JOHN CARPENTER - FÜRST DER DUNKELHEIT

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OT: Big John
Produktionsland & -jahr: F 2006
Laufzeit: ca. 75 Min.
Genre: Horrorfilm-Dokumentation
FSK: 16
Regie: Julien Dunand
Drehbuch: Julien Dunand
Kamera: Laurent Sbasnik
Schnitt: Gildas Houdebine
Musik: Alan Howarth
Produktionsfirmen: CINÉ CINÉMA
Ausführender Produzent: Sylvain Plantard
Im Interview: John Carpenter, Debra Hill, Austin Stoker, Adrienne Barbeau, Keith Gordon, Larry Franco, Peter Jason, Mel Sloan, Alan Howarth, Jean-Babtiste Thoret, Nicolas Saada
Sprachen: Englisch & Französisch
Untertitel: Deutsch (ausblendbar)
Audio: Dolby Digital 2.0
Bildformat: 4:3 Letterbox
Ländercode: 2 (PAL)
Specials: Carpenter-Biografie, Escape to Fear: Einleitung aus dem Buch von Gerhard Hroß (Beyond Remedy) als JPEG und PDF Dokument, Bilder- & Zitaten-Galerie

Für eine bestimmte Generation, die John Carpenters große Filme der 1970er und 1980er mitbekommen hat, ist dieser amerikanische Filmemacher das, was andere - und auch er selbst - in Howard Hawks oder Samuel Fuller sehen: ein Professional mit eigener Handschrift, ein zynischer Maverick, der ein unvergleichlich geradliniges, pyhsisches Kino inszenieren konnte, nicht intellektuell, aber voller Überraschungen und grandioser Einfälle. Das beginnt spätestens mit DAS ENDE, setzt sich mit HALLOWEEN, DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT und DIE KLAPPERSCHLANGE fort und lebte noch einmal mit DIE FÜRSTEN DER DUNKELHEIT und DIE MÄCHTE DES WAHNSINNS auf.

Nun wird der frühzeitig ergraute Ex-Hippie 60 Jahre alt. Aus diesem Anlass präsentiert uns Epix eine sehr persönliche und würdevolle Dokumentation namens BIG JOHN, die den Genre-auteur von einer sehr persönlichen Seite in seiner Wahlheimat Los Angeles zeigt. Dazu kommen Interviews mit seinen Mitarbeitern Debra Hill (Produzentin), Austin Stoker (Darsteller), Adrienne Barbeau (Darstellerin) sowie französischen Filmkritikern, die Carpenters wechselhafte Karriere kommentieren.

Carpenters Name steht noch heute für pessimistisch-apokalyptische Szenarios, düster-hypnotische Soundtracks und Welten der Gewalt. Alan Howarth, mit dem er seine größten Soundtracks zusammen komponierte, schrieb auch die Musik für diese Dokumentation und äußerst sich eingehend über die Kooperation.

Die 75-minütige Dokumentation kommt fast ohne Filmausschnitte aus, konzentriert sich ganz auf die Personen dahinter, was extrem spannend ist, denn immer wieder werden wir Zeuge von erstaunlichen Perspektiven und Erinenrungen. Über Kurt Russell sagt Carpenter: "He is so far right... You don't wanna know how far right he is..." Dennoch bezeichnet er ihn als seinen liebesten Protagonisten, der von Elvis bis Snake Plissken alles spielen könne. Und man muss es erleben, wenn der Altmeister über die Intellektfeindlichkeit seines Heimatlandes spricht - und mit deutlicher Verbitterung zu schließen...

Man merkt Carpenter die Enttäuschung an, in einem System gescheitert zu sein, das ihm zeitweise alles zu Füßen legte. Doch gerade sein großes Werk DAS DING wurde zum Flop. Die Dokumentation ist folglich von einer tiefen Melancholie durchzogen, die den Respekt vor einem der letzten seiner Art nur steigert. Hier wird nicht Fan-artig beschönigt: GHOSTS OF MARS und VAMPIRES haben schlicht nicht mehr das alte Format. Aber das ändert nichts am Ausnahemstatus der frühen Meisterwerke. Und diese Dokumentation macht nachhaltig Lust, sie neu zu entdecken.

Für Fans des amerikanischen Genrekinos und von John Carpenter unverzichtbar. Als Bonus bekommen wir noch ein Kapitel aus der deutschen Capenter-Monographie.

Marcus Stiglegger