Sonne Hagal

:Jordansfrost:

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(Luftschutz/Tesco 2007) CD 12 Tracks

Es ist nun einige Zeit her, dass mit dem Ende der paradigmatischen deutschen Neofolkband Forseti eine schmerzliche Lücke im musikalischen Untergrund zurückblieb. Forsetis Weggefährten Darkwood und Sonne Hagal machen sich nun mit neuen Impulsen auf, das Erbe würdevoll zu vertreten. Dabei bleibt einiges beim Gewohnten: naturmystische Texte, leicht antimodernistisch, aber eher anklagend als militant; und natürlich zahlreiche Mitstreiter aus dem bekannten Umfeld.

Gleich das erste Stück „Flackerndes Feuer“ bedient die Erwartungen: melancholischer deutscher Gesang, getragene Akustigitarrenriffs und dezentes Ambiente. Stück 2 „Midsummernight“ knüpft dann deutlicher an „Helfahrt“ (das Vorgängeralbum) an. Hier steigert sich das Tempo, die Stimme ist finster verfremdet und martialische Trommeln wechseln sich mit aufwühlenden Streicherpassagen ab. Verfall wird hier beklagt, metaphernschwer und mit deutlichem Widerstandsgeist.
Einschmeichelnder dann Track 3. Melodiös der Gesang (durchaus gelungen) und gezupfte Gitarre. „The gates have been opened...“ Die Geige klagt in Ewigkeit. „...live in reverse. The end of your world will be my curse.“

Track 4 erinnert mit nachdenklichem Sprechgesang sehr an die jüngeren Songs von Darkwood (Henryk Vogel ist folglich auch an dieser CD beteilgt). Track 5 atmet dann wieder den kämpferischen Geist und wartet mit treibenden Elektrobeats auf, wobei die Stimme hier nicht ganz das Versprechen einlösen will. Großartig sind die Trompeteneinspielungen, die im gleichen Atemzug an Ennio Morricones Italowesternmusiken und an die Höhepunkte von Death in June erinnern. Nah am Dark-Dancefloor.

Track 6 wehmütig und kulturpessismistisch im Text – (Nah)Ost und West ... „you and I will never agree.“ Fans und Kritiker werden hier beide fündig. „Herr Gilbhardt“ ist dann fast schmerzlich typisch für die bereits bekannte mitteldeutsche Melancholie: taditionalistisch, zwischen katholischer Jugend und Jungen Pionieren. „Ragnaroek“ (Track 8) – ein unvermeidliches Apokalypsemotiv, das mit deutlicher Mithilfe von Kim Larsen / :Of the Wand and the Moon: in düster funkelnden Old-School-Apocalyptic-Folk verwandelt wird. Ein deutlicher Höhepunkt des Albums.

Track 9 holt noch einmal den traditonellen Liedermacher hervor: fast hymnisch klingt das, in finsterer englischsprachiger Prosa – einfach und effektiv.

Track 10 bietet eine sehr streitbare, extrem pathetische und bis zur Schmerzgrenze unreflektierte Version des allseits bekannten „Flandern in Not...“, aus dem man einen starken Einfluss von Waldteufel, einem der rustikalsten Projekte in diesem Genre, heraushört. Als Ausklang finden wir noch das schwärmerisch, mystisch-sakrale „The Hawk“, vorgetragen in männlich-weiblichem Unisono-Rizitativ, und das ebenso besinnliche „Over the Stones“.

„Jordansfrost“ ist zweifellos ein überzeugendes und sehr gut produziertes Nachfolgewerk zu Sonne Hagals „Helfahrt“. Hervorzuheben ist auch die aufwändige und sehr ästhetische Cover-Gerstaltung. Musikalisch bleibt man im gewohnten Rahmen, die Lust zu Experimentieren hat sogar noch nachgelassen. Dabei wird definitiv kein Neuland erschlossen, man bewegt sich selbstsicher in den Grenzen des deutschen Neofolkgenres. So ist „Jordansfrost“ ein Werk für Fans, unterhaltsam und eingängig, aber eben auch „preaching to the converted“. Hier wird niemand wachgerüttelt, der es nicht schon ist, auch wenn die Texte anderes zu bezeugen scheinen. Vom „Jordansfrost“ bleibt vor allem eine diffuse, neblig-raunende Sehnsucht, die jeder Hörer selbst zu füllen vermag.

MaNic