Various Artists Cryosphere (Glacial Movements 2006) CD 9 Tracks Passend zum Labelnamen bezeichnet man das programm dieser CD als "glacial ambient", also frostige Soundscapes - sozusagen. "Eine musikalische Reise in unerfroschte Landschaften, wo Eisberge kollidieren und alles erstarrt ist." So beschwören es die Linernotes. Faktisch ist das dezente, düster-dräuende Darkambientmusik mit oft organischem Charakter. Kalte elektronische Flächen, die sich mit filigranen, gläsernen Sounds und hallenden Fieldrecordings treffen. Das kennt man vom Cyclic Law-Label, und daher stammt auch Northaunt, die solche Island-Sphären zur Spezialität erkoren haben. Aber auch Tho-So-Aa und Troum haben sich bereits hier aufgehalten. Den Anfang bestreitet Closing the Eternity mit 7 Minuten atmosphärischem Eiswasserbad. Hier darf die Natur noch durch das Eis brechen. Hallende Rhythmen geben einen rituellen Charakter vor. Northaunt tauchen dann tief in die Atmosphäre mit ihrem Wall-of-Sound-Flächen (6 Min.). Nicht originell, aber gekonnt. Tho-So-Aa entwickelt ganz langsam (10 Min.) eine gläserne Melodie aus grummelnden Bassflächen und kreieren eine unheimliche nächtliche Landschaft, wie sie auf der aktuellen Drone-Single überzeugend perfektioniert wurde. Anders gehen Lightwave vor: Hier spürt man den Click'n'Cut-Background zwischen den Sphären. Ihre 9-Minuten-Etüde "Proxima Thule" glänzt durch Experimentierfreudigkeit, während TUU ganz zurückhaltend bleiben und sich mit lichten, zarten Drones umgeben. Auch Troum experimentiren gerne, sie schaffen es jedoch stets, ein rituell-repetitives Gesamtbild aus ihren in Bremerhafen aufgenommenen Sounds zu generieren. Tonnen von Delay helfen mit. Adian Baker erscheint hier fast melodiös mit einem Thema, das Mark Ishams Filmmusik für NEVER CRY WOLF entspricht: Sehnsuchtsvolle, utopistische Klänge von einer unebrührten Natur... Und das alles auf der E-Gitarre produziert (10 Min.). Beachtlich. Netherworld, der Beitrag des Labelchefs (ebenfalls monumentale 10 Min.) zeigt, wohin es gehen soll. Hallende Kälte in jeder Pore. Glacial Ambient eben. Den Abschluss bildet die Organical Ambient-Formation Oophoi, ein sehr unheimliches Stück mit tibetanischem Ritualcharakter. Insgesamt ist die vorliegende Ambient-Compilation aus einem Guss, gemäß der Programmatik jedoch so dezent und unspektakulär ausgefallen, dass sich nur Fans daran erfreuen werden. Nebenbei gehört wird diese CD unvermittelt zum Satie'schen Möbelstück. Aber das ist ja nicht unbedingt schlecht bei diesem Genre. Für den heimischen Gletscher... cd
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