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Pornokratie
Film und Philosophie im Werk von Catherine Breillat
Von Anne Burkhardt
1.
Catherine Breillat wurde am 13. Juli 1948 in Bressuire (Südwest-Frankreich)
geboren.(1) Sie wuchs in einem kleinbürgerlichen Elternhaus auf,
wo sie eine strenge Erziehung zu tugendhaftem, moralischem Verhalten erfährt.
Während der Pubertät begegnen die Eltern ihr mit Misstrauen
und versuchen sie von allen Versuchungen fernzuhalten.(2) Die Unterdrückung
ihrer eigenen Sexualität, die aus dieser Erziehung resultierte, beeinflusste
maßgeblich Breillats spätere Haltung zum Umgang mit Sexualität
sowie ihr filmisches Schaffen:
"[…] J’ai intégré la haine
et la honte que l’on m’a inculquées à un age
où on est si faible, alors que le désir sexuel est légitime.“(3)
Breillat zeigt sich schon als Kind begeistert vom Film und tritt mit 12
Jahren dem schulischen Cine Club bei, wo sie unter anderem mit Filmen
von Ingmar Bergman und Luis Bun?uel vertraut gemacht wird, die sie später
als ihre künstlerischen Vorbilder angibt: „[…] Dans les
deux premiers films que j’ai regardé, j’avais vue la
vraie vie. La vraie n’était pas dans la vie, elle était
dans le cinéma. […] Je voulais devenir cinéaste pour
devenir ce que j’aimais et pour voir le monde que j’aimais.“(4)
Mit 17 Jahren entflieht sie der Enge ihres Elternhauses
und zieht nach Paris, wo sie wenig später ihren ersten Roman, L’homme
facile (1968), veröffentlicht.(5) Dieser enthält bereits einige
Grundthemen ihres späteren Filmschaffens (z.B. sexuelle Begierde
und die Durchbrechung von Tabus) und wird wegen ausführlicher Schilderungen
sexueller Handlungen in Frankreich für Minderjährige verboten.
Zwischen 1969 und 1975 veröffentlicht sie drei weitere Romane und
das Theaterstück Les Vêtements de mer (1971).(6) In den 70-er
Jahren beginnt sie, zunächst für andere Regisseure, Drehbücher
zu schreiben [z.B. Bilitis (1977) für David Hamilton und Police (1985)
für Maurice Pialat].(7) Des Weiteren ist sie in dieser Experimentierphase
ihres Schaffens, die man wohl als ihre Vielseitigste bezeichnen könnte,
auch vor der Kamera in einigen Rollen zu sehen. Dabei ist, als bekanntestes
Beispiel, der Film Ultimo tango a Parigi (1972; R: Bernardo Bertolucci)
herauszuheben, in dem sie die Rolle der Mouchette spielt.(8)
Gleichzeitig beginnt Breillat in der Mitte der 70-er Jahre
selbst Regie zu führen. Parallel dazu ist sie weiterhin als (Drehbuch-)
Autorin für ihre eigenen sowie für fremde Projekte tätig.
Während sie in den 70-er und 80-er Jahren noch relativ wenige Filme
dreht (nur drei in 12 Jahren), verstärkt sie ihre Produktion in den
90-ern zunehmend (vier Filme). Dieser Trend setzt sich im neuen Jahrtausend
fort (bisher sechs Filme in sieben Jahren): Catherine Breillat ist heute
– was ihr filmisches Schaffen betrifft - so produktiv wie nie zuvor.(9)
Für die Zukunft gibt sie an weiterhin vor allem Filme machen zu wollen.
Darüber hinaus plant sie einen philosophischen Essay über die
Themen zu schreiben, die sie in ihren Filmen behandelt: „Über
das Filmemachen bin ich zur Philosophie gekommen, zur Politik. […]
Über diesen unbewussten Weg, gefangen in der Schizophrenie, eine
Frau zu sein. Gleichzeitig stolz darauf und traumatisiert davon.“(10)
2.
Catherine Breillat soll gesagt haben, dass sie eigentlich immer denselben
Film machen wolle, nur jedes Mal besser. Bis heute hat sie in 13 Filmen
Regie geführt, von denen mindestens zehn tatsächlich sehr ähnliche
thematische Muster aufweisen.(11) Diese lassen sich jedoch bei genauer
Betrachtung durchaus näher differenzieren. Im Folgenden soll eine
kurze Zusammenfassung der Inhalte der Filme eine Grundlage für nähere
Untersuchungen schaffen:(12)
Breillats eigenes Filmschaffen beginnt 1976 mit der Verfilmung ihres Romans
Le Soupirail (D: Ein Mädchen, 2001).(13) Une vraie jeune fille -
so der französische Verleihtitel des Films - löste in Frankreich,
wie schon Breillats erster Roman, einen Skandal aus. Une vraie jeune fille
wurde zwar ab 18 freigegeben, wurde aber bis ins Jahr 2000, als der Film
im Zuge der Mediendiskussion um Romance (1999) neu rezipiert wurde, kaum
öffentlich gezeigt.(14) Der Film handelt vom sexuellen Erwachen der
pubertierenden Alice (Charlotte Alexandra), die sich vor der Starre und
Langeweile ihres ländlichen Elternhauses in die intensive Erkundung
ihres Körpers flüchtet, sowie dessen Wirkung auf das männliche
Geschlecht erprobt. Die daraus resultierende Affäre mit dem Sägewerkarbeiter
Jim (Hiram Keller) endet schließlich mit dessen Tod, als Alices
Vater ihn bei einem nächtlichen Besuch aus Versehen erschießt.(15)
Breillats nächster Film, Tapage Nocturne (1979), greift
die Thematik des sexuellen Experimentierens auf, jedoch aus der Perspektive
einer reiferen Frau: Solange (Dominique Laffin) lebt mit ihrem Kind und
ihrem Partner zusammen. Außerdem hat sie eine Affäre und viele
wechselnde Liebhaber. Als sie Bruno (Bertrand Bonvoisin) kennenlernt,
begibt sie sich in ein sexuelles und emotionales Abhängigkeitsverhältnis
zu ihm, in dem das Wort Liebe jedoch nicht vorkommen darf. "Es ist
ein Film über das Verlangen und die Verführung; die Heldin geht
bis zu den Grenzen ihres Begehrens. Sie sammelt Erfahrungen, da sich das
Begehren schnell erschöpft."(16)
Erst 11 Jahre später erscheint 36 Fillette (1988), in dem Breillat
sich wieder ihrem ursprünglichen Grundthema – den ersten sexuellen
Erfahrungen eines jungen Mädchens – widmet. Stärker als
bei Une vraie jeune fille tritt hier der Aspekt des innerlichen Zwiespalts
der Protagonistin angesichts des bevorstehenden Verlusts ihrer Unschuld,
sowie deren Unfähigkeit, ihre Bedürfnisse richtig einzuschätzen,
in den Vordergrund: Einerseits will Lili (Delphine Zentout) unbedingt
sexuelle Erfahrungen sammeln und vor ihrem 40-jährigen Verführer
Maurice (Etienne Chicot) als reife Frau erscheinen, andererseits schreckt
sie jedoch aus Angst und Scham vor diesem Schritt zurück und entzieht
sich der prekären Situation.(17) Schließlich schläft sie
mit einem - ihr völlig unbedeutenden – Nachbarsjungen vom Campingplatz
und hat ihr Ziel (die Entjungferung) erreicht.
Auch der Thriller Sale comme un ange (1991) und Parfait
amour! (1996) haben intensives Begehren und fatale Beziehungen zwischen
Mann und Frau zum Inhalt. In beiden Fällen wird jedoch eher die brutale,
todbringende Komponente solcher Verbindungen betont, „geboren aus
Betrug, Scham und Gewissensbissen“(18) oder aus der Enttäuschung
über einen geplatzten Traum(19).
