Derniere Volonté

Immortel

(HR 2010) CD 14 Tracks

Das französische Ein-Mann-Projekt Derniere Volonté von Geoffroy D. hat eine erstaunliche Karriere hinter sich: Nach den historical ambient-Collagen der Frühphase und dem rhythmischen Military Pop der letzten Alben konnte man auf dem 4. Album "Devant le miroir" und den folgenden Singles bereits einen expliziten Elektropop-Impuls vernehmen, der vor allem auf dem Seitenprojekt Position Parallel entwickelt wurde. Nun liegt mit "Immortel" nach 15 Jahren Bandgeschichte also die vollkommene Wende zum Pop vor: eingängige synthetische Harmonien, ein cleaner französischer Männergesang und flirrende, grrovige Beats.

Auch live hat der martialisch-uniforme Gestus Platz gemacht für einen ledergekleideten fetischistischen Homoerotismus, der zudem katholische Bezüge aufweist: Um das Handgelenk baumelt ein Rosenkranz - und auch das Bandlogo inkorporiert das Kreuz. Bestimmten früher satte Orgeln und Snaredrums das schicksalshafte Geschehen, hat man es auf 'Immortel' mit einem ambitionierten und zugleich einschmeichelnden Elektropop zu tun, der fast alles Handgemachte ausschließt. Dafür können wir Geoffroys französische Vocals nun fast clean genießen, was der Musik zusätzlich einen starken 1980er-Charme verleiht.

'Immortel' zeigt nach vier Jahren Produktionszeit das Resultat einer Wandlung, die den mitgewachsenen Fan in dieser Konsequenz vermutlich dennoch erstaunen wird. Inhaltlich orientierte man sich früher an der Geschichte des 20. Jahrhunderts, auf 'Immortel' dagegen stehen vor allem persönliche und individuelle Aspekte im Zentrum. Die unsterbliche Erinnung an das Einzigartige.

Das ästhetisch geschlossen und geschmackvoll gestaltete Album 'Immortel' (basierend auf Fotos der Pro-Porn-Feministin Ovidie) mag Derniere Volontés reifes und persönlichstes Werk sein, das richtige zu seiner Zeit - die eigenwillige Wut und Kraft der beiden Vorgänger hat es leider nicht mehr. Dennoch beweist es zweifellos, dass Derniere Volonté eines der bemerkenswertesten Musikprojekte Frankreichs ist.

MaNic