LA BÊTE - Die Bestie
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Anbieter: Bildstörung (D)
FSK: ab 18
* Kurzfilm L'Escargot de Venus
* Langfassung des Films
* Interviews
* Deleted Scenes
* Behind the Scenes
* Bildergalerie
* Booklet
• Lobbycards
• 98 Minutes
Nachdem Cult Epics bereits vor einiger Zeit eine referenzgültige
DVD von THE BEAST herausgebracht hatten, legt das ambitionierte Label
Bildstörung aus Deutschland jetzt diesen Klassiker des europäischen
Erotik-Kunstkinos von Walerian Borowczyk als umfangreiche 2-DVD-Box mit
umfangreichem Booklet nach.
Wie bei bisherigen Veröffentlichungen setzt Bildstoerung
Maßstäbe in der DVD-Präsentation. Man entschied sich,
die etwas straffere und 4 Minuten kürzere Kinofassung zu veröffentlichen,
da diese vom Regisseur als Director's Cut bezeichnet wird. In einer limitierten
DVD kann man auch eine qualitativ schwächere Bonus-DVD mit der langen
Fassung bekommen, doch die zusätzlichen Dilaoge verändern den
Film nicht nennenswert.
In einer erotischen Variation auf das Märchen LA BELLE
ET LA BÊTE erzählt der Film von einem finanziell ruinierten
Adligen, der seinen Sohn mit einer amerikanischen Millinärserbin
verheiraten möchte, um das verbliebene Vermögen zu sichern.
Aber auf der familie liegt ein Fluch, und als die junge Frau von Alpträumen
geplagt wird, erkennt auch sie, dass der Sohn des Hauses eigentlich ein
Monstrum ist.
Das Konzept des Films enstand aus der kurzen und sehr expliziten
Traumsequenz mit Sirpa Lane, die von der Bestie verfolgt wird und diese
schließlich mit ihrer Sexualität bezwingt. Diese Sequenz entstammt
dem Film UNMORALISCHE GESCHICHTEN (1975), wurde aber nicht in den fertigen
Schnitt aufgenommen. So baute Borowczyk die Idee zu einer verschachtelten,
ironischen Märchenerzählung aus, die ähnlöich wie
Angela Carter die psychoanalytischen sexuellen Aspekte betont.
Die DVD im schönen Pappschuber wartet mit dem Film
selbst in einer hervorragenden Abtastung auf - mit authentischer deutscher
und französischer Tonspur. Die deutsche Synchronisation ist heute
reichlich bizarre, so hat etwa der schwarze Chauffeur die Stimme von Chef
aus SOUTH PARK, was für zusätzliche Lacher sorgen dürfte.
Auch der amerikanische Akzent von Lucy wirkt eher unfreiwillig komisch.
Doch es bleibt die Originalfassung mit Untertiteln.
Der amerikanischen DVD überlegen ist das Bonusmaterial,
denn neben einem schönen animierten Kurzfilm finden wir hier vor
allem einen bedachten Zusammenschnitt des langen (107 Min.) Making Ofs,
das im original fast unsehbar ist und hier in der gegebenen Kürz
eigen guten Einblick gewährt. Die Interviews sind durchweg informativ
und unterhaltsam und zeigen noch einmal, welch ein kreatives Potential
die wilden 1970er bargen. Ein solches Werk ist heute undenkbar.
Ein absolutes Highlight ist das 52-seitige Begleitbuch,
in dem sich Texte mit Bezug zum Film sowie ganzseitige Fotos daraus finden.
Ein Borowcyzk-Interview und Kurzbiografien der Darstellerinnen ergänzen
das essenzielle Booklet, in dem noch einmal deutlich wird, das THE BEAST
zunächst einmal als 'symbolistisches Kunstwerk' mit einer Traumdramaturgie
gesehen werden sollte, in dem sich Unterbewusstsein und Realität
vermischen. Zweitens - so der Regisseur - sei sein Film 'moralisch' im
Sinne von Ovids "Kunst zu Lieben". Aus der historischen Distanz
wird der Blick auf dieses weniger verstörende als amüsante erotische
Traumspiel klarer. Und ungeachtet einiger sehr 'direkter' Bilder erscheint
der Film heute näher denn je an Jean Cocteaus LA BELLE ET LA BÊTE,
der Borowczyk als Vorbild diente.
Für Fans des europäischen Erotikkinos ist
diese Schmuckbox unverzichtbar und lohnt sich auch für jene Sammler,
die bereits eine der älteren Versionen besitzen.
Marcus Stiglegger
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