BILITIS

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Label: Intimate Film - Vertrieb: Al!ve AG
Schauspieler: Mona Kristensen, Patti D'Arbanville, Mathieu Carrière,
Bernard Giraudeau, Camille Larivière, Catherine Leprince,
Germaine Delbat, Gilles Kohler, Irka Bochenko,
Jacqueline Fontaine, Madeleine Damien, Marie-Thérèse Caumont
Regie: David Hamilton
Frankreich, Italien, Deutschland / 1977
Genre: Drama, Erotik, Liebesfilm
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Sprachen: Deutsch DTS-HD MA 2.0
Disc Kapazität: BD-25 GB
Bildformat(e): 1920x1080p (1.78:1)
Video-Codec: MPEG-4/AVC
Laufzeit: 95 Minuten
Veröffentlichung: 02.10.2014

Wer die 1970er Jahre erlebt hat, wird um BILITIS nicht herumgekommen sein. Der Film zog alleine in Deutschland 1,3 Millionen ZuschauerInnen ins Kino, die Filmmusik wurde zum Hit. Dabei atmen die synthetischen Klänge von Francis Lai bereits jene schwülstige Biederkeit, die auch dem Film anhaftete - so zumindest sagte es die Kritik. In den 1980er Jahren tauchte der Film auf einer extrem milchigen VHS-Cassette auf und lief später im Nachtprogramm deutscher Privatsender. Doch wie sieht ein so ikonischer Klassiker des erotischen Films heute aus? Zumal, wenn man in Deutschland die Ehre der weltweiten Bluray-Premiere bekommt?

Zunächst sollte man sich zwei Dinge vergegenwärtigen: David Hamilton hat in den 1970er Jahren das Gesicht der Aktfotografie geprägt wie kein zweiter. Seine Fettlinsenästhetik, die er mit Just Jaeckin (EMANUELLE) teilte, war Vorbild für Werbung und Videoclips. Allerdings führte Hamiltons Hang zu minderjährigen Models dazu, dass sich Verlage in der gegenwärtigen Gesetzeslage kaum noch trauen, die Aktbilder von 13- bis 16-jährigen Mädchen zu veröffentlichen. Auch BILITIS schwelgt durchaus exploitativ im schmachtenden Blick auf die jungen Körper. Der zweite wichtige Aspekt ist die Drehbuchautorin des Films: Catherine Breillat hat ihrerseits mit Filmen wie ROMANCE und MEINE SCHWESTER den erotischen Film als kritisches Genderdrama neu entdeckt. BILITIS war eines ihrer frühen Projekte und entspricht ihren Coming of Age-Filmen (EIN WIRKLICH JUNGES MÄDCHEN, MEINE SCHWESTER).

Die Handlung des Films ist leicht-melodramatisch: Die 17-jährige Schülerin Bilitis (Patti D'Arbanville) verliebt die sich im Sommer in einen gut aussehenden Fotografen (Bernard Girardeau in einer frühen Rolle). Zugleich fühlt sie sich zu ihrer verheirateten Freundin Melissa hingezogen, bei der sie die Sommerferien verbringt. Nachts erlebt Bilitis mit, wie Melissa von ihrem Mann vergewaltigt wird, was sie befremdet, ihrer Freundin aber auch näher bringt. Die beiden Frauen beginnen eine zärtliche Affäre miteinander, die dem Verhältnis zu unterschiedlichen Männern zeitweise im Weg steht.

Autorin Breillat hat die Raubtiernatur des Mannes, den weiblichen Masochismus und das darauf möglicherweise basierende (mediale) Faszinosum des heterosexuellen Begehrens später radikal erkundet (zweimal mit Pornodarsteller Rocco Siffredi). In BILITIS bleiben diese Themen im Ansatz stecken, zumal auch die Darstellerinnen und Darsteller merkwürdig unauratisch bleiben.

Was nun nach fast 40 Jahren erstmals deutlich wird: David Hamiltons Bildästhetik mag unscharf und körnig erscheinen, doch sie ist durchaus detailverliebt - und die dem Material enstprechend gemasterte Bluray bewahrt das Erlebnis auf überzeugende Weise. So ist diese neue Bluray tatsächlich der in Erfüllung gegangene Sammlertraum, selbst wenn nichts an Bonusmaterial vorliegt (Trailershow, Wendecover). Auf einem von zwei Testplayern wurde das Menü nicht vollständig angezeigt - ich habe allerdings nichts von Problemen anderweitig gehört. Wenn man den Film auf Deutsch oder Französisch in erstklassiger Qualität sehen möchte, ist diese Veröffentlichung den Kauf wert. Schwülstig und langsam bleibt der Film aber in jedem Fall...

ms