Hwal - Der Bogen

5 / 5 Sterne

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Anbieter: Rapid Eye Movies
Südkorea 2005
Laufzeit: 85 Min.
Bild: 1,85:1 (16:9)
Ton: Deutsch DD 2.0, Koreanisch DD 2.0
Untertitel: Deutsch (optional)
FSK: ab 12 Jahre
Extras: Making Of (40 Min.), Kinotrailer

Auf einem Boot vor der koreanischen Küste wohnen ein alter Mann und ein sechzehnjähriges Mädchen. Um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, vermietet er das Boot an Hochseeangler und bietet den Service des Wahrsagens in einem bizarren Ritual, indem er dreimal mit seinem Bogen neben dem Mädchen vorbei auf ein Buddha-Bildnis schießt. Der alte Mann hatte das Mädchen mit sechs Jahren bei sich aufgenommen, an seinem siebzehnten Geburtstag möchte er es heiraten. Als dieser Tag naht, besorgt er ein Brautkleid und die nötigen Utensilien, doch es kommt ihm ein Fremder dazwischen: Das Mädchen verliebt sich in den gleichaltrigen Sohn eines Anglers, der es aus seiner Isolation befreien möchte. Symbolisch schenkt er ihm seinen Walkman, ein bislang unbekanntes Relikt einer dem Mädchen unbekannten Welt. Doch der alte Mann lässt sich nicht beirren: Mit seinem Bogen, den er nun gegen alle potenziellen Gegner wendet, und einem Selbstmordversuch erzwingt er sich das ersehnte Ritual. Noch einmal verwandelt er den Bogen in ein Musikinstrument, bevor das Schicksal einen unerwarteten Lauf nimmt...

Mit HWAL - DER BOGEN kehrt der koreanische Außenseiter Kim Ki-duk zu einem frühen Film zurück: SEOM - DIE INSEL. Hier wie dort spielt das Geschehen auf abgeschiedenem Gewässer, hier wie dort entfesseln sich destruktive Begierden und Obessionen zwischen einer nahezu stummen Frau und einem Fremden. In einer Szene zitiert er mittels eines Angelhakens sogar den Vorläuferfilm. Die Frau ist ihm immer noch das ewige Rätsel - fragil und grausam, unberechnbar und zärtlich. Ähnlich wie in FRÜHLING, SOMMER, HERBST, WINTER UND FRÜHLING steht eine junge Frau hier zwischen den Generationen, wenn auch die Rollen vertauscht wurden.

Kim hat über die Jahre also nicht nur eine wiedererkennbare stilistische Handschrift entwickelt, sondern er arbeitet kontinuierlich an den selben Themen, die er neu durchdenkt, aus anderen Perspektiven beleuchtet und dabei zugleich seine ihm eigene poetisch-meditative Filmphilosophie weiterenwickelt. So ist HWAL ein wunderschöner, ruhiger und metaphorischer Film, der mit reduzierten und klaren Bildern eine Welt des Begehrens und der Askese entwirft, die im sonst eher global und kommerziell orientierten koreanischen Kino Ausnahmestatus genießt.

Die DVD von REM ist qualitativ hervorragend, vom Bild her gar besser als viele andere Produkte des Hauses. Neben der Originaltonspur und einer gelungenen, dezenten Synchronisation findet man hier ein langes unkommentiertes Making-Of, in dem die schwierigen Drehbedingungen auf offener See deutlich werden. Eingehend kann man Kims Schauspielführung beobachten. Der Trailer pointiert den poetischen Gestus des Films auf treffende Weise. Dem schönen Digipak liegt noch ein gefaltetes Poster mit dem Plakatmotiv bei. Alles in allem ist diese DVD ein absolutes Muss für Fans des Autorenkinos und des anspruchsvollen asiatischen Films.

Marcus Stiglegger