Italo Western Collection (Koch Media) Töte Amigo! Original-Titel: Quién sabe? Einer der bekanntesten und neben den Leone-Western am meisten geschätzten Italo-Western ist zugleich ein Prototyp von deren politischer Spielart: TÖTE AMIGO ist ein lupenreiner Revolutionswestern, der das Universium des Poltthriller-Spezialisten Damiano Damiani mühelos in die mexikanische Revolution verlegt. El Santo (Klaus Kinski), der Heilige, schreit: "Im Namen des Vaters!" - und wirft eine entsicherte Handgranate in den Kasernenhof der Regierungstruppen, die gerade ihren Morgenappell abhalten. El Santo gehört zur Bande von El Chuncho (Gian Maria Volonté), die das Fort stürmt, um Munition und Waffen zu erbeuten und diese an den Revolutionsgeneral Elías zu verkaufen. Ihnen schließt sich der Amerikaner Bill (Lou Castel), genannt "El Niño", an... Koch Media hat diesen Film vor einiger Zeit bereits präsentiert, für die neue Edition kam ihm jedoch die Premium-behandlung zu: Der meilenstein des Italowestern liegt erstmals in einer neu abgetasteten Fassung mit exklusiv produziertem Bonusmaterial vor. Informativ ist das neue Interview mit Regisseur Damiano Damiani, aber auch Lou Castel hat einige Anekdoten zu erzählen. Dazu kommen 3 Original-Trailer, eine Bildergalerie mit seltenem Werbematerial sowie zwei alternative englische Sprachfassungen. Für Westernfans und Filmliebhaber ein Muss. * Yankee Original-Titel: Yankee „Ich pflanze zwei Eier und einen großen Schwanz zwischen die Schenkel des italienischen Kinos“, äußerte sich Brass einst zu seinem Selbstverständnis und lieferte seinem Hausfeind Bob Guccione von Penthouse die passenden Argumente für den Vorwurf, der beleibte Italiener sei einfach „zu vulgär“. Was Guccione dem entgegensetzen wollte, als er an CALIGULA herumpfuschte, bleibt jedoch im Verborgenen. Brass wurde 1933 als Giovanni Tinto Brass in Milano/Italien geboren. In den 50er studierte er Rechtswissenschaften in Rom und zog dann für zwei Jahre nach Paris, um in den späten 50ern zurückzukehren und bei Roberto Rossellini als Regieassistent zu arbeiten (bekannt ist die Kollaboration bei dem Dokumentarfilm INDIA (1958)). Brass’ erstes Werk von überregionaler Bedeutung ist WER ARBEITET, IST VERLOREN (1963), eine sozialkritische Groteske, in der ein Vermessungsingenieur Ende zwanzig (Sady Rebot) seine Eingliederung in die Gesellschaft demonstrativ verweigert. Ein Streifzug durch Venedig läßt sein bisheriges verunglücktes Leben Revue passieren. Diese originelle und inspiriert inszenierte Bestandsaufnahme zeitgenössischer Gesellschaftsphänomene gibt sich selbst „revolutionär“ in einer nihilistischen Verweigerung eines Lösungsvorschlages. Schon früh verpaßt sich Brass hier den Deckmantel des enttäuschten Marxisten, den er später vornehmlich in Interviews der 70er Jahre betonen wird. Interessanterweise funktionieren Tinto Brass’ Kameramanierismen im Zusammenhang mit Genrefilmen sehr gut, sorgen sogar für einen erfrischenden „Dreh“: YANKEE (Yankee, 1966) - fotografiert von Alfio Contini - ist mit Sicherheit einer der ausgefallensten und bemerkenswertesten Italowestern. Der Kopfgeldjäger Yankee (Philippe Leroy) will sich dem Banditen Concho anschließen, wird jedoch abgewiesen. Daraufhin dezimiert er dessen Bande bis zum letzten Mann. Brass gelang es, die Stereotypen des Rachewestern als Vehikel für eine zynische Politparabel zu benutzen, die jedoch in der Illustration von Symptomen steckenbleibt. Immerhin geht er damit einen Schritt weiter als seine Kollegen, die eher umgekehrt arbeiteten: Sie nahmen soziale Mißverhältnisse der Gegenwart als Vorwand für einen „aufgetakelten“ Politwestern, dem allenfalls illustrative Wirkung zukommen konnte (Damiano Damiani hat in QIEN SABE (Töte Amigo, 1966) so gearbeitet). Brass arbeitet bereits hier mit extremer Farbpyschologie, was seiner Vision des mexikanischen Grenzlandes aus heutiger Sicht fast surreale Züge verleiht. YANKEE liegt nun erstmals ungekürzt in Deutschland vor, da er weder im TV ausgestrahlt noch auf VHS ausgewertet wurde. Koch bietet die digital restaurierte Fassung mit exklusiv produziertem Bonusmaterial, u.a. ein mit Darsteller Philippe Leroy, der Original-Kinotrailer und eine Bildergalerie mit seltenem Werbematerial. Wer das Werk von Brass schätzt, sollte auf dieses seltene Juwel nicht verzichten. * Der Tod sagt Amen Original-Titel: Arizona si scatenò... e li
fece fuori tutti Wer die Filme von Sergio Martino kennt, der sich vor allem als stilbewusster Giallo-Regisseur einen Namen gemacht hat (DER KILLER VON WIEN), weiß, dass der Genreprofessional auch mit seinen Abenteuer- und Western-Stoffen spannende Werke abgeliefert hat. In guter Eruinnerung ist sein KEOMA-Remake MANNAJA. Lange verschollen war hingegen sein erster Western, der nun von Koch Media vorgelegt wird: DER TOD SAGT AMEN mag nicht zu Höhepunkten des Italowestern zählen, zeugt aber vom Talent des Regisseurs, das Optimum aus seinen Mitteln heraus zu holen. Die Handlung kann als Genrestandard gelten: Arizona (Anthony Steffen) und Doppel-Whiskey (Robert Camardiel) jagen den Banditen Chico (Aldo Sambrell). Dieser soll das Gold des Hanzienda-Besitzers Moreno erbeutet haben. Die beiden Pistoleros geraten nacheinander in die Hände von Chico und seiner Bande. Interessant ist Martinos stellenweise expressive Bildsprache, die mit ausgesuchten Grausamkeiten von Ferne durchaus an die surrealen Versuche dieser Spielart - etwa Jodorowskys EL TOPO - erinnen. Es handelt sich um die weltweite Erstveröffentlichung in restaurierter, ungeschnittener Fassung, ausgestattet mit exklusiv produziertem Bonusmaterial: einem exklusiv produzierten Interview mit Regisseur Sergio Martino, einem amsüanten Gespräch mit Darsteller Dan van Husen (SALON KITTY) und dem Original-Kinotrailer. Es ist erfreulich, diese Lücke nun schließen zu können, wobei DER TOD SAGT AMEN eher für Sammler des Italokinos einen Kauf wert sein dürfte. Marcus Stiglegger
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