HENRY - SERIAL KILLER NR. 1 OT: Henry: Portrait of a Serial Killer 2 - Mask of
Sanity 1987 drehte John MacNaughton mit HENRY - PORTRAIT OF A SERIAL KILLER eine radikal distanzierte, fast semikdokumentarische Variante des Serial-Killer-Themas, die vor allem aufgrund der vesrtörenden Neutralität gegenüber der psychopathischen Hauptfigur Aufsehen erregte. Henry war eine neue Art des Killers: mit verquerer Moral, ohne jegliche Skrupel und durchaus ratioanl in seinem Vorgehen. Zudem ziegte MacNaughton, wie hemmungslose Gewalt andere Charaktere korrumpieren kann. Chuck Parello, der sich mit ED GEIN und HILLSIDE STRANGLER bereits an zwei Killer-Themen versucht hatte, wagte 1998 - über zehn Jahre später - für die selben Produzenten eine Fortsetzung des Independent-Hits. Das macht nicht unbedingt Sinn, zumal bereits der erste Film nur lose an der realen Figur Henry Lee Lucas orientiert war. Auch konnte man diesmal nicht Michael Rooker für die Hauptrolle gewinnen, sondern setzte auf den äußerlich ähnlichen Neil Giuntoli, der sein stoisches Schauspiel am Vorbild orientiert. Auch sein Henry hat weder Moral noch ein Motiv - und wenn die Maske der Zurechnungsfähigkeit fällt, lässt er seinem Blutdurst freien Lauf. Gleichgültig und gnadenlos bringt er Tod und Gewalt. Seine Methode ist meist der acte gratuit - die sinnlose Tat. Henry durchstreift als Obdachloser die trostlosen US-Kleinstädte, bis er den Schrottplatzbesitzer und Brandstifter Kai trifft, der ihm eine Unterkunft gibt. Henry zeigt ihm die Kunst des bestialischen Mordens, doch Kai ist skrupulöser als es einst Otis (in ersten Film) war. Auch Henrys gestörtes Verhältnis zu Frauen wird erneut auf die Probe gestellt, denn gefährlich wird es bekanntlich dann, wenn er Frauen als sexuell aktiv (= "Huren") erlebt und mit seiner Mutter assoziiert ("Yeah, I killed my Moma..."). Parellos Film gibt sich alle Mühe, mehr als MacNaughtons nihilistisches Endspiel in die psychologische Tiefe zu gehen und schildert den Charakter des Tagelöhners und Drifters vor allem als Opfer und Produkt einer maroden amerikanischen Gesellschaft. Das klappt über wiete Strecken. Stilistisch geht er unsprektakulär vor, ergeht sich auch nicht übermäßig im Exzess, wobei einige blutige Morde obligatorisch sind. Vor allem die Musik knüpft an die Vorlage des selben Komponisten an und schafft Kontinuitäten. Sehr erfreulich ist, dass Epix das neue und ungekürzte Master von Dark Sky Films lizensiert haben, die auch die hervorragenden Editionen von THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE, EATEN ALIVE (auch bei Epix erschienen) und HENRY (1) herausgebracht haben. Man hat fast Hoffnung, auch noch den Originalfilm geliefert zu bekommen, doch der deutsche Titel HENRY - SERIAL KILLER NR. 1 lässt eher auf eine andere Strategie schließen (dass nämlich Teil 1 eher ausgeblendet wird). Dennoch ist der Trailer hier als Dokument vorhanden. Das Bildmaster ist wirklich gut, scharf und rauscharm, die Deleted Scene nicht weltbewegend, aber zumindest umfassend und im Making Of kann man den Regisseur in seinen Ambitionen schwelgend und bei der Arbeit erleben. Als Low Budget-Serial-Killer-Thriller ist HENRY 2 also durchaus sehenswert und spannend, an die filmhistorische Bedeutung des ersten Teils kommt allerdings nicht heran. Marcus Stiglegger
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