KATZENMENSCHEN Regie Paul Schrader I’m putting out the fire 1982 wandte sich Paul Schrader in einer kommerziellen Auftragsarbeit dem Remake des klassischen Horrofilms CAT PEOPLE (Katzenmenschen, 1942) von Jacques Tourneur zu. Tourneurs psychologischer Reißer ist ein Meisterwerk des „sanften Schreckens“, ein film noir des Horrorfilms. Koch Media bringt den Universal-Film nun in einer atemberaubenden HD-Abtastung und einer Mnege Bonusmaterial auf Bluray heraus. Im Gegensatz zu Tourneurs abstraktem Fluch der Katzenmenschen führt Schrader den Ausbruch des Animalischen ganz explizit auf die Paarung zwischen Mensch und Panther zurück. Nur mit ihrem Bruder könnte Irena in Ruhe leben, doch sie verweigert sich. Um mit ihrem Geliebten (John Heard) zusammen sein zu können, läßt sie sich schließlich von ihm als Exponat im Zoo einsperren (in Gestalt der Katze, versteht sich). Schraders Interesse verlagert sich deutlich von Tourneurs vielgelobtem „sanften Schrecken“ auf eine konfrontative Eindeutigkeit: Ekstase als Ausbruch des „Tieres“, Töten zur Befriedigung, Inzest, Kannibalismus und Transformation. Konsequent bedient sich Schrader teilweise konträrer Mittel: Um seinem Film einen eigenen Look zu verleihen, wurde dennoch weniger auf spektakuläre Effekte und reißerische Momente vertraut (trotz des damaligen Presseechos sind diese Elemente spärlich), sondern auf die sorgfältige Gestaltung von Setting, Kameraführung und Ton. Schrader traf sich bei den Vorbereitungen zu diesem Film mit dem italienischen Horror-Ästhetizisten Dario Argento, dessen Film SUSPIRIA (1976) er sehr bewunderte. Argento hatte für dieses surreal stilisierte Alptraumwerk einen äußerst kontraststarken Negativfilm genutzt, der eine trennscharfe Unterteilung des Bildes in Primärfarbflächen möglich machte. Schrader erwog diesen Effekt in den Leopardenbaum-Sequenzen, die in einer Art „Traumzeit“ spielen und von mattem Orange dominiert werden, doch das Filmmaterial war nicht mehr verfügbar. Wenn Irena (Nastassia Kinski) die Kirche ihres Bruders (Malcolm McDowall) betritt, erinnert auch die Architektur und das Bodenmosaik an Argentos Eschersche Labyrinthe. Wie auch bei dem Vorgängerfilm von Schrader, AMERICAN GIGOLO, schuf der Tiroler Giorgio Moroder einen synthetischen Soundtrack, der jedoch wider Erwarten viel zur morbiden „Eleganz“ des Films beitrug. Jaulende Strings und pulsierende Discobeats untermalen Alltagssituation, während die Schreckmomente häufig von auffallender Ruhe gekennzeichnet sind. In der Schwimmbadsequenz etwa, die deutlich die unterschiedlichen Ambitionen Schraders und Tourneurs dokumentiert, übernimmt der Originalton die Funktion einer bedrohlichen Musik. CAT PEOPLE verkörpert einen der spärlichen Versuche, einen Mainstream-Horrofilm für Erwachsene zu entwerfen, wie ihn William Friedkin acht Jahre zuvor mit THE EXORCIST gedreht hatte. Schrader bediente sich dabei nicht etwa ironischer Distanz wie John Landis in AN AMERICAN WEREWOLF IN LONDON (American Werewolf, 1981) oder Mike Nichols 1994 in WOLF, sondern inszenierte das sexuelle Schauerstück mit melodramatischem Ernst. Was damals sehr „gewollt“, designt gewirkt haben mag, gewinnt rückblickend an Qualität. Interessant ist hier die Inszenierung der Sexualität. In der Sunday Times stand: „The final impression is of a phantsamgoric indulgence in sound and vision by a filmmaker who fears sex and is excited by violence.“ Fragt sich: Ist Irenas finale Domestikation der Weg in die Entsagung oder die Zoophilie? Es ist ein purer Genuss, diesen ästhetischen Film nun in makelloser Qualität neu entdecken zu können. Dazu kommen die von Schrader gewohnt geistreichen Kommentare, Interviews (neu und alt) sowie Features über die Spezialeffekte. Auch ein Interview mit Robert Wise über Val Lewton, den Produzenten des Originals, ist aufschlussreich. Das Bonusmaterial gab es weitgehend auf der Universal-DVD - doch das Herz des Veröffentlichung ist der neue Transfer, und der ist es wert! Marcus Stiglegger |
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