Ludwig II - Special Edition

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Label: Arthaus
Produktionsjahr: 1972
Produktionsland: Deutschland/Frankreich/Italien
Kinostart: 29.12.1972
FSK: ab 12 Jahren
Lauflänge: ca. 246 Minuten
Darsteller
Helmut Berger (Das Bildnis des Dorian Gray, Das fünfte Gebot)
Romy Schneider (Die Liebe einer Frau, Sissi, Monpti)
Trevor Howard (Der dritte Mann, Meuterei auf der Bounty)
Silvana Mangano (Tod in Venedig, Edipo Re – Bett der Gewalt)
Stab
Regie: Luchino Visconti
Drehbuch: Luchino Visconti, Enrico Medioli, Suco Cecchi d’Amico
Kamera: Nino Cristiani, Guiseppe Berardini, Frederico del Zoppo
Produktion: Ugo Santalucia
Technische Angaben
DVD Bild: 2,35:1 (anamorph)
DVD Sprachen/Ton: Deutsch, Italienisch (Mono Dolby Digital)
DVD Untertitel: Deutsch
DVD Extras: Dokumentationen „Luchino Visconti“ und „Helmut Berger – Mein Leben“, Starinfos Helmut Berger, Romy Schneider, Biografie Luchino Visconti, Biografische Notizen über Ludwig II., Trailer

"Luchino Visconti starb am 17. März 1976 in seiner Villa In Rom. Herz- und Kreislaufschwächen hatten bewirkt, dass er seinen letzten Film [...] nur aus dem Rollstuhl noch inszenieren und den Schnitt nicht mehr überwachen konnte. Am 17. März hörte er, wie so oft in den Tagen zuvor, die 2. Symphonie von Brahms. Dann, so berichtet seine Schwester, sagte er plötzlich: ,,Es genügt. Ich bin müde.“ Nimmt man letzte Worte als Zeichen, so mögen diese eines sein. Viscontis Leben war reich, in jedem Sinn, den das Wort haben kann.

Er wurde geboren am 2. November 1906 als Sohn des Herzogs Giuseppe Visconti di Modrone, des Herzogs von Mailand. Das Geschlecht der Visconti ist eines der ältesten Italiens. Die Visconti beherrschten Mailand und Norditalien vom 13. bis zum 15. Jahrhundert. In Jacob Burckhardts Kultur der Renaissance in Italien erscheinen sie als „vollständigste und belehrendste Ausbildung“ der Tyrannis der Renaissance. Doch davon war zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht viel geblieben. Längst schon war die politische Macht der Herzöge von Mailand Vergangenheit; längst schon regenerierten sie ihren vergehenden Reichtum durch Allianzen mit dem Bürgertum. Viscontis Mutter, Carla Erba, war die Tochter eines Industriellen. Doch im Palast in Mailand gab es nach wie vor Diener, deren einzige Aufgabe darin bestand, die zahlreichen Fenster zu öffnen und zu schließen.

Das Erbe, das Visconti mitgegeben wurde, war finanzielle Unabhängigkeit lebenslang. Es war ein aristokratischer Lebensstil, den er kultivierte: es war vor allem die universelle Bildung, die er sich aneignen konnte in unermesslichen Bibliotheken, in der Auseinandersetzung mit der Malerei und der Architektur, in den Theatern. Prägend waren die Erlebnisse in der Mailänder Scala, die große Tradition der italienischen Oper, des Melodramas. [...]

Als ideellen Zeitgenossen von Thomas Mann, Gustav Mahler und Marcel Proust hat Visconti sich bezeichnet, als Künstler in der Epoche des Spätbürgertums. Der historische Wandel vom Untergang der Aristokratie zum Aufstieg des Bürgertums in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist das Thema seiner Filme SEHNSUCHT (1954), DER LEOPARD (1963), LUDWIG II (1973) und schließlich DIE UNSCHULD [1976]. So sehr Visconti diesen Prozeß auch aus der Perspektive des Aristokraten nachzeichnet, mit allem Pathos und melancholisch zugleich, so ungetrübt ist sein Blick für die historische Notwendigkeit der Entwicklung, für die immanenten Widersprüche, an denen die Welt des Adels zugrunde geht.

Der aristokratischen Lebensform, bis ins Emotional-Sinnliche, bis ins Körperliche hinein extrem verfeinert, beginnt in der heraufziehenden Ära der demokratisch-bürgerlichen und damit kapitalistischen Moderne nichts mehr zu entsprechen. Nicht einmal ihren Separatfrieden können Viscontis adlige Protagonisten mehr mit der Moderne machen. Die Einsicht des Fürsten Don Fabrizio in DER LEOPARD, dass alles sich wandeln muß, damit es so bleiben kann, wie es für ihn richtig ist, ist eine Täuschung. Nichts von der alten Welt wird unverändert bleiben. In LUDWIG II, Viscontis vierstündiger, fast klinisch genauer Studie über den auch körperlichen Verfall des bayerischen Königs, der den Willen zur Kunst über den modernen Vosatz der Politik triumphieren lassen wollte, herrscht schließlich der Wahnsinn in den künstlichen Paradiesen des Monarchen. LUDWIG II, dieses gedehnte notturno des Verdämmerns und Vergehens von Schönheit, ist der dritte Teil der ,,Deutschen Trilogie“ Viscontis." (B. Kiefer in :Ikonen: Heft 0/1, 2002).

"Mit nur 19 Jahren besteigt Bayerns Märchenkönig Ludwig II. den Thron. Sein Interesse gilt aber weniger der Diplomatie als den schönen Künsten. Er wird zum großzügigen Förderer von Künstlern und Musikern, allen voran Richard Wagners. Doch der erhoffte Dank bleibt aus. Verbittert zieht er sich zurück und kümmert sich kaum noch um Regierungsgeschäfte. Nur bei seiner Cousine Elisabeth von Österreich findet er eine Seelenverwandte, die zu ihm hält, seine Liebe jedoch nicht erwidert. Daraufhin heiratet Ludwig Sissis Schwester Sophie. Er beauftragt riesige Bauten, aber seine gewaltigen Traumschlösser verschlingen Unsummen. Schließlich wird er aufgrund seiner "Verschwendungssucht" für geisteskrank erklärt und entmachtet. Er stirbt vereinsamt am Starnberger See. Ludwig II. führte ein Leben außerhalb aller Normen. Sein Tod ist und bleibt ein Mysterium. " (Pressetext)

Arthaus/Kinowelt hat dieses bildgewaltige, elegische Epos bereits vor einigen Jahren in einer ungekürzten Fassung vorgelegt. Die neue 3-DVD-Box ist mit einem informativen Booklet und einer weiteren Dokumentation ergänzt. Der bereits bekannte Film über Luchino Visconti ist den Kauf alleine Wert, doch die ergänzte Doku über das Leben von Helmut Berger kann als amüsanter Bonus gelten. Leider geht sie kaum auf Bergers Filme ein und bietet auch keine nennenswerten Ausschnitte. - Insgesamt ist diese 3-DVD-Box zweifellos ein Muss für alle Fans des anspruchsvollen Kinos und eine der Editionen des Jahres. Absoluter Cineasten-Tip!