AUDITION 4,5 / 5 Sterne Anbieter: Rapid Eye Movies. Der Witwer Aoyama kniet am Sterbebett seiner Frau, zusammengesunken mit ihrem letzten Atemzug. Der kleine Sohn betritt den Raum mit einem Geschenk: Auf seiner kindlichen Bastelarbeit steht ihn großen Lettern: „Mutter, werde bald gesund“. Lange noch blicken wir in die tränenerfüllten Augen des Vaters... THE AUDITION (1999), Takashi Miikes bisher bekanntester Film, greift zugleich auf eine gewichtige Vorlage zurück, die er kongenial verwirklicht: Dieser Psychothriller basiert auf dem autobiografischen Roman von Ryu Murakami, der darin seine Beziehung zur Hauptdarstellerin seines eigenen Films TOKYO DEKADENZ (1991) verarbeitet. Der Rocksänger Ryo Ishibashi stellt hier den melancholischen Witwer Aoyama dar, der sich von seinem Kollegen dazu überreden läßt, ein Vorsprechen für einen fiktiven Film zu organisieren, um sich so eine neue Gefährtin ‚auszusuchen‘. Das Vorhaben gelingt: Aoyama verliebt sich in die junge, scheue Asami (Eihi Shiina), doch ihre Liebesgeschichte verläuft nicht so reibungslos wie erhofft: Je mehr der Mann von Asamis Vorleben erfährt, um so mysteriöser erscheint ihm diese Frau. Offenbar hat sie mehr mit dem spurlosen Verschwinden ihres ehemaligen Chefs sowie einiger anderer Personen zu tun, als sie zugeben möchte. Der verstörte Witwer betritt eine Welt des Schreckens: der zerstörten Kindheit, der Notzucht, der Verstümmelung und des Todes. In heilloser Verwirrung der Realitätsebenen läßt Miike seinen Protagonisten erst dann des Grauens gewahr werden, als dieser bereits verloren ist. Physisch betäubt wird er schließlich auf dem Boden seines Wohnzimmers liegen und mit schreckgeweiteten Augen dem Lockruf seiner Geliebten lauschen: „tiefer-tiefer-tiefer“. Audition will wahrhaftig unter die Haut des Publikums kriechen,
ist zudem in all seiner Subjektivität ausschließlich für
seine Zuschauer inszeniert, spielt mit ihnen, hat sie aber doch fest im
Griff, um sie schließlich in eine ungewisse Realität zu entlassen.
Dass dieser Film auch im Heimformat besteht, beweist nach der qualitativ eher unterdurchschnittlichen Hongkong-DVD diese aktuelle (2007) Scheibe aus dem Hause Rapid Eye Movies, die auch als Kinoverleih des Films auftreten. Man orientiert sich an der britischen Tartan-DVD. Versehen mit einem ebenso schlichten wie ästhetischen Cover scheute der Verleih auch nicht die Mühe, den Film einer behutsamen deutschen Synchronisation zu unterziehen, die ebenfalls kaum die beklemmende Wirkung gefährdet. Natürlich ist es schwer, Asamis hohe, filigrane Stimme zu adaptieren, doch angesichts dieser Problematik ist die Übertragung zum Glück wenig aufdringlich gelungen. Der Sound des Films an sich wurde bewahrt und entspricht fast exakt dem japanischen Original, das man sich auch wahlweise mit deutschen Untertiteln ansehen kann. Lediglich die Extras lassen etwas zu wünschen übrigen, zumal die erste Auflage von REM andere Materialien enthielt: Dort fand sich neben den beiden Trailern nur schriftliche Information, die man besser in einem beiliegenden Booklet untergebracht hätte, eine Praxis, die man eher in den U$A pflegt. Die neue Special Edition bietet ein 50-minütiges Interview von Tom Mes mit Miike, das den Regisseur in bester Laune zeigt und zahlreiche Informationen enthält, leider jedoch sehr anstrengend anzusehen ist, da es sich auf eine einzige Einstellung beschränkt. Ein Bonus für echte Fans also... Sehr schön sind die beigelegten Postkarten mit atmosphärischen Motiven aus dem Film. Die Qualität des remasterten Films ist nun erheblich besser als bei der Erstauflage und lohnt möglicherweise einen erneuten Kauf, falls man damit enttäuscht war. Als Fazit bleibt eine unbedingte Kaufempfehlung für diesen hervorragenden Meilenstein des Filmthrillers. Marcus Stiglegger |
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