Tokyo X Erotica

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Anbieter: Rapid Eye Movies
J 2001
78 Min.
R: Takahisa Zeze
Bild: 1,33:1
Ton: deutsch DD 5.1, japanaisch DD 2.0 Mono
UT: deutsch
FSK: k.J.
Extras: Poster

Im Japanischen Genrefilm gibt es drei Kategorien der Erotik:

- Roman porno: hochwertige Studioproduktionen, vergleichbar mit dem europäischen Softporno, oft in historischem Setting

- Pink eiga: unabhängig produzierte, kleine Sexfilme, oft mit subversiven und poltiischen Subtexten

- ero-guro: sexualisierte Folter- und Vergewaltigungsszenarien, in dieser Form singulär im internationalen Kino

Vor allem im Kontext des Pink-Films entstanden zahlreiche Werke bekannter Regisseure, die heute als subversives Undegroundkino betrachtet werden. Koji Wakamtsu ist der profilierteste von ihnen, doch auch Takahisa Zeze zählt dazu.

Regisseur Takahisa Zeze stellt in "Tokyo X Erotica" eine philosophische Frage: "Welche Zeit ist länger - die vor der Geburt oder die nach dem Tod?" Seine Antwort ist komplex und voller surrealer Ansätze: In den 90er Jahren stirbt der junge Kenji (Yuichi ISHIKAWA) durch einen terroristischen Gas-Anschlag (bezüge zur Realität sind gewollt). Zur selben Zeit wird seine Exfreundin Haruka (Yumeka SASAKI) von einem Freier erwürgt. Mehrere Jahre voller sexueller Ausschweifungen und Partnertausch unter tokioter Jugendlichen, die scheinbar nur auf den ersten Blick mit Kenji und Haruka verknüpft sind, vergehen. Der Film führt sie in selektiven Episoden vor, die allesamt in erotischen Eskapden gipfeln.

Im Jahr 2002 treffen Kenji und Haruka auf rätselhafte Weise wieder aufeinander und entdecken eine Wahrheit jenseits von Ekstase und Gewalt. Die fünf ineinander verwobene Teile des Films liefern zwar keine direkte Antwort, die Protagonisten diskutieren jedoch meist eloquent, vermischen Körpersprache und intellektuelle Argumente auf bizarre Weise.

Zezes persönliche Vision vom Pinkfilm fand nicht das Wohlwollen der Kinobetreiber und der "ojisan", jener "alten Männern in Regenmänteln", die zum Stammpublikum zählten. Dafür platzierte sich Zeze zusammen mit seinen Kollegen Hisayasu Sato, Kazuhiro Sano und Toshiki Sato als die "vier pinken himmlischen Könige" im japanischen Genrekino und hat heute Kultstatus.

Umso erfreulicher erscheint es, dass Rapid Eye Movies einige dieser sperrigen, meist auf Video produzierten Politpornos in Deutschland auf DVD präsentiert. TOKO X EROTICA ist zweifellos ein reizvolles Beispiel, wenn man sich an die billige Optik auch erst gewöhnen muss. Takshi Miike hatte ein klassischen Beispiel bereits mit VISITOR Q inszeniert (bei REM erhältlich), das ähnlich anmutet.

Wer hier nach gefälligen Sexfilmen sucht, wird vermutlich ebenso enttäuscht wie Fans des politischen Godard. Die Mischung macht's...

Marcus Stiglegger