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Statement 1961

(Ironflame 2004) DLP, 7 " + CD Box

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Berlin 1945 - Berlin 1989. Warum geht die Barbarei eigentlich jedesmal in der selben Stadt unter?
Frédéric Beigbeder, Neunundreißig neunzig

Einem mehrjährigen Kraftakt entspringt die endlich vorliegende Ironflame-Compilation "Statement 1961", die sich thematisch dem Bau der Berliner Mauer (daher das Datum) widmet. Eingeladen wurden zahlreiche namhafte Vertreter der Genres Industrial, Experimental, Ambient und Neofolk, um auf eine jeweils persönliche Weise an die Teilung der Stadt - und deren Wiedervereinigung - zu erinnern. Diese Thematik spiegelt sich auch in der sorgfältigen Gestaltung von Verpackung und Booklet, das mit zahlreichen dokumentarischen Fotos ausgestattet ist.

Die erste LP widmet sich Noise und Power-Electronics, also dem Post-Industrial-Aspekt. Hier fallen drei Bands auf: Con-Dom steuern deutliche Worte über rechtsradikale Ausschreitungen nach der Wende bei, Blackhouse sind nach langer Abwesenheit mit einem eher atmosphärischen Stück zu hören und Ex.order beschwören eindringlich den Death Pulse...

LP 2 ist rituellen Klängen vorbehalten, wobei die Grey Wolves problemlos auch auf LP 1 gepasst hätten. In diesem Fall ist die begleitende Notiz übrigens spannender als das eigentliche Lied. Mit Last Dominion Lost liegt ein ganz frühes Stück der SPK-Split-Formation vor. Und während Der Blutharsch eine wie üblich solide und eingängige Military-Pop-Nummer bietet (bereits bekannt von der "Fire Danger Season"-Box), glänzen die Labelkollegen Bearer of the Inmost Sun mit einer aggressiveren Spielart des selben Genres. Ein Longplayer dieser Formation steht noch aus und wird weisen, ob die Vorschusslorbeeren gerechtfertigt waren...

Eher von Ausfällen und Belanglosigkeit ist die 7" gezeichnet: Die Auswahl an Neofolk-Acts ist hier nicht gerade ideal. Und wenn man Of the Wand and the Moon noch Langatmigkeit bescheinigen kann, schneidet Hekate erstaunlich gut ab - allerdings hapert es auch hier mit dem Gesang. Lady Morphia ziehen sich mit einem kurzen aber angenehmen Instrumental aus der Affäre. Und Belborn feiern den völligen Absturz: ein naives Kinderlied mit platter Medienkritik, einfach arrangiert... Vermutlich eher ein Gag.

Wie zu erwarten hält dann die Ambient-CD einige Überraschungen bereit: Bad Sector, Apoptose, S.E.T.I., Predominance (die ja leider nicht mehr existieren), Schloss Tegal, Autopsia, Reutoff, Sigillum S etc. können schon als prominente Besetzung durchgehen. Diese Scheibe kann ohne Abstriche genossen werden - wobei hier auch mal härtere (sprich: rhythmischere) Klänge vorkommen.

Für Sammler der genannten Genres ist diese sorfältig gestaltete Box mit ausführlichem Beiheft in jedem Fall interessant und empfehlenswert. Zu beziehen ist die auf 594 Stück limitierte und handnumerierte Edition direkt über IRONFLAME.de: order@ironflame.de. Der Preis beträgt 49 Euro.

KatNik