Das Begräbnis

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DVD
Originaltitel: The Funeral
Label: Arthaus
Genre: Drama, Thriller
Produktionsjahr: 1996
Produktionsland: USA
Kinostart: 24.10.1996
FSK 16
Lauflänge: ca. 95 Minuten
Regie: Abel Ferrara
Drehbuch: Nicholas St. John
Kamera: Ken Kelsch
Produktion: Mary Kane
Bild: 1,85:1 (anamorph)
Sprachen/Ton: Deutsch, Englisch (Stereo Dolby Digital)
Untertitel: Deutsch
Extras
Fotogalerie, Trailer
Angaben zum Vertrieb
DVD im Verkauf ab 03.04.2009
Bst.-Nr.: 502435
EAN: 4006680047973

Abel Ferrara - in den 1990er Jahren galt er als radikaler Hoffnungsträger des amerikanischen Autorenfilms. Im Jahre 2009 sieht das leider anders aus. Nach zahlreichen Drogenexzessen und eher bescheidenen Filmproduktionen in der letzten Dekade kann man zwar immer noch sagen: Ferrara ist einer der interessantesten. Aber seine internationale Bedeutung ist bis zur Anaonymität geschrumpft.

Konnte er in den 1990er Jahren noch Weltstars wie Christopher Walken und Harvey Keitel gewinnen, kann er heute nur mit Mühe ein Ensemble auf die Beine stellen. Nach dem transzendentalen Psychodrama MARY (2005) drehte er mit Willem Dafoe und Asia Argento in Italien GO GO TALES, eine eher leichte Hommage an John Cassavetes Klassiker des Gangsterfilms ERMORDUNG EINES CHINESISCHEN BUCHMACHERS. Doch dieser Film wirkt eher wie eine Fußnote zu Ferraras großen Gangsterfilmen KING OF NEW YORK (1989) und DAS BEGRÄBNIS (1996).

Mit DAS BEGRÄBNIS begab sich Ferrara samt seines angestammten Ensembles zum dritten Mal ins Reich des Gangstergenres, erstmals n Form eines Period Pictures, das das Chicago der vierziger Jahre atmosphärisch überzeugend rekonstruiert. Eine äußerst prominente Besetzung mit Christopher Walken, Chris Penn, Vincent Gallo und Isabella Rossellini garantierte gerade diesem Film mehr publizistische Aufmerksamkeit als zuvor. Mit gewohnt drastischen Mitteln erzählt er von Zerbrechen einer italoamerikanischen Gangsterfamilie, wobei er das bereits in THE GODFATHER (Der Pate, 1972) von Francis Ford Coppola angedeutete äußerst problematische Verhältnis zwischen Männern und Frauen in diesem Milieu herausarbeitete. Wieder ist das Trauma der Söhne, die einst von ihrem Vater zum Töten gezwungen wurden, Angelpunkt des Dramas, in dem sich die konventionelle Rache für den Tod des jünsten Bruders letztlich zum Akt der Selbstzerstörung auswächst.

Dabei werden Genrekinoversatzstücke und Zitate als Spiegel der dargestellten Zeit genutzt, jedoch nie zum umfassenden Simulakrum aufgebauscht, das in Form des Retro-Noir-Phänomens im postklassischen Kino sehr verbreitet ist. In KING OF NEW YORK zuvor und in DAS BEGRÄBNIS andererseits bietet Ferrara auf den ersten Blick zwei höchst unterschiedliche Visionen des Gangsterfilms: In KING OF NEW YORK eine in leuchtenden Komplementärfarben stilisierte Fabel von Wiedergeburt und Untergang eines moralischen Gangsters im New York der Gegenwart, in DAS BEGRÄBNIS die Geschichte des Verfalls einer Gangsterfamilie im New York der vierziger Jahre, die zum Kammerspiel verdichtet wird. Beide Filme beschreiben einen Kreislauf fast schicksalhafter Gewalt, die Dominanz ritualisierter Männlichkeit in KING OF NEW YORK wird jedoch in DAS BEGRÄBNIS durch die Perspektive der Ehefrauen der Gangster unterminiert. Wo jener Film noch den einsamen Gangster mit der Aura des Heiligen umgibt, verweigert der spätere Film jede Romantisierung und Mythisierung.

DAS BEGRÄBNIS scheint tatsächlich Ferraras Abschied vom klaisschen Mythos des Gangsters zu sein. Und nach einer midnerwertigen deutschen DVD bringt Kinowelt/Arthaus dieses Meisterwerk nun in angemessener Bildqualität, anamorph und mit dem Originalton heraus. An Extra finden sich leider nur eine Bildergalerie und der Trailer, doch der Film selbst lohnt eine Anschaffung in jedem Fall: Ein großes, wenn auch fast vergessenes Werk, dem man die 13 Jahre nicht ansieht.

Marcus Stiglegger

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