auditiver und visueller Codes bedient, um den melodramatischen Gehalt und die psychologische Dimension seiner Szenarien zu unterstreichen, lässt Borowczyk diese Elemente sich verselbständigen. Sein Stil unterläuft zugleich den konventionellen melodramatischen Stil und ersetzt ihn durch eine Welt, die durchdrungen von Tragik und Symbol ist. Seine Geschichte vom Fall eines unschuldigen Mädchens interessiert sich weniger für die Geschichte von Eva, als er vielmehr nach einer rein filmischen Essenz dieses Falls sucht. Das Melodram entfaltet sich nicht zwischen den Schauspielern, sondern in den Details, in den Zeichen und Fragmenten jener Zeit des Umbruchs. Borowczyk vertraut nicht auf die Narrativik des Melodrams, sondern lässt das Medium mittels reiner Form für sich selbst sprechen. Der Leidensweg des Mädchen Ewa gibt nur den Hintergrund ab für visuelle Etüden der Isolation. Eher beiläufig wird ein kompliziertes Stationendrama entfaltet, das von Warschau über Krakau nach Rom, Wien und Paris führt. Ewa erlebt Liebe und Leid, immer auf den Spuren des flüchtenden Geliebten Lukasz, erleidet eine Fehlgeburt, wird von dem brutalen Zuhälter Kozielski prostituiert und opfert sich am Ende für Lukasz. Die gesellschaftliche und emotionale Fallhöhe hier ist enorm, doch Borowczyks mäandernder Stil erschwert es bewusst, dem Geschehen zu folgen. La Marge Nach seinen historischen Ansätzen in Blanche und Dzieje grzechu wandte sich Borowczyk mit La marge (1975) einem Gegenwartsstoff zu. La marge wurde in Deutschland mit einer verfälschenden Synchronisation spekulativ als Emanuela 77 vermarktet, was die geringe Popularität des Films hierzulande erklären mag. In dieser deutschen Fassung, die zudem neu montiert wurde, geht es um die in der Darstellung von Sylvia Kristel zur erotischen Ikonen avancierten Lebedame, die nun ihre sexuelle Neugier als Pariser Prostituierte befriedigt. Dort trifft sie den bürgerlichen Sigismond (Joe Dallesandro), mit dem sie eine leidenschaftliche Affäre verbringt, den sie jedoch verlässt, als sie bemerkt, das er verheiratet ist. Als er sie im nächtlichen Paris nicht mehr finden kann, kehrt er desillusioniert nach Hause zurück. Diese Fassung reduziert den Film ganz auf eine oberflächliche Kolportage, deren kalte, kontrapunktische Bildsprache immerhin noch erahnen ließ, welche Intention dieser Film eigentlich hatte. Der Schriftsteller André Pieyre de Mandiargues untersucht in seinen Roman und Kurzgeschichten bevorzugt die erotischen Riten unterschiedlicher Kulturen, mit denen die Menschen ihre sexuellen Ängste und Begierden kanalisieren. Seit Contes immoraux zählt Mandiargues zu den bevorzugten Schriftstellern Borowczyks, und auch La marge ist die Verfilmung eines seiner Romane. Es ist bemerkenswert, dass die frei fabulierten erotischen Riten der Vergangenheit aus Contes immoraux und La bête erheblich lebensfroher wirken als das unterkühlte Werben der beiden Gegenwartsfilme La marge und Cérémonie d’amour. In der Originalfassung von La marge spielt Joe Dallesandro, eine der männlichen Sexikonen der 1970er Jahre und zugleich ein Schauspieler der reinen Pose wie Helmut Berger, den reichen Geschäftsmann Antoine, der mit Gattin und Sohn in einem luxuriösen ländlichen Bungalow lebt. Wir sehen das Ehepaar ausgelassen in der Sonne spielen, später badet man zusammen mit dem Kind, während draußen der Regen die Sonne bereits vertrieben hat. Mit Antoines Dienstreise nach Paris wendet sich das Blatt: Zusammen mit einem Kollegen taucht er in das Nachtleben ein, wo er auf die Edelhure Diane (Sylvia Kristel) trifft, die er mittels Falschgeld betrügen möchte. Bereits hier ändert sich auch der Gestus des Films: Die Bilder werden collagenhaft, die Perspektive wandert, wir verlassen den Blick Antoines. Statt in einem wohlhabenden, touristischen Paris zu schwelgen, wie es etwa die populären Sexfilme von Just Jaeckin tun würden, zeigt uns Borowczyk die Unterseite der Stadt, verkommen, korrupt und schmutzig. Dallessandro durchstreift die Nacht wie ein Untoter. Die Besetzung mit zwei Ikonen der reinen Oberfläche – Dallessando und Kristel – zeigt ein System, das an Borowczyks frühere Werke anknüpft. Sie sind nur Projektionsflächen eines Sittenspiels, das nach eigenen Gesetzen funktioniert, die sich dem aufmerksamen Betrachter erst allmählich erschließen. So finden wir viel zu spät heraus, das Antoines Kind im Swimmingpool ertrunken ist, woraufhin sich auch seine Frau das Leben nahm. Er selbst liest den Brief erst an einer späteren Stelle des Films zu Ende, nachdem er ihn bereist früh bekommen hat. Antoines eigene Reise endet am Rande der Nacht. Im Morgengrauen tötet er sich mit einem Revolver. Diane dagegen taucht wieder in ihre eigene Welt der käuflichen Körper und verratenen Gefühle. Der Film endet in einem nihilistischen Leerlauf... Der Bourgeois und die Hure, der Verlust der Familie, die Liebe gegen die Leidenschaft, der Verrat der Treue, die Verzweiflung am Rande des Todes, der gesellschaftliche wie emotionale Fall – wieder bedient sich Borowczyk eines klassischen Melodramstoffes, um ihn formal gegen den Strich zu inszenieren. So funktioniert dieser Film nur mühsam nach den Mechanismen dieses Genres – und schon gar nicht nach jenen des erotischen Films, als den ihn der deutsche Verleih verkaufen wollte. La marge ist zunächst einmal ein bürgerliches Wunschbild, die begehrenswerte, geheimnisvolle Hure – und zugleich ein Film von tiefer Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit, in dem sich die Menschen im Leerlauf ihrer Rituale erschöpfen. Auch die untermalende und kommentierende Musik, ein wichtiges Element des klassischen Melodrams, erscheint hier in einer ungewöhnlichen Variante: Als wiederkehrendes Thema erklingt ein sphärisches Gitarrenstück von Pink Floyd. Borowczyk bedient sich der zeitgenössischen Popmusik in La marge fast wie in einem Videoclip: indem er collagenhafte Montagen fast ohne Originalton an die Klänge anpasst. So kommt Borowczyk auch hier in seiner künstlerischen Reise über den Umweg seines radikalen, kühlen Stils wieder zurück zum Kern des Melodrams – statt des dargestellten, inszenierten Gefühls konzentriert er sich auf die Evokation des Gefühls im Betrachter, den er mit Ellipsen, der Reduktion des Blicks und einer Kälte des Schauspiels permanent herausfordert. Die Blu-Ray UNMORALISCHE GESCHICHTEN Wie aus den vorangehenden Ausführung deutlicher werden sollte, ist Borowczyks Oeuvre einzigartig in seiner konsequenten Suche nach einer Erotisierung der filmischen Ausrducksmöglichkeiten. In UNMORALISCHE GESCHICHTEN versammelt er (in der Kionfassung) vier Episoden aus vier Epochen, die vier sexuelle Spielarten ins Zentrum stellen. Mit deutlich fetischistischem Blick für erotische Details erzählt er Geschichten über Fellatio, die verführerische Anziehungskraft von Gemüse, dem Reiz jungfräulichen Blutes und von inzestuösen Ausschweifungen im Vatikan. Das Label Bildstörung hat nach 25 Jahren die Streichung des Films vom Index für jugendgefährdende Medien bewirkt und präsentiert den Film auf DVD und Blu-Ray ungekürzt in Deutschland. Die limitierte (1000 Stück) Edition enthält neben der Standard-Kinoversion (vier Episoden) auch die Langafssung des Films, die jenen Kurzfilm enthält, aus dem später der Langfilm LA BETE montiert wurde. Zudem ist der Kurzfilm UNE COLLECTION PARTICULIERE in einer alternativen fassung enthalten, die sowohl pornografische Details unzensiert zeigt, wie auch eine tierpornografische Szene enthält, die jedoch wiederum im Beld zensiert werden musste. Im umfassenden Booklet erfährt man wissenswerte Details über diese verschiedenen Fassungen und Mutmaßungen über die Authentizität der im Kurzfilm präsentierten Sexspielzeuge, die nach Daniel Bird auch von Borowczyk selbst erstellt worden sein könnten. Filmhistorisch und -ästhetisch ist dieser Blu-ray ein atemberaubender Gewinn: UNMORALISCHE GESCHICHTEN ist ein Muss für den Connaisseur des modernen Kinos. Marcus Stiglegger
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