Romance (1999) könnte wohl als erster großer Meilenstein in
Breillats Werk bezeichnet werden. Erstmals wurde einer ihrer Filme von
einer breiten, internationalen Öffentlichkeit diskutiert und teilweise
sehr positiv aufgenommen. Außerdem wird die Handlungsstruktur um
eine stark metaphorische Ebene bereichert, auf der die wesentlichen Aussagen
Breillats thesenhaft transportiert werden. Auf der Bildebene zeichnet
sich Romance durch eine stark symbolische Farbdramaturgie sowie durch
detailliert ausgestaltete Innenräume aus.(20) Der Plot weist Parallelen
zu Tapage Nocturne auf. Das sexuelle Ausleben und Ausprobieren der Protagonistin
geht hier jedoch mit einem intensiven Erkenntnisprozess einher: Romance
ist die Initiationsreise einer Frau, die durch Experimentieren ihre sexuelle
Identität und somit sich selbst findet. Durch das Überwinden
innerer Schranken und Tabus - wie z.B. durch die Entdeckung ihres Masochismus
in den Fesselspielen mit ihrem Vorgesetzten Robert (François Berléand)
- kann sich Marie (Caroline Ducey) von der unbefriedigenden emotionalen
Abhängigkeit zu ihrem Partner Paul (Sagamore Stévenin) lösen,
den sie schließlich, symbolisch für ihre Befreiung, tötet.
Die Geburt ihres Kindes von Paul am Ende des Films kann, ebenfalls symbolisch,
als Maries Selbstgeburt angesehen werden.(21) Ein wiederkehrendes Motiv
in Romance ist die Darstellung der Zweiteilung der Frau: Marie befindet
sich stets im Zwiespalt zwischen ihrem Körper und ihrer Seele, die
sie sich nicht als Einheit vorstellen kann: „[…] Ce con ne
peut pas appartenir à ce visage.“(22) Erst durch den Erkenntnisprozess,
den sie mit der Erkundung ihrer Sexualität durchschreitet, findet
sie zu einem geschlossenen Selbstbild. Des Weiteren werden in Romance
die äußeren Erwartungen, die oftmals an Frauen gestellt werden,
deren innerem Bedürfnis nach Selbstbestimmung und persönlicher
Entfaltung gegenübergestellt:(23) Marie soll für Paul, der sie
nur selten anfasst, die bedingungslos liebende Ehefrau und Mutter sein,
während bei ihren Liebhabern Paolo (Rocco Siffredi) und Robert ihre
eigenen Wünsche und Interessen im Mittelpunkt stehen. Auch hier befindet
sich Marie im Zwiespalt: ihre Gefühle und die Befriedigung ihrer
eigenen Bedürfnisse lassen sich nicht in der Beziehung zu einem Mann
vereinigen. Erst am Ende des Films, nachdem sie radikal mit Paul gebrochen
und ihr Kind im Beisein Roberts geboren hat, scheint sie für eine
zukünftige Liebesbeziehung fähig.
Mit À ma soeur! (2001) schließt Breillat an
die Thematik von 36 Fillette an und behandelt abermals die ambivalenten
Gefühle junger Mädchen bei ihren ersten sexuellen Erfahrungen
sowie das mangelnde Verständnis und die Hilflosigkeit der Eltern
angesichts der Entwicklung ihrer Töchter. Die übergewichtige
Anaïs (Anaïs Reboux) und ihre attraktive ältere Schwester
Elena (Roxane Mesquida) sind mit ihren Eltern im Urlaub. In einem Strandcafé
lernen sie Fernando (Libero De Rienzo), einen italienischen Jurastudenten,
kennen, der sich ein Liebesabenteuer mit der unerfahrenen Elena erhofft.
Diese lässt sich, neugierig und verliebt, auf ein nächtliches
Treffen in ihrem Schlafzimmer ein, welches sie sich mit Anaïs teilt.
Die jüngere Schwester muss nun – gezwungenermaßen - die
eindringlichen Verführungs- und Überredungsversuche Fernandos
mit anhören und wird schließlich Zeugin, wie er Elena, vorwiegend
gegen ihren Willen, entjungfert. Hinterher zeigt sich diese jedoch, vom
Wunsch eine gute Liebhaberin zu sein getrieben, Fernando gegenüber
noch zugeneigter, und die Beziehung dauert an, bis ihre Mutter von der
Intensität des Verhältnisses erfährt und, schockiert über
das unsittliche Verhalten ihrer Tochter, die Heimreise anordnet. Auf einem
Autobahnrastplatz werden die drei Frauen (der Vater ist schon vorzeitig
abgereist) schließlich im Schlaf von einem Frauenschänder überfallen.
Dieser tötet Elena und ihre Mutter im Auto und vergewaltigt Anaïs
in einem nahe gelegenen Waldstück. Gegenüber den Polizeibeamten,
die sie am nächsten Tag lebend auffinden, behauptet Anaïs, sie
sei nicht vergewaltigt worden: „Si vous voulez pas me croire, vous
ne me croyez pas…“(24)
Im Vordergrund stehen bei diesem Film zum einen die konfliktreichen
familiären Bindungen zwischen Eltern und Töchtern, vor allem
aber die Hassliebe der ungleichen Schwestern. Es wird deutlich, dass beide
eigentlich ähnliche Bedürfnisse und Wunschvorstellungen bezüglich
ihrem 'ersten Mal’ und der großen Liebe haben, dass
sie aber aufgrund ihrer unterschiedlichen optischen sowie charakterlichen
Voraussetzungen einen jeweils eigenen, unterschiedlichen Umgang damit
finden. Schlussendlich zerschellen jedoch die Träume beider Schwestern
an der unerwartet grausamen Realität. Als bemerkenswertes Detail
kann festgehalten werden, dass Anaïs, die in Konkurrenz zu ihrer
Schwester zunächst benachteiligt erscheint, letztlich über diese
triumphiert: Sie besteht darauf, ihre Vergewaltigung als eigene sexuelle
Erfahrung zu werten. Dieses Verhalten könnte sie durchaus von ihrer
Schwester übernommen haben, die von Fernando im Grunde auch vergewaltigt
wurde. Betrachtet man aber die vorher erklärten Wunschvorstellungen
der beiden Mädchen, so kommt man zu dem Schluss, dass Elena ihr Ziel
(das 'erste Mal’ mit einem Mann zu erleben, der sie wirklich
liebt) verfehlt hat, während Anaïs das Ihrige (lieber zuerst
mit einem schlafen, der ihr nichts bedeutet) erreicht hat. Breillat bricht
so mit der Erwartung des Zuschauers und dessen vorhergehenden Einschätzung
der jüngeren Schwester, da sich Anaïs mit ihrer eigenwilligen
Weltsicht selbst aus ihrer Opferrolle befreit.(25)
Noch im selben Jahr wie À ma soeur! erscheint Brève Traversée
(2001). Abermals behandelt Breillat das Thema Verführung, diesmal
jedoch aus der umgekehrten Perspektive: Die 30-jährige Alice (Sarah
Pratt) lernt auf einer Fährüberfahrt den 16-jährigen Thomas
(Gilles Guillain) kennen, erzählt ihm von ihrem angeblichen Leid
mit Männern und verführt ihn. Sie ist fasziniert von seiner
unschuldigen Jugendlichkeit; er hört ihr zu und verliebt sich in
sie. Als das Schiff am nächsten Tag anlegt, wird Alice (zur Überraschung
Thomas sowie des Zuschauers) von ihrem Mann und Sohn am Hafen erwartet.(26)
Durch diese unerwartete Wendung bricht Breillat, wie in den meisten ihrer
Filme, zum Schluss mit den Erwartungen des Zuschauers sowie auch mit den
im Laufe der Handlung gewachsenen Rollenmustern:
[...] Einen Jungen beim 'ersten Mal´ filmen, ihn
wie ein Mädchen filmen. [...] Eine Leidenschaft in der Einheit von
Zeit und Raum klassischer Tragödien zu beschreiben. Ein Theater zu
schaffen, in dem das ewig Männliche/Weibliche inszeniert wird. [...]
In das Herz einer Begegnung stoßen... (Catherine Breillat).(27)
Die Etablierung der vermeintlichen Liebesgeschichte gelingt
Breillat unter anderem durch das Zitieren anderer Filme, insbesondere
Titanic (USA, 1997).(28) Auch für Dörthe Richter steht in ihrer
Beschreibung des Films der Perspektivwechsel im Vordergrund: „Die
groß angedeutete Liebesgeschichte verkommt in ihrem Ende zu einem
bösartigen, aber emanzipierten Schachzug des weiblichen Kinos gegen
alle Klischees des männlichen Kinoblicks.“(29)
Sex is Comedy (2002) kann als eine Art ‘making-of ‘ von À
ma soeur! bezeichnet werden.(30) Dieses handelt von der filmischen Realisierung
einer Entjungferungsszene und den set-internen Schwierigkeiten, die bei
einem solchen Dreh auftreten können: Regisseurin Jeanne (Anne Parillaud)
hat es sich in den Kopf gesetzt, in der Szene „die Wahrheit der
Körper beim physischen Akt“(31) zum Ausdruck zu bringen, was
allerlei Zweifel und Spannungen unter den Beteiligten hervorruft. Man
kann durchaus der Auffassung sein, dass Breillat mit diesem Film einen
Kernpunkt ihres Schaffens ausstellt: „[...] Weit davon entfernt,
eine theoretische Reflexion zu sein [...] rückt er [der Film] bei
den Dreharbeiten das fundamentale Element aller Filme Breillats in den
Blick: le passage à l'acte.“(32)
Anatomie de l’enfer (2004) ist Breillats bislang letzter fertiggestellter
Film. Es handelt sich dabei um die Adaption ihres Romans Pornocratie,
der in Frankreich 2001 veröffentlicht wurde (D: Pornokratie, 2003).
