V.A. Das Leben der Mondsoldaten (2012) Downloadalbum 1 Track 50 Min. Kaum räumt die Mondnazi-Klamotte IRON SKY in deutschen Kinos ordentlich ab, erscheint ein ungewöhnliches Hörspielprojekt: DAS LEBEN DER MONDSOLDATEN erzählt die Vorgeschichte der antitotalitären Satire - wenn auch mit erheblich ernsthafterem Gestus. Die wohlbekannte sonore Sprecherstimme von Christian Schult erzählt vom beschwerlichen Leben auf der dunklen Seite des Mondes, beim Abbau von Helium 3, beim Bau der Flugscheiben und schließlich von der Rückkehr zur Erde (hier beginnt der Film). Was zweifellos als Hörspiel gedacht ist (daher keine Einteilung in einzelne Tracks), funktioniert zugleich als exklusive Darkambient/Post-Industrial-Compilation, die einige der ungewöhnlichsten Genreformationen aus Europa zusammenführt. Das Eröffnungsstück stammt von C. Donarski (:Golgatha:) und bietet dröhnende Luren und einen schleppenden, schweren Metallbeat. Kaum sind diese Maschinegeräusche verklungen, gibt :Golgatha:-Musiker S. Marleni das "Lied der Mondsoldaten" zum besten, eine bizarre Mischung aus deutscher Hymne und noisiger Collage. Immer wieder wird die Erzählung fortgesetzt: "Helium 3" ist dabei untermalt von subtilen Ambientklänge von Tarsus, während "Partikelsturm" bereits übergeht in die monumentaleren und rhythmisierten Neoklassik-Drone-Sounds von Feuerfalke, einem neuen Projekt aus dem Umfeld der Radiosendung www.grenzerfahrungen.de, die letztlich dieses Album initiierten. Das erste bekannte Stück, das sich hier hervorragend macht, ist "Der Leu der Lüfte", eine martialische Hymne von Kreuzweg Ost aus Österreich. Dieses Stück könnte nachträglich glatt die Gothic-Dancefloors erobern und würde im Film fast besser passen als die tatsächliche Filmmusik von Laibach (die ohnehin vergleichsweise enttäuschend und unspezifisch ausfiel). Es folgen noch weitere Ambienttracks von Feuerfalke und Letum aus Schweden (Cold Meat Industry), bis mit dem deutschsprachigen Chanson "Schlaf in meinen Armen" der zweifellos ungewöhnlichste und gewissermaßen spektakulärste Track des Albums vorliegt: Eine neoklassische Kooperation von Gothic-Idol Alexander Kaschte (Weena Morloch) mit Sorakey, der Sängerin von :Golgatha:. Musikalisch ein ausgereiftes und extrem bombastisches Neoklassikstück, stimmlich von der Wehmut einer Zarah Leander geprägt. Für beide Künstler absolut ungewöhnlich, beweist es zugleich deren Vielseitigkeit. Die zunächst verwunderliche Zusammenarbeit erklärt sich vermutlich daraus, dass Kaschte sich im letzten Jahr ein Stück von :Golgatha: remixen ließ und auf dem selben Label (Trisol) erscheint. Das Lied beweist eine extrem ausgeklügelte Melodielinie, die man schwer wieder vergisst, und die vor allem mit dem Zwischenspiel in der Mitte zur vollen Geltung kommt. Den offiziellen Abschluss des Albums bildet ein apokalyptischer Industrialtrack von C. Donarski, der mit dem fatalistischen Sample endet: "Wir kehren heim". Der eher schräge Remix von "Helium 3" durch Pacific 231 kann als Bonustrack oder auch Abspann betrachtet werden. Insgesamt kann man dieses Projekt als bislang einzigartig bezeichnen, denn es zeugt nicht nur vom Kultpotential des Films IRON SKY, sondern erfüllt zugleich ein Versprechen, das der Film selbst gar nicht erfüllt (bzw. erfüllen will): Er nimmt die irrwitzige Idee vom Leben auf dem Mond ernst! Insofern ist diese liebevolle Zusammenstellung nicht nur homogener als das eklektizistische Soundtrackalbum von Laibach, sondern auch intensiver und stärker. DAS LEBEN DER MONDSOLDATEN ist ein auditives Science-Fiction-Epos zwischen dunkler Schönheit, Monumentalität und Irritation. MaNic – Track 01 – – Track 02 – – Track 03 – – Track 04 – – Track 05 – – Track 06 – – Track 07 – – Track 08 – – Track 09 – – Track 10 – – Track 11 – All Lyrics by Feuerfalke. Spoken Lyrics by Christian Schult. |
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