Was bleibt, sind Fragen... Klaus Pflieger, 2004: Die Rote Armee Fraktion – RAF –. 14.5.1970 bis 20.4.1998. Baden-Baden: Nomos. ISBN 3-8329-0533-2. 210 Seiten, € 19,80. Die RAF ist Geschichte. Sie selbst hat sich dazu erklärt. Und doch ist die RAF kein wirklich abgeschlossenes Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte. Das große Echo, das die RAF-Ausstellung in Berlin in den Medien und der Politik nach sich zog, beweist dies mal wieder eindrucksvoll. Auch der Buchmarkt spuckt regelmäßig neue Bücher über den „Kampf der 6 gegen 6 Millionen“ (Heinrich Böll) heraus. Vieles sind Zeitzeugenbericht oder Sachbücher, doch auch im Roman findet die RAF ihren Niederschlag, so dass die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung gar von einem neuen literarischen Genre, dem RAF-Roman, spricht (23.Janauer 2005). Nun, das mag übertrieben sein, spricht aber für das öffentliche Interesse gegenüber der RAF. Wie eine Grabinschrift erscheint der schlichte Titel, den der ehemalige Generalstaatsanwalt Klaus Pflieger seiner Geschichte der RAF gegeben hat: Die Rote Armee Fraktion – RAF -. 14.5.1970 bis 20.4.1998. Es ist innerhalb kürzester Zeit das zweite Buch, das über die Geschichte der RAF erscheint (siehe: Butz Peters: Tödlicher Irrtum). Natürlich erwartet man von einem Generalstaatsanwalt a.D. eine konservative Abrechnung mit der Studentenbewegung und der RAF. Umso überraschter ist man, dass Pflieger sich mit Interpretationen oder Wertungen sehr stark zurückhält. Auch auf Insiderinformationen oder späte Enthüllungen hofft man vergebens. Eigentlich ist man von diesem Buch nur enttäuscht. Gründung- und Auflösung sind bei der RAF so gut zu belegen wie bei sonst keiner terroristischen Vereinigung, doch Pflieger impliziert mit seinem Titel eine Genauigkeit, die er selbst nicht hält. Seine Ausführungen sind an keiner Stelle belegt, Literaturangaben sucht man vergebens. Was bleibt ist ein kurzer, faktenorientierter Abriss der Entwicklung der RAF, der sich vor allem an den verschiedenen Anschlägen und „Selbstbezichtigungsschreiben“ und anderen RAF-Texten entlang hangelt. Das ganze wird dermaßen oberflächlich dargestellt, dass Entwicklungslinien und Hintergründe völlig unklar bleiben. Die RAF erscheint so als eine kriminelle Gruppe ohne Motive, ohne Geschichte – schlimmer noch: ohne Bezug zur damaligen Bundesdeutschen Wirklichkeit. Das Buch ist mit vielen Fotos bebildert. Doch auch hier fällt der Band hinter heutige Standards weit zurück. Die Auswahl ist oft uninspiriert und redundant. Vor allem fällt die extrem schlechte (drucktechnische) Qualität auf: Viele Fotos sind pixelig oder wirken wie schlechte Fotokopien. Fazit: Dieses dünne Bändchen dient einzig dazu, dass Pflieger sich ein eigenes Buch ins Regal stellen kann. Als eine Aufarbeitung der RAF-Geschichte dient es keineswegs. Pflieger Buch ist eine oberflächliche und unreflektierte Aneinanderreihung von wenigen Fakten, die meistens unkommentiert zusammengeschrieben sind. Wer sich einen Überblick über die RAF verschaffen möchte, und dabei Zusammenhänge verstehen möchte, dem sei von diesem Buch dringend abgeraten. |
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