Wie Romance ist auch dieser Film als Thesenfilm zu betrachten. Auf der
Ebene der symbolischen Bildhaftigkeit geht Breillat bei Anatomie de l’enfer
jedoch noch einen Schritt weiter: „Den Film muss man als Märchen
verstehen, als ein Märchen, das eine Initiation erzählt.“(33)
Die bloße 'Fabel’ dieses Märchens lässt sich tatsächlich
relativ knapp zusammenfassen: Eine Frau (Amira Casar) trifft in einem
Schwulenclub auf einen homosexuellen Mann (Rocco Siffredi), der noch nie
sexuellen Kontakt zu Frauen hatte. Sie überredet ihn zu einem Deal:
Er soll sie in ihrem abgelegenen Strandhaus besuchen und sie „da
betrachten, wo [sie sich] jedem Blick entzieh[t]“(34), dafür
will sie ihn bezahlen. Der anfängliche Ekel und die Fremdheit, die
der Mann angesichts des weiblichen Körpers verspürt, schlagen
nach und nach in Neugierde, Lust und schließlich sogar Liebe um.
Während des gesamten Prozesses gibt die Frau ihren Körper ganz
der Entdeckungsreise des Mannes hin, ohne jedoch die Kontrolle über
die Situation zu verlieren: willentlich lässt sie sich betrachten,
berühren und penetrieren. Sie zeigt sich ihm hüllenlos in ihrer
ganzen Verwundbarkeit. Als sie ihr Ziel – die gemeinsame geschlechtliche
und emotionale Vereinigung – erreicht hat, bezahlt sie ihn, und
er verlässt sie. Zutiefst erschüttert vom Gewahrwerden seiner
eigenen Weichheit und Emotionalität kehrt der Mann zurück und
entledigt sich des Ursprungs seiner verhassten neuen Erkenntnis, indem
er sie tötet.
Abermals legt Breillat die „inhärente Unmöglichkeit einer
solchen Beziehung“(35) zwischen Mann und Frau offen, deutet jedoch
gleichzeitig an, dass der Schlüssel zur Überwindung der Geschlechterdifferenzen
in der sexuellen Vereinigung liegt, da aus der körperlichen Nähe
„Verständnis füreinander resultieren könnte“(36).
Diese Momente der Nähe erreichen die Protagonisten bezeichnender
Weise immer dann, wenn der Mann emotionale Ergriffenheit oder Schwäche
zeigt, sich also auf dieselbe Ebene wie die Frau begibt und seine 'weiblichen’
Persönlichkeitsanteile zulässt. Auf metaphorischer Ebene lässt
sich der sexuelle Akt also als eine gegenseitige Offenbarung der Partner
begreifen, die als Grundlage für eine wirkliche Begegnung der Geschlechter
unverzichtbar zu sein scheint.
Auch das schon häufig von Breillat verwendete Motiv der weiblichen
Scham vor dem eigenen Geschlecht wird in L’Anatomie de l’enfer
thematisiert. Allerdings wird hier stärker der männliche, wertende
Blick hervorgehoben: An mehreren Stellen im Film betont die Frau, wie
sehr sie unter dem Hass, den die Männer den Frauen wegen ihres Körpers
entgegenbringen, leidet, denn „[W]enn die Hölle eine Anatomie
hätte, wäre es der weibliche Körper.“(37) Der Roman
macht dies an einigen Stellen noch deutlicher als der Film:
[…], er beugt sich langsam über sie, über das, was gemeinhin
als „sie“ bezeichnet wird, diese unförmige, fast bläulich-rote,
blutdurchlaufene Masse, aus der ein geleeartiges, sämiges Sekret
hervorquillt.
Langsam und behutsam wälzt er seinen Finger in diesem dicken Frauensaft
und kann es gar nicht fassen, wie ekelerregend weich und quabblig das
alles ist.(38)
Breillat betont im Film das Moment der Natürlichkeit des weiblichen
Körpers sowie der Selbstverständlichkeit seines Daseins. Sie
ruft so indirekt zur Überwindung des Ekels und der Scham auf. Der
Zuschauer kann sich im Laufe des Films an die vielen Großaufnahmen
des weiblichen Genitals gewöhnen und so eventuell die Grenzen seines
eigenen Toleranzbereichs erweitern oder mit etwaigen Tabus brechen. Catherine
Breillat liefert in Anatomie de l’enfer jedoch keine Wertung, kein
Urteil und schon gar keine Handlungsanleitung, die der Zuschauer dem Film
entnehmen könnte. Es liegt also letztlich – wie in allen Filmen
dieser Regisseurin – am jeweiligen Betrachter, welchen Schluss er
für sich aus dem Gesehenen zieht.
3. Breillats Arbeitsweise
Catherine Breillat kann wohl als klassische Autorenfilmerin bezeichnet
werden. Alle Vorlagen für ihre Filme schreibt sie selbst: Romanvorlagen,
Drehbücher und Dialoge. Auch Kostümbild, Raumausstattung und
Kameraführung sind entscheidend von ihr geprägt.(39) Dabei scheint
sie weitgehend unabhängig von einem festen Mitarbeiterpersonal zu
sein, denn sowohl ihre Kameraleute als auch ihre Schauspieler wechseln
mit beinahe jedem neuen Film.(40) Die Gründe hierfür sieht Breillat
teilweise in der großen Herausforderung, die ihre Filme für
das gesamte Team darstellen: „Ich habe immer Schwierigkeiten, Schauspieler
für meine Arbeit zu finden. Man kann sie nicht darum bitten. Aber
ich ziehe es auch vor, immer neue Gesichter zu finden.“(41) Diese
Flexibilität hängt wohl auch mit Breillats selbst erklärtem
Arbeitsmotto, der Spontaneität am Set, zusammen: „Man braucht
die Leere, um Filme zu machen. […] Der Drehort ist der Platz, an
dem alles passiert. Man muss auf diese Leere vertrauen, wenn man Filme
macht.“(42) Auch ihre Schauspielerführung ist von jener Experimentierfreude
geprägt. Wie aus mehreren Interviews hervorgeht, wissen die Schauspieler
oft vorher nicht, was sie beim Dreh erwartet. Sie werden quasi 'ins
kalte Wasser geschmissen’ und sollen so, vor allem bei den intimen
Szenen, angst- und schamfreier spielen können.(43) Generell fällt
bei Breillats Wahl der Schauspieler auf, dass viele Rollen entgegen ihres
eigentlichen Typus besetzt werden: Die freizügig mit ihrer Sexualität
experimentierenden Frauenrollen werden von eher androgynen Schauspielerinnen
verkörpert (z.B. Caroline Ducey als Marie), während die eher
passiv und weichlich angelegten Männerrollen von Paolo (Romance)
und 'der Mann’ in Anatomie de l’enfer von dem italienischen
Pornostar Rocco Siffredi gespielt werden. In den Sexszenen, an denen dieser
beteiligt ist, wird interessanterweise der männliche Körper
auf der Bildebene wesentlich stärker in Szene gesetzt als der Weibliche.
Durch gezielte Lichtsetzung mit rötlicher Färbung und weichen
Schatten sowie durch untersichtige Kameraperspektiven entstehen derart
heroische Körperbilder, dass man beinahe von einer Fetischisierung
des männlichen Körpers sprechen könnte. Der standardmäßige
Blickwinkel im Pornofilm, bei dem normalerweise der weibliche Körper
im Mittelpunkt steht, wird so umgedreht.
Catherine Breillat ist keine Regisseurin, deren Filme sich mehrheitlich
durch außergewöhnliche Sound- oder Bildeffekte auszeichnen.
