Lebenszeichen

4,5 / 5 Sterne

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Anbieter: Kinowelt
Regie: Werner Herzog
Bild: 1,33:1 (4:3)
Sprachen/Ton: Deutsch (Dolby Digital 1.0 Mono)
Extras: Audiokommentar von Werner Herzog und Laurens Straub, Die beispiellose Verteidigung der Festung Deutschkreuz, Letzte Worte, Maßnahmen gegen Fanatiker, Fotogalerien, Trailer, Biografie Werner Herzog

Mit dem allegorischen Kriegsdrama LEBENSZEICHEN (1968) gelang es dem damals noch am Anfang seiner zwanziger Jahren stehenden Filmemachers erstmals, ein Langfilmprojekt zu realisieren. Bereits als Jugendlicher hatte er eine Verbindung zu griechischen Insel Kos aufgebaut, die dann auch (zusammen mit Kreta) den Hintergrund für diesen Film abgab.

In den Tagen des Zweiten Weltkrieges werden einige deutsche Wehrmachtssoldaten auf die griechische Insel verlegt. Da dort keinerlei Kampfhandlungen stattfinden, dient deren Aufenthalt im alten Kastell der Insel, einem Munitionsdepot, primär der Erholung des verwundeten Fallschirmjägers Stroszek (Peter Brogle). Die drei Männer und eine griechische Frau verbringen ruhige Tage mit Gesprächen und Spielen. Stroszek streift auf der hitzflirrenden Insel umher und trifft auf merkwürdige Personen. mehr und mehr gleitet er in den Wahnsinn ab. Schließlich vertreibt er seine Kameraden und droht, das ganze Kastell zu sprengen...

Die selbstzweckhafte, titanische Revolte des Einzelnen steht bereits in diesem Frühwerk Herzogs im Zentrum. Dabei kündigt sich Stroszeks (siehe auch den Film gleichen Titels) Abstieg in den Wahnsinn nur subtil an: Überdruss, Aufgabenlosigkeit, Orientierungslosigkeit ... und die brütende Hitze der Insel: All das mag zu der fatalen Entwicklung beitragen. Daneben stehen jene Kuriositäten, die man auch in Herzogs späteren Filmen wiederentdeckt: Menschen und ihre Eigenarten, ihre Tragik. In einer kleinen Rolle ist dabei erstmals Florian Fricke zu sehen, ein Musiker, der später die Gruppe Popol Vuh gründete und zahlreiche Herzog-Soundtracks komponierte. Im Kommentar erwähnt Herzog dessen Tod im Jahre 2003. Herzog selbst taucht zu Beginn als Landser auf.

LEBENSZEICHEN ist ein langsam erzähltes, sorgfältig entwickeltes Drama mit gestochen scharfen, kontrastreichen Schwarzweißbildern. Auf Musik wird weitgehend verzichtet, dafür kommentiert ein Off-Erzähler das Geschehen.

Ein stilistisch noch eher unbeholfene Vorübung zu diesem Stoff war DIE BEISPIELLOSE VERTEIDIGUNG DER FESTUNG DEUTSCHKREUZ (1966), der auf dieser DVD ebenso enthalten ist wie zwei weitere Kurzfilme: LETZTE WORTE (1967/1968) über einen alten Einsiedler, der seine geheimnisvolle Geschichte bis zum Schluss nicht preis gibt; und der ironische MASSNAHMEN GEGEN FANATIKER (1968), wo befreundete Filmschaffende als verrückte Pferdezüchter auftreten.

Werner Herzogs Debütfilm war lange nicht zu sehen und liegt hier zusammen mit den im Umfeld entstandenen Kurzfilmen endlich vor. Die Edition geht dabei gewohnt sorfältig vor, präsentiert den Film in einer qualitativ hervorragenden Abtastung und mit einem aufschlussreichen Begleitkommentar.

Marcus Stiglegger