Godspeed You! Black Emperor

yanqui u.x.o.

(Constellation 2002) CD 5 Tracks

Seit seinem Debüt f#a# oo (infinity) im Jahre 1997 hat sich das neunköpfige Musikerensemble aus dem kanadischen Montreal einen festen Kultstatus erspielt. Erstaunlich ist dabei, dass sie mit ihrem atmosphärischen, teils klassischem, teil rockigem Sound sowohl Ambient-Fans als auch ambitionierte Hardcore/Gitarren-Hörer für sich gewinnen konnten. Ihre Wurzel sind in der Hardcoremusik zu finden, oder auch in den Gitarrenwällen von Sonic Youth, doch die elegischen Streicher halten auch immer das Flair der Kammermusik in Erinnerung. Wer Godspeed... live gesehen hat, weiß, dass sie mit ihren oft endlosen Klagemelodien, die unaufhaltsam in ohrenbetäubende Gitarren-Creszendos münden, rauhe, schwarzweiße Filmloops vertonen, die verlassene Straßenszenerien zeigen, ruinenhafte Fabrikanlagen – die Schrottplätze der Zivilisation eben: „The car’s on fire and there’s no driver at the wheel,“ dieser Satz wird zur Zustandsbeschreibung eines ausgebrannten Landes, „a third world, third class, third rate slob“, dominiert von einer irrationalen Angst und Sucht nach Waffen und Absicherung – davon zeugen die verwendeten Samples. „Full-band crescendos, smaller ensemble pieces and tape loops tell the sad beautiful story“, so der Presstext. Gitarren, Bass, zwei Schlagzeuge, Streicher, Glockenspiel, all das geleitet den Hörer durch eine finstere Hölle auf Erden, an deren bleigrau verhangenem Horizont am Ende doch ein Funken der Hoffnung glimmt.

Das Coverfoto von yanqui u.x.o. – wieder ein assoziationsfreier Neologismus – zeigt Bomben im Flug über einem nicht identifizerbaren Landstrich: „rockets fall on rockets falls“, so einer der gewohnt elegischen Titel. Wie gewohnt, so möchte man sagen, entwickeln sich auch hier die traurigen, manchmal beunruhigend pulsierenden Streicherpassagen zu einem ekstatischen Inferno, wie gewohnt findet sich der Hörer in einem Wechselbad der Gefühle – zwischen Melancholie, Angst und Wut. Und doch ist diese Platte anders, vielleicht, weil sie intensiver als die Vorgänger eine Stimmung widerspiegelt, die sich ein Jahr nach 9-11 beklemmend verfinsterte. Und dieses Werk ist trotz ausbleibender Samples parteiischer und klarer als zuvor: Bomben auf dem Cover, ein Formular zum Anzeigen 'antiamerikanischer Untriebe‘, Titel wie „motherfucker=redeemer“; yanqui ist „postkolonial imperialism, is international police state, is multinational corporate oligarchy“, so beschreibt es der Pressetext. Diese CD ist ein Werk des künstlerischen Widerstandes gegen eine Welt im Sog der Gewalt und des Materialismus‘. Und am Ende: „the new album is just music.“ Auch das...

Christoph Donarski