Lediglich ihre neueren Filme (z.B. Romance oder L’Anatomie de l’enfer)
weisen eine auffallend konstruierte Farbdramaturgie und –symbolik
auf. Jedoch lassen sich in ihrer Erzählweise einige wiederkehrende
Merkmale finden. Charakteristisch sind z.B. lange voice-over, in denen
entweder die weibliche Hauptrolle ihre Innenwelt erklärt (wie Marie
in Romance), oder eine Erzählerstimme das Geschehen beschreibt und
kommentiert (wie Breillats Stimme in Anatomie de l’enfer). Diese
Monologe stehen oft in einem gewissen Gegensatz zum Gezeigten und entkontextualisieren
das sichtbare Geschehen. Die Sexszenen in Romance entziehen sich so der
pornografischen Betrachtungsweise, indem der sexuelle Akt an sich durch
den Kommentar transzendiert und auf eine metaphorische Ebene gehoben wird.
Des Weiteren zeichnen sich Breillats Filme durch lange, ungeschnittene
Einstellungen (z.B. bei der Verführungs- und Sexszene in À
ma soeur!), viele close-ups und den symbolischen Gebrauch von Farbe (z.B.
weiß und rot in Romance) aus.(44) Die detailliert ausgestatteten
Räume können, unter Einbeziehung der Farbsymbolik, als Metaphern
für zwischenmenschliche Beziehungen angesehen werden: In Une vraie
jeune fille spiegelt die Dunkelheit des Elternhauses die Enge wieder,
die Alice im Zusammenleben mit ihrer Mutter verspürt; die komplett
in weiß gehaltene Wohnung von Marie und Paul in Romance deutet auf
die Sterilität ihrer Liebe ohne Körperlichkeit hin, in der Marie,
quasi als unbefleckte Heilige, leben soll.(45)
Breillats eigentliche Triebfeder für ihr filmisches Schaffen liegt
schließlich vielleicht in ihrem besonderen Kunstverständnis
begründet, bzw. in der erkenntnisfördernden Qualität, die
sie der Kunst im Allgemeinen zuschreibt:
[…] Kunst, das ist für mich, Antworten zu finden auf die Fragen,
die nicht gestellt sind. […], ein Künstler stellt sich die
Fragen nicht einmal selbst, aber die Antwort ist plötzlich da und
diese Antwort gebiert die Frage, die es vorher nicht gab, die sich aber
als fundamental herausstellt.(46)
4. Breillats Thesen und Theorien sowie deren Umsetzung
im Film
Catherine Breillat versucht in ihren Filmen grundlegende
gesellschaftliche Missstände, vor allem im Bezug auf das Verhältnis
der Geschlechter, aufzuzeigen. Dies geschieht zum einen mit dem Mittel
der Provokation bzw. der bewussten Brechung von Tabus. In Anatomie de
l’enfer wird gezeigt, wie die Frau einen blutigen Tampon aus ihrer
Vagina herauszieht und sich später wieder einen Neuen einführt.
Die Szene hat jedoch nicht den Zweck, den Zuschauer zu ekeln oder zu schockieren;
vielmehr soll ihm klar gemacht werden, dass es sich hierbei um einen völlig
gewöhnlichen, natürlichen Vorgang handelt, der jedoch aus dem
öffentlichen Leben verdrängt worden ist. Breillat versucht so
die Absurdität auszustellen, die ein solches gesellschaftliches Tabu
an sich hat: Jeder weiß, dass es die Menstruationsblutung gibt,
die Meisten werden regelmäßig – direkt oder indirekt
– mit ihr konfrontiert, und dennoch soll sie versteckt werden. Den
Grund für diese Tabuisierung sieht Breillat in der generellen Furcht
des Mannes vor der Fremdheit und Verborgenheit des weiblichen Geschlechts,
welches er – aus bloßer Angst – zu verachten und hassen
begonnen hat. 'Die Frau’ formuliert diesen Sachverhalt explizit
beim herausziehen des Tampons: „Wegen dieses Blutes erklären
sie uns für unrein, manchmal geben sie uns nicht mehr die Hand […].
Sie haben tatsächlich Angst vor diesem Blut, das ohne jede Verletzung
fließt.“(47) Im Roman wird die Unverhältnismäßigkeit
der Ablehnung noch mehr betont. Die Frau erinnert den Mann daran, dass
er das Blut, das nach ihrem Selbstmordversuch aus ihren aufgeschlitzten
Pulsadern gequollen war, im Gegensatz zu ihrem Menstruationsblut ohne
Angst und Ekel ertragen konnte, und sie fügt hinzu: „Wie unsinnig
das alles ist, denn gerade dieses Blut hier können wir haben, ohne
Gefahren oder Schmerzen in Kauf nehmen zu müssen.“(48) Im weiteren
Verlauf der Szene zeigt Breillat auf, wie diese realitätsfremde männliche
Perspektive auch den Frauen aufgezwungen werden soll, so dass sie das
Vertrauen und die Liebe zu ihrem eigenen Körper verlieren. Die Frau
liest aus der Packungsbeilage der Tampons eine Anleitung zum richtigen
Einführen vor und macht sich dabei über das komplizierte technische
Verfahren lustig, dass ihrer Ansicht nach einen falschen Eindruck der
physischen Beschaffenheit der Vagina vermittelt:
Wovor haben diejenigen, die so etwas herstellen, nur Angst? […];
sie hoffen darauf, uns so dumm, so leichtgläubig und prüde zu
machen, dass wir nicht merken, wie leicht man hineinkommt. Dass wir nicht
merken, wie gut die Natur alles eingerichtet hat. […] Und dann dieser
lächerliche Faden, um ein Tampon zurückzuholen, […]! Als
wäre die Scheide ein Schlund, der eng ist und zugleich ins Unendliche
reicht!(49)
Beispiele dieser Art gibt es viele mehr in Breillats filmischem Werk.(50)
Sie haben gemeinsam, dass auf der Bildebene durch ungewöhnlich intime
Darstellungen mit Konventionen gebrochen wird, dass aber der gesprochene
Kommentar gleichzeitig vermittelt, dass das, was der Zuschauer hier als
Tabubruch empfindet, eigentlich Normalität sein sollte. Breillat
will dem Betrachter seine eigenen inneren Schranken aufzeigen und ihn
dazu anregen, deren Ursprung zu hinterfragen. Die Erweiterung der eigenen
Grenzen ist für Breillat die Grundvoraussetzung für Erkenntnis
und persönliche Weiterentwicklung: „Man muss die Tabus hinter
sich lassen, doch die Leute lassen einen einfach nicht. Sie zwingen Dich
in die Grenzen der Tabus, dorthin, wo sie stehen bleiben, […] und
lassen dich nicht zu dem Schönen vordringen.“(51)
Breillat sieht ein generelles, gesellschaftlich bedingtes
Ungleichgewicht im Verhältnis der beiden Geschlechter zu ihrer jeweiligen
Sexualität.(52) Besonders offensichtlich zeigt sich dieses Ungleichgewicht
in der Pornografie: meist werden tradierte Rollenmuster reproduziert,
bei denen die Frau zum Objekt der Lust des Mannes degradiert wird. Ihr
Körper wird dabei zum Gegenstand, dessen hauptsächlicher Zweck
in der sexuellen Befriedigung des Mannes liegt. Breillat geht es in ihren
Filmen jedoch nicht darum, dieses Verhältnis einfach umzukehren.
Vielmehr strebt sie eine „Gleichheit der Geschlechter im Erleben
ihrer Sexualität“(53) an. Dieses Gleichgewicht benennt sie
mit der Wortschöpfung „Pornokratie“(54). Um jedoch die
(vom männlichen Blick geprägten) Konventionen bei der filmischen
Darstellung von Sexualität aufzubrechen, bedient sie sich der Bildsprache
der Pornografie, indem sie diese zitiert. Auffällig ist hierbei jedoch
die „weiblich geführte Perspektive“(55), die die Frau
als Subjekt darstellt und dem Zuschauer so ermöglicht, sie als sexuelles
Wesen im Film anders – nämlich als gleichberechtigt - wahrzunehmen.
Die gleichberechtigte sexuelle Begegnung, wie sie zum Schluss in Anatonie
de l’enfer zwischen Frau und Mann stattfindet, ist für Breillat
die einzige Möglichkeit zur Überwindung der Kluft zwischen den
beiden Geschlechtern. Der sexuelle Akt wird so im Film zur Metapher für
die mögliche Vereinigung der beiden Pole, deren Distanz unüberbrückbar
zu sein scheint.(56) Die Fokussierung auf die weibliche Perspektive soll
es dem männlichen Zuschauer außerdem ermöglichen, zu einem
besseren Verständnis für Frauen zu gelangen: „[…]
A man should not attempt to recognize himself in my male characters. On
the other hand, he can find [in the films] a better understanding of women.
