The Evpatoria Report

Golevka

(Shayo 2005) CD 6 Tracks

Nachdem sich das Schweizer Label Shayo zunächst mit der Wiederauflage vergriffener Folk-Acts wie Neither/Neither World, Backworld, In Gowan Ring oder In my Rosary einen Namen gemacht hatte, kommt diese einheimische Post-Rock-CD schon überraschend: In der Tat gibt es natürlich Überschneidungen zwischen psychedelsichen Folk à la In Gowan Ring und den melodiös-mleancholischen Streicherpassagen von The Evpatoria Report, doch die eigentlichen Bezüge liegen in diesem Fall bei den kanadischen Godspeed You! Black Emperor und Mogwai.

Schleichend und atmosphärisch stehlen sich die Klänge hier ins Gehör, entfalten zunächst eine nachdenkliche Traurigkeit, die unvermittelt von anbrandenden Gitarrenwällen durchbrochen wird. Ein bisschen meint man von Ferne die zerrissenen Akkorde und Melodien von Neil Youngs DEAD MAN-Soundtrack durchzuhören.

Track 2 wartet dann mit englischen Funkdialogen auf, die zunächst von filigran gezupften Akkorden begleitet werden. Hier deutet sich eine politische Thematik an, die jedoch weniger als bei Godspeed in den Mittelpunkt rückt. Evpatoria bleiben eher eine Projektionsfläche, entwicken ihre kstatischen Klangwälle aus sich selbst heraus. Da findet sich weder auf dem Cover noch in den rätselhaften Titeln ein wahrer Anlass zur konstruktiven Wut, die die Kanadier motiviert. Für manche mag das eine Kritikpunkt sein, an der Musik ändert das nichts.

Verpackt ist diese schöne und intelligent gestaltete Postrock-CD in einen kleine Pappschuber, dessen Rücken von einer kleinen Holzleiste eingefasst ist. Eine originelle Materialidee, die bislang viel zu selten wahrgenommen wurde. Allenfalls die belgischen Anarchisten Militia können diesbezüglich als Pioniere natürlicher Materialkunst gelten. Wäre schön, wenn das Schule machte, dann käme man endlich von den banalen Jewelcases weg.

Infos: www.the-evpatoria-report.net

:ms: