Dawn & Dusk Entwined

Recollection 1994-1999

(Twilight Records 2011) CD Digipak 12 Tracks

Fin de siècle - London

(Aube et Crépuscule 2011) CD-R e.p. 6 Tracks

Das französische Neoklassikprojekt Dawn & Dusk Entwined hat sich nun seit immerhin 17 Jahren einen guten Ruf im Genre erarbeitet und erweitert kontinuierlich die eigene Discographie mit persönlichen Kleinoden, die auf dem eigenen Label Aube et Crépuscule in streng limitierter Auflage erscheinen.

Einst waren die ersten Alben von David S. auf dem legendären World Serpent Label in London erschienen, wo man sonst den Apocalyptic Folk pflegte. Diese frühen Alben, die noch in einer Mischung analoger Synthesizer und akustischer Aufnahmen entstanden waren, wirken heute auf charmante Weise veraltet. Andererseits findet man dort bereits viele Elemente, die in aktuellen Alben zu hören sind: getragene, melancholische Melodien, einen markanten Sprechgesang, martialische Trommeln, fragile Pianoakkorde. Die bei Twilight erschienene 'Recollection'-CD enthält ausgewählte Tracks von den ersten beiden Alben 'Leftover of Gaia' (1999) und 'Forever War' (2000). Die Themen europäische Mythologie und Krieg als kulturelle Konstante sind die Wurzeln späterer Arbeiten.

Wüsste man nicht, dass 'Recollection' eine Art Best-Of-Album ist, könnte man es problemlos für ein Konzeptablum halten, so harmonisch wurden die Stücke kombiniert, um eine Balance zwischen Martial Ritual und Klassik zu bieten. Anders als aktuelle Formationen wir Triarii oder Arditi ist hier jedoch kein protofaschistischer Gestus präsent, sondern eine mystische Sensibilität, die über einige noch rohe Elektronikpassagen hinwegsehen lässt. Stücke wie 'A Torch in a Dark Field' oder das zweifach präsente 'Heading Towards the West' gehören zu den prägnanten Songs von dawn & Dusk Entwined. Auch das Artwork atmet nun den mythischen Geist von Geschichte und Tradition und passt perfekt zu den neuen Konzepten.

Die aktuelle Fin de siècle-Trilogie geht etwas vielschichtiger und subtiler vor, vertraut gelegentlich ganz auf Collagen und geheimnisvolle Fragmente. Von den drei teilen Paris - London - Wien liegen die ersten beiden Teile vor. Man hört deutlich eine technische Aufrüstung des Künstlers, die in differenzierten Soundgeweben resultiert, aus denen sich die Atmosphäre der Jahrhundertwende um 1900 generiert. Man geht reduzierter vor, lässt Samples udn Sounds viel eigenen raum, und nur manchmal verdichtet sich alles zu bestechenden Hymnen voller Kraft und Pathos. So fehlen auch die kämpferischen Aspekte nicht, bei 'Paris' z.B. in den Stücken 'Ubu roi' und 'Mors syphilitica'.

Auf dem aktuellen Minialbum 'London', das der Reihe entspechend im handgefertigten festen Karton mit einem atmsophärischen Foto beklebt präsentiert wird, arbeitet David S. eher klassisch, zitiert die großen Komponisten (u.a. Betthoven) und kreiert, was seine früheren Alben bereits andeuteten: einen Soundtrack für imaginäre Filme.

Wer dawn & Dusk nicht kennt, sollte sich schnellsten kundig machen:

http://dawnduskentwined.bandcamp.com/album/fin-de-si-cle-part-i-paris

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