And knowledge of the other is the highest goal.“ (C. Breillat)(57)
Die Rezipientinnen andererseits sollten anhand der 'Subjektgenese’
der Protagonistinnen erkennen, „wie wesentlich ein selbstbestimmter
Umgang mit ihrer Sexualität ist.“(58) Besonders elementar für
das gleichberechtigte Erleben von Sexualität ist für Breillat
außerdem, dass die Frau lernt ihre Scham für ihre Sexualität
abzulegen und diese durch Lust zu ersetzen.(59) Ein gutes Beispiel hierfür
ist Alice (Une vraie jeune fille), die sich nicht scheut, jede noch so
'unsittliche’ Phantasie auszuleben und sich in 'scham-losem’
Verhalten zu üben. Sie findet durch intensives Kennenlernen ihres
Körpers einen neuen Zugang zu sich selbst. Die Frau in Anatomie de
l’enfer bringt durch ihre 'scham-lose’ Offenheit den
Mann sogar dazu, sie zu verstehen, sich ihr gegenüber zu öffnen
und sich sogar in sie zu verlieben. Auch Marie (Romance) verdankt es dem
Ablegen ihrer Scham, dass sie erstmals erfüllenden Sex (mit Paolo
und Robert) erfahren kann.
Ein weiteres Anliegen Breillats besteht in der Entmystifizierung
von tradierten Frauenbildern im Film sowie in der Gesellschaft. Wie Dörte
Richter anhand unterschiedlicher Beispiele erläutert(60), hat „[d]er
Film […] wie kein anderes Medium das Bild der Frau in eine beschränkte
Anzahl immer wiederkehrender Stereotypen gepresst.“(61) Diese Frauenfiguren
lassen sich meist auf zwei antagonistische Typen reduzieren, die, im Gegensatz
zu den männlichen Stereotypen, „ausschließlich durch
ihr Verhältnis zur Sexualität definiert sind.“(62) Häufig
genannte Beispiele für solche gegensätzlichen Paare sind die
'Hure’ und die 'Heilige’, der 'Unschuldsengel’
und die 'femme fatale’ oder die treusorgliche Ehefrau und
Mutter im Kontrast zur 'Schlampe’.(63) Breillat reagiert auf
dieses Phänomen mit der Zusammenfassung widersprüchlicher Stereotypen
zu einer Figur. Die Wirkung dieser Strategie verstärkt sie zusätzlich
durch die konträre Besetzung der Rollen durch Schauspieler, die ihrem
Typ nach nicht zu der jeweiligen Rolle passen.(64) Am deutlichsten zeigt
sich dieses Verfahren wohl bei Marie (Romance): Von ihrem körperlichen
Erscheinungsbild her entspricht Caroline Ducey eher dem kindlichen, unschuldigen,
androgynen Typus; in ihrer Rolle jedoch entwickelt sie eine Erotik, „die
in ihrer kraftvollen Ausstrahlung die Unterwerfung des Mannes und die
Schwächung seiner Kräfte suggeriert.“(65) Breillat führt
hier quasi „die Rollenklischees der Jungfrau und der Femme fatal
[sic] zusammen und entlarvt damit die Unschärfe stereotyper Gestaltung
von Frauenbildern auf der Leinwand.“(66) Zudem zeigt sich in der
Zusammenführung widersprüchlicher Anteile zu einer Figur Breillats
Abneigung gegen eindimensionales Denken. Sie stellt sich bewusst gegen
ein Weltbild, indem es nur schwarz und weiß, nur gut und böse
gibt: „Ich glaube im Gegenteil, dass jedes Ding seine Umkehrung
hat. […] Man kann eine Szene auf eine bestimmte Weise drehen –
und auf die genau gegenteilige Art.“(67) Bezogen auf die Sexszenen
heißt das, dass sich beispielsweise in einer Darstellung, die man
als obszön empfindet, ihr Gegenteil – nämlich die Reinheit
- offenbaren kann.(68) „Es existiert immer beides zusammen. Sex
ist sehr metaphysisch. Denn in ihm zeigt sich genau diese Gleichzeitigkeit.“
(C. Breillat)(69)
Breillat versucht das Filmbild der Frau in eine Richtung
zu verändern, das stärker ihrer vielfältigen Realität
entspricht. Gleichzeitig hofft sie, dass sich dieses veränderte Frauenbild
auch auf das gesellschaftlich Vorherrschende übertragen wird. Als
notwenig hierfür sieht sie die Offenlegung der gesellschaftlichen
Machtstrukturen an. Liebe sowie Sexualität sind ihrer Auffassung
nach bedeutende Instrumente dieser Macht, die stärker auf der Seite
der Männer vertreten ist.(70) Im Gegensatz dazu wird der Zustand
der Ohnmacht als „weibliche 'condition humaine’“(71)
begriffen, die von der gesellschaftlichen Unterdrückung der Frau
zeugt. Dieser klaren Zuweisung der Opferrolle an die Frau setzt Breillat
Protagonistinnen entgegen, die sich durch bewusste Entscheidungen zu aktiven
Täterinnen machen und so Macht über sich und andere gewinnen.(72)
So macht sich beispielsweise Marie freiwillig und bewusst zum Opfer, als
sie sich von Robert fesseln lässt, und gewinnt so Erkenntnis und
Selbstbewusstsein. Gleichzeitig erlebt sie jedoch auch eindeutige Tätermomente,
nicht zuletzt als sie Paul mit aufgedrehten Gashähnen in ihrer Wohnung
seinem Schicksal überlässt. In der Sexszene mit Paolo zeigt
sich abermals die für Breillat typische Ambivalenz der Machtverhältnisse:
Auf der Bildebene erscheint es, als sei Paolo der dominantere Partner
(er schläft mit ihr von hinten); auf der Sprachebene jedoch wird
deutlich, dass Marie in dieser Szene die Machtposition innehat: Sie bestimmt
durch ihre Anweisungen, die Paolo ohne Widerrede befolgt, maßgeblich
den Ablauf des Liebesspiels. In ihrem inneren Monolog erläutert sie
außerdem ihre Gefühle während des Verkehrs. Dabei stellt
sich heraus, dass sie emotional völlig unbeteiligt ist. Rational
und berechnend analysiert sie die Situation, während Paolo sich ihr
leidenschaftlich hinzugeben scheint. Diese Art der Machtübernahme
durch das Verbalisieren und Definieren der eigenen Perspektive findet
sich in vielen Filmen Breillats wieder. Ein weiteres prägnantes Beispiel
hierfür ist auch Anaïs Verhalten am Schluss von À ma
soeur!, als sie ihre Vergewaltigung, die sie eigentlich in eine klare
Opferrolle drängen müsste, verleugnet und sich somit über
die implizite Ohnmachtszuweisung erhebt.(73)
5. Parallelen zu Theorien französischer
Philosophen
Breillat hat gesagt, sie sei über das Filmemachen zur Philosophie
gekommen.(74) Tatsächlich bieten die Ansätze einiger französischer
Philosophen ihrerseits theoretischen Zugang zu Breillats filmischem Werk.
Im Folgenden sei diese Idee anhand ausgewählter Beispiele verdeutlicht:
5.1 Georges Bataille
In seiner Schrift Die Erotik und die Faszination des Todes entwirft Bataille
ein Bild von Erotik, das große Ähnlichkeiten mit dem Breillatschen,
wie es sich in ihren Filmen manifestiert, aufweist. Bataille begreift
den Menschen als 'diskontinuierliches Wesen’ (abgetrennt von
allen anderen, für sich allein), welches sich aber immer nach der
'fundamentalen Kontinuität des Seins’ sehnt.(75) Er ist
außerdem vom Tode fasziniert, der allein jener Diskontinuität
ein Ende setzen kann.(76) In der sexuellen Vereinigung, die Bataille als
'Erotik der Körper’ bezeichnet, geht eine Auflösung
des in sich geschlossenen Wesens vonstatten: Die Partner 'vergewaltigen’
und 'töten’ beim sexuellen Akt quasi gegenseitig das
'individuelle Wesen’ des anderen und können so einen
Moment scheinbarer – jedoch nicht realer - Verschmelzung erleben.
„Die Erotik der Körper […] führt die, die sich auf
sie einlassen, in die Richtung des Todes, in eine Richtung, in der der
Tod mit der im Spiel der Organe und Körper gegebenen Kontinuität
verbunden ist.“(77) Diese Theorie entspricht im Wesentlichen der
Geschichte, die in Anatomie de l’enfer erzählt wird: der Mann
und die Frau sind einander fremd und gleichgültig, und dennoch sehnen
sie sich, in ihrem tiefsten Innern, schmerzlich nach gegenseitigem Verständnis
und Verschmelzung mit dem anderen. Im Moment der körperlichen Vereinigung
gelingt es ihnen schließlich, bis über den 'kleinen Tod’
hinaus, für eine kurze Zeit wirklich zueinander zu finden:
So riss sie ihn zwischen ihren Beinen mit sich, in einem unbeschreiblichen
Über- und Untereinander, einer Vermengung von Gliedern hin zu einer
Wollust, die ihm bis dahin unbekannt war. Einer Wollust, wie sie uneingeschränkter
nicht hätte sein können. Bei der es nicht mehr darum ging zu
sterben, sondern zu leben und für einen Augenblick den Hauch körperloser
Unendlichkeit zu spüren. […]
Sie verharrten noch lange in ruhiger Regungslosigkeit,
beider Atem in völligem Gleichklang, glücklich, einander zu
ergänzen.(78)
Selbst innerhalb eines solchen 'Märchens’, wie Breillat es
hier von der ersten Begegnung der Geschlechter erzählt, kann der
Zustand der Verschmelzung und Harmonie jedoch nicht aufrechterhalten werden:
Mit der Loslösung der Körper voneinander treten „all die
anderen prosaischen Dinge des Alltags […] wieder auf den Plan, um
das Paar zu entzweien.“(79) Der Mann geht, und die Frau bezahlt
ihn für die Erfüllung des Deals. Auch die Tatsache, dass jener
sie schließlich umbringt, kann im Sinne Batailles gelesen werden:
Auf sein 'individuelles Wesen’ zurückgeworfen, erträgt
er die 'Diskontinuität’ seines Seins nicht mehr und wählt
den Tod – und zwar den der Frau - um diesem Zustand ein Ende zu
setzen. Indem er die Frau - das Wesen, welches ihm die Möglichkeit
der 'fundamentalen Kontinuität des Seins’ gezeigt hat und nun
verweigert - tötet, erhofft er sich, durch die Tat gleichzeitig auch
das unerträgliche Bewusstsein seiner Einsamkeit eliminieren zu können.
Die Parallele zwischen diesem Beispiel und der Batailleschen Philosophie
wird noch deutlicher, wenn man an dieser Stelle seine Definition von der
'Erotik der Herzen’ hinzuzieht. Er versteht darunter generell eine
'Verlängerung der Erotik der Körper’: „Bei der Erotik
der Herzen erblickt der Liebende unter glücklichen Umständen
im geliebten Wesen die Totalität, das heißt die Kontinuität
des Seins.“(80) Es entsteht angesichts des Partners eine „Offenheit
für die endgültige Vereinigung der Herzen“(81), die dem
Liebenden über das Gefühl des Getrenntseins hinweghilft. Interessanterweise
ist Bataille der Auffassung, dass sich die Möglichkeit einer Verschmelzung
der Herzen am ehesten durch starkes Leid offenbare: „[…];
so ist die Faszination des Todes bis an den Rand des Mordes und des Selbstmordes,
bei der allerheftigsten Erotik, die die Herzen zerreißt, stets mit
einbegriffen.“(82) Geht man also von einer heftigen 'Erotik der
Herzen’ bei dem Paar in Pornokratie bzw. Anatomie de l’enfer
aus, so erscheint die mörderische Tat des Mannes im Sinne Batailles
als logische Konsequenz aus der Situation.
Bataille spricht auch den Wunsch nach der 'Kontinuität
des Seins’ im Sinne der Fortpflanzung an.(83) Auch diesem Gedanken
schließt sich Breillat im Bezug auf die Erotik an:
Die Begierde entspringt nicht dem Wunsch zu besitzen oder gar in Besitz
genommen zu werden, […]. Nein. Die Begierde entspringt dem ungeheuerlichen
Reiz des Neuen, der dazu führt, dass jede Aussicht auf eine Kopulation
neues Leben zu verheißen scheint.(84)
Auch Batailles dritte Komponente der Erotik, die 'spirituelle
Erotik’, kann man in Breillats Filmen wiederfinden. Es handelt sich
dabei um eine metaphysische Form, die nicht mehr von der direkten Begegnung
mit einem Partner abhängt. Beim Erleben von mystischen Ereignissen
(z.B. einem religiösen Opfer) stellt sich ein Gefühl der Kontinuität
sowie des Heiligen und Göttlichen bei den Anwesenden ein.(85) Diese
mystische, metaphysische Dimension der Erotik zeigt sich beispielsweise
in den Begegnungen zwischen Marie und Robert in Romance. Die Szene, in
der sich Marie zum ersten Mal von ihm berühren lässt, ist wie
ein Opferritual inszeniert: Robert führt sie, mit verbundenen Augen,
einen langen Gang entlang. Im Hintergrund begleitet sphärische Musik
die Prozedur. Vor einem großen Spiegel nimmt er ihr feierlich die
Augenbinde ab und führt sie dann zu einer Art Holzkreuz, wo er sie
fesselt. Das Bild erinnert an die Kreuzigung Christi und betont ebenfalls
den Eindruck, es handle sich bei dieser Szene um eine religiöse Opferung.
Zudem leidet die gefesselte und geknebelte Marie offensichtlich unter
ihrem 'Martyrium’. Der Sadismus, der hier von Robert ausgehend
angedeutet wird, ist für Bataille eine grundlegende männliche
Eigenschaft bei der Sexualität:
Bei der gewöhnlichen Form der Erotik der Körper
besteht das Spiel des männlichen Partners darin, an dieser Aufgelöstheit
des Opfers [der Frau], die er bewirkt hat, teilzuhaben. Der Sadismus zeigt
bloß die äußerste Richtung eines Vorgehens an, das wesentlich
ist.(86)
Dennoch bewirkt das Ritual bei Marie die Loslösung
von inneren Blockaden. Sie findet Gefallen an ihrem Masochismus und lebt
diesen bei den nachfolgenden Treffen mit wachsender Leidenschaft aus.
Da Robert sein Vorgehen außerdem auf ihre Bedürfnisse abstimmt,
überwindet sie ihre Furcht und lernt sich hinzugeben.
In Romance lassen sich tatsächlich alle drei Batailleschen
Komponenten der Erotik wiederfinden: Die 'spirituelle Erotik’ mit
Robert ist es, die Marie am ehesten erfüllt und ihr zu neuer Erkenntnis
verhilft. Sie ergänzt die 'Erotik der Körper’, die Marie
durch Paolo erfährt, und die 'Erotik der Herzen’, die sie mit
Paul zu erleben versucht. Auch in diesem Falle führt hierbei die
starke, aber unerfüllte 'Erotik der Herzen’ zum Mord an der
geliebten Person.
Der Stellenwert, den Breillat in ihrem Werk der Sexualität
und der Erotik einräumt, scheint jedenfalls ein ähnlich Großer
zu sein, wie ihn Bataille der 'Kontinuität des Seins’ beimisst:
Ohne daß wir uns der Bedeutung der Erotik in ihrer fundamentalen
Einheit – von der schmutzigsten bis zur reinsten – bewußt
sind, können wir nicht zum einfachen Bewußtsein des Seins gelangen
[…]: einzig die Erotik öffnet uns die Kontinuität des
Seins, sie allein eröffnet uns das blendende Spiel des Seins.(87)
5.2 Jean Baudrillard
Auch in der Philosophie Baudrillards gibt es Begriffe und Theorien, die
sich auf Breillats Filme übertragen lassen. Zu nennen wäre beispielsweise
seine Definition des Weiblichen „als das, was dem Gegensatz männlich/weiblich
widerspricht.“(88) Er stellt diese Auffassung von Weiblichkeit als
neue Kategorie gegen die gängige Betrachtungsweise, „wonach
das Männliche die sexuelle Identität an sich sei“.(89)
Gemeint ist hier demnach nicht die biologische Weiblichkeit. Vielmehr
könnte der Begriff eine Austauschbarkeit oder Gleichwertigkeit der
Geschlechter bedeuteten, was Baudrillard das 'Männlich-Werden
des Weiblichen’ und das 'Weiblich-Werden des Männlichen’
nennt.(90) Bei Breillat ist dieser Ansatz in der Idee des weiblichen Kinoblicks
verkörpert, der nicht zum Ziel hat, die normalerweise männlich
geführte Filmperspektive zugunsten der Frau umzudrehen, sondern der
– im Sinne der 'Pornokratie’ – lediglich zu einer ausgeglichenen
Betrachtungsweise führen soll.
