Rad der Zeit 4 / 5 Sterne D 2002. Ein Katholik dokumentiert die Deutschlandreise des Dalai Lhama anlässlich einer Initiationszeremonie in Graz: Davon können wir mehr erwarten als den affirmativen Buddhismus-Kitsch, wie er seit Jahren kursiert - auch in filmischer Form. Werner Herzog reichte es nicht aus, dem Drängen der buddhistischen Gemeinde Graz nachzugeben und nur dieses seltene Ereignis zu filmen - er machte sich auf die Suche nach dem tatsächlichen tibetischen und indischen Buddhismus, reist mit den Pilgern und will die genannte Zeremonie auch im Ursprungsland filmen - doch der heilige Mann sieht sich gesundheitlich außer Stande, seinen Tausenden von Pilgern vorzusitzen. Er vertröstet sie aufs nächste Mal. Dabei entstehen eindrückliche Bilder, begleitet von taditioneller buddhistischer Ritualmusik. Minutenlang beobachten wir die Herstellung der legendären Sandgemälde, die nach mathematischen Prinzipien in tagelanger Arbeit erstellt werden und zum Ende der Zeremonie zerstört werden. RAD DER ZEIT ist ein weiterer ungewöhnlicher Dokumentar- und Essayfilm, wenn man so will, der Werner Herzogs Interesse am Heiligen, am Opfer und am archaischen Denken belegt. Dabei bleibt vor allem das ungezwungene Gespräch mit den Dalai Lhama haften: Er empfiehlt den Menschen, ihrer eigenen Glaubenstradition treu zu bleiben, den Buddhismus jedoch aufmerksam zu studieren und von ihm zu lernen... In Aufmachung und Gestaltung steht diese DVD den vorangegangenen Spielfilmeditionen der Herzog-Collection in nichts nach. Ein lange Interview mit dem Regisseur vertieft einige Motive des Films und informiert spannend über die problematische Tibetreise des Filmemachers, der auf chinesischem Territorium nur als Tourist mit seiner Videokamera filmen konnte. Dennoch stehen die hier präsentierten Bilder seinen bekannten Visionen in nichts nach: schroffe Felsen, opferbereite Pilger und ausgedehnte Rituale bestimmen das Geschehen. Zudem: Der recht aktuelle Dokumentarfilm GLOCK AUS DER TIEFE bietet einen Einblick in das Leben sibirischer Christen, die ihre ursprüngliche und heidnische Lebensweise weitgehend bewahrt haben. Immer wieder wird der Film von traditionellen Liedern und Kehlkopfgesängen unterbrochen, die eine ganz eigene Faszination bergen. Wie zuvor auch steht hier das Zusatzmaterial dem Hauptfilm in nichts nach. Ein Kauf lohnt sich daher doppelt. Marcus Stiglegger |
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