Orson Welles’ F wie Fälschung

4,5 / 5 Sterne

BESTELLEN

Originaltitel: Vérités et mensonges
Label: Arthaus
Genre: Dokumentarfilm
Produktionsjahr: 1973-75
Produktionsland: Frankreich/Deutschland/Iran
FSK: ab 12 Jahren
Lauflänge: ca. 85 Minuten
Regie: Orson Welles
Drehbuch: Orson Welles
Kamera: Gary Graver, Christian Odasso
Produktion: Dominique Antoine
Technische Angaben
DVD Bild: 1,33:1
DVD Sprachen/Ton: Deutsch, Englisch (Mono Dolby Digital)
DVD Untertitel: Deutsch
DVD Extras: Dokumentation "Orson Welles – The One Man Band" (84 Min.), Trailer

Orson Welles, multitalentierter Filmemacher, von vielen als Genie gefeiert, Zeit seines Lebens jedoch immer am Rande des Ruins. "In einer Zeit der Supermärkte bin ich der Tante-Emma-Laden um die Ecke" beschrieb er seine eigene Position in der Filmwelt. Zeugnis seiner Radikalität und Schrulligkeit ist der nun vorliegende Essayfilm F WIE FÄLSCHUNG, in dem sich Welles mit verschiedenen Formen von Schein und Sein auseinandersetzt: Wahrheit, Lüge, Kunst und Fälschung – der Film eröffnet dem erstaunten Betrachter neue Blickwinkel auf scheinbar klar definierte Begriffe. Durch die komplexe Montage von Filmausschnitten und (Schein)dokumentationen beschreibt er die Methoden der Medien, Individuen und Massen zu manipulieren und die daras folgende Unmöglichkeit, zwischen Realität und Illusion zu unterscheiden. Im Mittelpunkt der ironisch-witzigen Abhandlung stehen der berühmte Kunstfälscher Elmyr de Hory sowie der nicht weniger bekannte Tagebuchfälscher Clifford Irving...

Es ist erstaulich und lobenswert, dass dieser sperrige Film nun als deutsche DVD vorliegt, und die Kinoweltproduktion braucht den Vergleich mit der amerikanischen Version nicht zu scheuen. Als Bonus finden wir hier die Dokumentation "Orson Welles – The One Man Band" mit bisher unveröffentlichten Kurzfilmen, Skizzen, Gemälden und unvollendet gebliebenen Projekten, in der u.a. auch der vom Meister selbst gefertigte Filmtrailer zu sehen ist, der eigenen Kurzfilmstatus beansprucht (und leider nicht mit dem offiziellen Werbetrailer identisch ist). Die Dokumentation wirft ein tiefgehendes Bild auf den Künstler, vor allem aus Sicht seiner späten Lebensgefährtin, die den Nachlass verwaltet. Orson Welles ist damals wie heute ein Phänomen, das von der Kulturkritik verehert und vom Publikum weitgehend übersehen wurde. Möge es dieser DVD nicht ähnlich gehen!

Marcus Stiglegger