Des Weiteren könnte Baudrillards Begriff der 'Verführung’
('Seduktion’) im Gegensatz zur 'Produktion’ von Bedeutung
sein. Interessant für eine Betrachtung Breillats ist hierbei vor
allem, dass er die Verführung durch ihre aufrüttelnde Wirkung
als Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung begreift:
Die Verführung ist eine Herausforderung, eine Form, die stets danach
strebt, jemanden hinsichtlich seiner Identität, der Bedeutung, die
er sich selbst zuschreibt, zu verwirren. In ihr findet man die Möglichkeit
einer radikalen Andersheit.(91)
Die Mehrzahl der Protagonistinnen in Breillats Filmen gelangt tatsächlich
durch dieses Spiel mit dem Begehren, das Baudrillard treffend mit dem
„Aufs-Spiel-Setzen des Seins“(92) umschreibt, zu einer neuen,
gereiften Identität.
Breillat gebraucht im Bezug auf die weibliche Sexualität
häufig den Begriff der 'Obszönität’, welche angeblich
der Lust der Frau inhärent sein soll, die sich jedoch durch eine
transzendentale Sichtweise des Geschlechtsaktes in Reinheit verwandelt.(93)
Baudrillards Deutung des Begriffes geht in eben diese Richtung:
Vielleicht bestünde die Definition der Obszönität nunmehr
im Real-Werden, im Absolut-Real-Werden von etwas, das bislang metaphorisiert
war oder eine metaphorische Dimension besaß. Die Sexualität
verfügt – wie die Verführung – stets über eine
metaphorische Dimension.(94)
Auch Breillat betont diese metaphorische Dimension der
Sexualität. Ihrer Auffassung nach kann diese sogar im Filmbild sichtbar
werden. Über die Bettszene zwischen Marie und Paolo in Romance sagt
sie: „Obszönität ist ein Teil dieses leuchtenden Weges.
Man kann […] genau sehen, dass Caroline [Ducey] wie eine Heilige
von einer Aura umgeben ist. Sie ist majestätisch, mit einem Licht,
das sie erhellt. Sie erleuchtet.“(95)
5.3 Michel Foucault
In Der Wille zum Wissen geht es unter anderem um den diskursiven Umgang
mit Sexualität.(96) Foucault stellt dabei die These auf, dass sich
die Machtverhältnisse (begriffen als das Zusammenspiel gesellschaftlicher
Kräfte) maßgeblich dadurch bilden, wie über Sexualität
gesprochen wird.(97) Breillat setzt diese Theorie in Romance direkt um:
In ihren inneren Monologen formuliert Marie fortwährend ihre Ansichten
bezüglich der Sexualität. Sie entzieht sich so der Wertung der
Männer und der Gesellschaft, indem sie sich selbst erklärt.
Dabei gewinnt sie an Macht über sich selbst und die Männer.
6. Rezeption und Kritik
Catherine Breillats Werk wurde von den Anfängen ihrer schriftstellerischen
Karriere an immer aufmerksam von den Medien verfolgt und rezensiert. Ihre
Filme lösten zwar vielfach empörte Reaktionen hervor, was ihr
schnell den Ruf der Skandalfilmerin einbrachte, jedoch wehrt sie sich
bis heute in den zahlreichen Interviews, die sie gibt, standhaft gegen
den Vorwurf der Pornografie oder des übertriebenen Feminismus. Tatsächlich
wird Breillat häufig missverstanden oder falsch interpretiert. Der
Pornografievorwurf lässt sich z.B. anhand einer Lexikon-Definition
schnell aus dem Weg räumen: Pornografie ist demzufolge „die
bildliche, literarische oder filmische Darstellung sexueller Handlungen
mit dem Zweck der sexuellen Erregung des Zuschauers ohne erkennbare künstlerische
Intention“(98). Dass dies auf Breillats Filme nicht zutrifft, ist
offensichtlich, da es sich bei den Sexszenen immer um entkontextualisierte
Darstellungen handelt, die pornografische Filme nur zitieren. Außerdem
steht eindeutig das Innenleben der weiblichen Figuren im Fordergrund der
Handlung. Auch sind die Filme nicht im klassischen (und schon gar nicht
im radikalen) Sinne feministisch, da Breillat die Männer weder abwertet
noch kritisiert. Ein weiterer häufiger Vorwurf ist, Breillat demütige
ihre Schauspielerinnen, indem sie von ihnen unzumutbare Handlungen verlange:
Das, was Sie [Breillat] ihrer jungen Darstellerin [Charlotte
Alexandra als Alice in Une vraie jeune fille] auferlegen […] ist
Exhibitionismus, Schmutz, Respektlosigkeit gegenüber der Intimität
eines Körpers, die Frau erleidet durch diesen Anblick eine unbeschreibliche
Demütigung, er ist ein irreparabler Angriff auf ihre Würde,
und […] diese Scham der Öffentlichkeit preiszugeben, bezeugt
die Degradierung ihrer Person.(99)
Es steht außer Frage, dass Breillat niemals ihre Darsteller zugunsten
eines Filmerfolgs ausnützen wollte.(100) Mit aus diesem Grunde engagierte
sie Rocco Siffredi, da sie für seine Rollen schwerlich einen gewöhnlichen
Schauspieler hätte gewinnen können.(101)
Breillat gibt in Interviews häufig an, ihrerseits
unter dem Ruf als skandalöse Filmemacherin zu leiden. Es stört
sie, dass sowohl ihre Darsteller, als auch sie selbst als Künstlerin,
in der Presse meist nicht wegen ihrer Leistungen, sondern nur aufgrund
des Diskurses, der um die Skandalerfolge der Filme entsteht, Erwähnung
finden.(102)
Da Breillat so häufig missverstanden wird, und da
sie ihre Absichten deshalb sehr ausführlich erklären muss, könnte
man zu dem Schluss gelangen, dass es ihr letztlich nicht gelingt, ihre
hoch komplexen Thesen im Film so zu vermitteln, dass ein durchschnittlich
begabter Rezipient sie verstehen kann. Es bleibt die Frage offen, ob Breillat
zu viel vom Kinozuschauer und von ihren Kritikern erwartet, oder ob sich
diese etwas gründlicher informieren sollten, bevor sie über
das Werk der Regisseurin urteilen.
7. Endnoten
(1) www.deutsches-filminstitut.de/f_films/biographien/f_breillat_bio.htm.
(2) Siehe Richter 2005, 45f.
(3) Richter 2005, 45. Zitiert aus: La cinéphilie au féminin.
France Culture. 23.04.2003.
(4) Richter 2005, 45. Zitiert aus: La cinéphilie au féminin.
France Culture. 23.04.2003.
(5) Siehewww.deutsches-filminstitut.de/f_films/biographien/f_breillat_bio.htm.
(6) Siehewww.deutsches-filminstitut.de/f_films/biographien/f_breillat_bio.htm.
(7) Siehe http://german.imdb.com/name/nm0106924/.
(8) Siehe http://german.imdb.com/title/tt0070849/.
(9) Siehe http://german.imdb.com/name/nm0106924/.
(10) Richter 2005, 118. Interview mit Catherine Breillat, Dezember 2003.
(11) Ausnahmen sind Barbe bleue (2006) und Une vieille maitresse (2007),
die sich derzeit noch in Produktion befinden und daher noch nicht beurteilt
werden können, sowie À propos de Nice, la suite (1995), „den
sie als Teil der in Bezug auf Jean Vigos berühmten Film entstandenen
Serie A propos de Nice, la suite drehte.“
http://www.deutsches-filminstitut.de/f_films/zusatzinfos/z3500_deu_02.htm.
(12) Dabei sollen v.a. Romance, À ma soeur! und L’Anatomie
de l’enfer näher beleuchtet werden.
(13) Siehe http://german.imdb.com/title/tt0135024/.
(14) Siehe Richter 2005, 109. Interview mit Catherine Breillat, Dezember
2003.
(15) Siehe http://german.imdb.com/title/tt0135024/.
(16) http://www.deutsches-filminstitut.de/f_films/film/f036074.htm. (Zitat:
Catherine Breillat).
(17) Siehe http://www.deutsches-filminstitut.de/f_films/zusatzinfos/z3500_deu_02.htm.
