Sol Invictus Werkschau Teil 3

The Killing Tide

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(Prophecy 2011) CD Digibook 13 Tracks

In the Jaws of the Serpent

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(Prophecy 2011) CD Digibook/DVD 10 Tracks +

Spätestens mit ihrem dritten offiziellen Album 'Trees in Winter' hatte sich Sol Invictus als neuer Stern am Himmel der alternativen Musik etabliert und dem britischen Apocalyptic Folk ein ganz eigenes Gesicht verliehen. Die knorrigen Äste auf dem Cover, der mitunter noisige und zutiefst melancholische Songwriter-Stil, Tony Wakefords und Ian Reads unverwechselbarer Gesang und die elegischen Streicherharmonien von Joolie Wood und Sarah Bradshaw können noch heute eine Gänsehaut erzeugen.

Nahezu jeder Song auf 'Trees in Winter' hat ikonische Bedeutung für spätere Künstlerinnen und Künstler, die in diesen finsteren Gewässern fischen. Sei es die introspektive Moritat 'English Murder', die eine eigenartige Aktualität im Sommer 2011 bekommt, das historische Kannibalenepos 'Sawney Bean', die antikapitalistische Hymne 'Gold is King' (mit langem Intro von Ezra Pound), die Medienkritik 'Media' und nicht zu vergessen das programmatische 'Looking for Europe', das spätestens mit dem gleichnamigen Buch über die Neofolk-Musik unvergesslich wurde. Wer die vermeintlich reaktionären Tendenzen dieses Stils im Eurozentrismus rechecherchiert, wird mit diesem Song erkennen, wie pessimistisch und skeptisch diese Tendenz gerade bei Sol Invictus ausfällt.

Das taditionelle 'Michael' steht bereist für Read eigene Bemühungen mit Fire & Ice, nachdem er sich von Wakeford getrennt hatte. Und enttäuschte Liebende werden wohl immer wieder auf 'Deceit' zurückgreifen: "From where comes Love / comes Deceit" - eine späte Antwort auf das frühere 'Abattoirs of Love'.

Die wunderschön gestaltete CD-Neuauflage bietet zudem drei alternative Versionen von bekannten Songs, darunter der 7"-Mix von 'See the Dovbe Fall' mit dem Beat aus 'The Joy of the World'.

Zugleich liegt auch wieder die zweite Veröffentlichung, das Live-Album 'In the Jaws of the Serpent' auf CD vor, das den ersten Auftritt 1988 in Tokyo dokumentiert, auf dem Wakeford, Read, Karl Blake und Rose McDowall zu hören waren. Geboten werden Songs der ersten drei Alben, wobei sowohl Sound wie auch musiklaische Qualität nicht an spätere Auftritte anknüpfen. Dennoch werden viele Fans gerade diesen dumpfen, düsteren Sound schätzen, der noch sehr martialisch daherkam und an Death in June der 'Burial-Phase anknüpft.

Eine erstaunliche Entwicklung ist auf der beiliegenden DVD zu sehen, die die VHS-Aufzeichung des Hamburger Konzertes der legendären 'Dreier-Tour' mit Death in June und Current 93 1991 enthält. Hier werden ebenfalls die unsterblichen SI-Hymnen geboten (u.a. 'Angels Fall', 'Fields', 'Black Easter' und das von DIJ bekannte 'Death of the West'), nun erheblich komplexer besetzt mit Sarah Bradshaw, Karl Blake und Leithana (Ordo Equitum Solis) am Keybord. Qualität und Filmkunst halten sich hier in engen Grenzen, doch diese Veröffentlichung hat vor allem Erinnerungswert für Fans der ersten Stunde.

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