(18) http://www.deutsches-filminstitut.de/f_films/zusatzinfos/z3500_deu_02.htm:in
Bezug auf Sale comme un ange.
(19) Siehe http://www.deutsches-filminstitut.de/f_films/zusatzinfos/z3500_deu_02.htm:
in Bezug auf Parfait amour!.
(20) Siehe Richter 2005, 76.
(21) Siehe Richter 2005, 56.
(22) Richter 2005, 74. Zitiert aus: Romance 1999, 65.
(23) Siehe Richter 2005, 76.
(24) Richter 2005, 71. Zitiert aus: À ma soeur! 2001, 89.
(25) Vgl. Richter 2005, 71.
(26) Siehe Richter 2005, 57.
(27) http://www.deutsches-filminstitut.de/f_films/film/f036213.htm.
(28) Siehe Richter 2005, 57.
(29) Richter 2005, 57.
(30) Siehe http://www.deutsches-filminstitut.de/f_films/film/f036214.htm.
(31) http://www.deutsches-filminstitut.de/f_films/film/f036214.htm. Zitat:
Jérôme Larcher, Cahiers du Cinéma, Nr. 568, 2002,
S. 38.
(32) Jérôme Larcher, Cahiers du Cinéma, Nr. 568, 2002,
S. 38.
(33) Catherine Breillat im Interview mit Dörthe Richter, Dezember
2003. Richter 2005, 113.
(34) Breillat 2003, 20.
(35) Richter 2005, 33.
(36) Richter 2005, 33.
(37) Catherine Breillat im Interview mit Dörthe Richter, Dezember
2003. Richter 2005, 112.
(38) Breillat 2003, 42.
(39) Siehe Richter 2005, 54.
(40) Als Ausnahme kann Pascale Chavance angesehen werden, die zwischen
2000 und 2004 in allen Filmen Breillats als Kamerafrau oder Cutterin mitgearbeitet
hat. Vgl. http://german.imdb.com/name/nm0106924/.
(41) Richter 2005, 77. Zitat von Catherine Breillat in: ARTE Pressematerial
zu Brève traversée, 2002.
(42) Richter 2005, 45. Zitat von Catherine Breillat in: Le Monde, 07.03.2001.
(43) Siehe Richter 2005, 107. Interview mit Breillat.
Siehe auch www.djfl.de/entertainment/stars/c/catherine_breillat_i_01.html
oder www.spielfilm.de/special/2000/catherinebreillat/.
(44) Siehe Richter 2005, 54 / 76.
(45) Vgl. Richter 2005, 76.
(46) Richter 2005, 51. Zitat von Catherine Breillat in: Le Nouvel Observateur,
15.04.1999.
(47) Breillat 2003, 66.
(48) Breillat 2003, 67.
(49) Breillat 2003, 69.
(50) z.B. Une vraie jeune fille: Alice watet im Internatsklo in ihrem
eigenen Urin und formuliert gleichzeitig ihre Abneigung gegen die unterdrückenden
Regeln der Internatsleitung. Es wird deutlich, dass nicht Alices Verhalten,
sondern die Internatsregeln unnatürlich sind. Siehe Richter 2005,
48.
(51) www. Djfl.de/entertainment/stars/c/catherine_breillat_i_01.html.
(52) Siehe Richter 2005, 34.
(53) Richter 2005, 34.
(54) Richter 2005, 34.
(55) Richter 2005, 102.
(56) Siehe Interview mit C. Breillat auf der deutschen Fassung der DVD
zu L’Anatomie de l’enfer.
(57) www.senseofcinema.com/contents/directors/02/breillat.html.
(58) Richter 2005, 34.
(59) Siehe Richter 2005, 34.
(60) Siehe Richter 2005, 37ff.
(61) Henschel/Schlottau 1995, 14. Zitiert in: Richter 2005, 37.
(62) Henschel/Schlottau 1995, 14. Zitiert in: Richter 2005, 37.
(63) Siehe Richter 2005, 37ff.
(64) Siehe Richter 2005, 38f.
(65) Richter 2005, 39.
(66) Richter 2005, 38f.
(67) www. Djfl.de/entertainment/stars/c/catherine_breillat_i_01.html.
(68) Siehe www. Djfl.de/entertainment/stars/c/catherine_breillat_i_01.html.
(69) www.artechock.de/film/text/interview/b/breillat_2000.htm.
(70) Siehe www.artechock.de/film/text/interview/b/breillat_2000.htm.
(71) www.artechock.de/film/text/interview/b/breillat_2000.htm.
(72) Siehe Richter 2005, 72.
(73) Siehe Richter 2005, 71.
(74) Siehe Richter 2005, 118. Interview mit Catherine Breillat 2004.
(75) Siehe Bataille 1957, 11.
(76) Siehe Bataille 1957, 12.
(77) Bataille 1957, 12.
(78) Breillat 2003, 81/83.
(79) Breillat 2003, 82.
(80) Bataille 1957, 12.
(81) Bataille 1957, 12f.
(82) Bataille 1957, 13.
(83) Siehe Bataille 1957, 11f.
(84) Breillat 2003, 85.
(85) Siehe Bataille 1957, 13.
(86) Bataille 1957, 12.
(87) Bataille 1957, 14.
(88) Baudrillard 2002, 24.
(89) Baudrillard 2002, 23.
(90) Siehe Baudrillard 2002, 23f.
(91) Baudrillard 2002, 24.
(92) Baudrillard 2002, 25.
(93) Siehe www. djfl.de/entertainment/stars/c/catherine_breillat_i_01.html.
(94) Baudrillard 2002, 27.
(95) www. djfl.de/entertainment/stars/c/catherine_breillat_i_01.html.
(96) Siehe Foucault 1977, 40.
(97) Siehe Foucault 1977, 73, 92ff.
(98) Etymologisches Wörterbuch des Deuteschen 1993, 1028. Zitiert
in: Richter 2005, 15.
(99) Brief der Redakteurin Marie-Noelle Tranchant an Breillat. Le Monde,
7.6.2000. Zitiert in: Richter 2005, 48.
(100) Siehe Richter 2005, 48.
(101) Siehe www.spielfilm.de/special/2000/catherinebreillat/.
(102) Siehe Richter 2005, 110.
8. Quellenverzeichnis
8.1 Primärliteratur
· Bataille, Georges: Die Erotik und die Faszination des Todes.
In: Claudia Gehrke / Peter Poertner (Hrsg.): Konkursbuch Nummer Sechs:
Erotik. Tübingen 1981, S. 11-14.
· Baudrillard, Jean: Paßwörter. Berlin 2002.
· Breillat, Catherine: Pornokratie. München 2003.
· Foucault, Michel: Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit
1. Frankfurt am Main 1977.
8.2 Sekundärliteratur
· Henschel, Angelika / Schlottau, Heike (Hg.): Schaulust. Frauen
betrachten Frauenbilder im Film. Bad Segeberg 1989.
· Richter, Dörte: Pornographie oder Pornokratie? Frauenbilder
in den Filmen von Catherine Breillat. Berlin 2005.
8.3 Internetquellen
· www.deutsches-filminstitut.de/f_films/biographien/f_breillat_bio.htm
· http://german.imdb.com/name/nm0106924/
· http://german.imdb.com/title/tt0070849/
· http://german.imdb.com/name/nm0106924/
· http://www.deutsches-filminstitut.de/f_films/zusatzinfos/z3500_deu_02.htm
· http://german.imdb.com/title/tt0135024/
· http://www.deutsches-filminstitut.de/f_films/film/f036074.htm
· http://www.deutsches-filminstitut.de/f_films/film/f036213.htm
· http://www.deutsches-filminstitut.de/f_films/film/f036214.htm
· www.djfl.de/entertainment/stars/c/catherine_breillat_i_01.html
· www.spielfilm.de/special/2000/catherinebreillat/
· www.senseofcinema.com/contents/directors/02/breillat.html
· www.artechock.de/film/text/interview/b/breillat_2000.htm
8.4 Filmische Materialien
Videos
· Une vraie jeune fille (D: Ein Mädchen). Regie: Catherine
Breillat. Frankreich 1976. OmU.
· Romance (D: Romance X). Regie : Catherine Breillat. Frankreich
1999. OmU.
· À ma soeur! (D: Meine Schwester). Regie: Catherine Breillat.
Frankreich 2001. OmU.
DVDs
· Anatomie de l’enfer (D: Anatomy of Hell). Regie: Catherine
Breillat. Frankreich 2004. OmU. Darin: Interview mit Catherine Breillat.
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