Anenzephalia Ephemeral Dawn (Tesco 2007) CD Neben Genocide Organ zählt das 'Illbient’-Projekt Anenzephalia zu der Gründergeneration der deutschen Power Electronic Acts zu Beginn der 1990er Jahre. Im Gegensatz zu den Labelkollegen jedoch bedient man sich hier weniger pulsierender und hämmernder Rhythmen und Schreigesänge, sondern baut auf zerrende Frequenzen in breit ausgespielten Noise-Flächen, irritierende und assoziativ arbeitende Samplecollagen sowie gelegentlich nihilistische Vocals. Das Booklet der nun vorliegenden Wiederveröffentlichung aus dem Jahr 1995 knüpft politische und religionskritische Bezüge (Kruzifix-Symbolik, Saddam Hussein), wie sie einst wohl angeregt durch das Desaster des ersten Irakkrieges inspiriert war. Hier behält man im Rahemn der Neuauflage das Booklet als Dokument bei. Die Stücke hier werden den unterschiedlichsten Studios und Gelegenheiten zugeordnet, es ist jedoch zu vermuten, dass sie jeweils live im Studio eingespielt wurden. Im Gegensatz zu den digital geglätteten Audiomontagen, die heute die Szene prägen – was nicht unbedingt auf die Qualität schließen lässt – ist hier analog gearbeitet worden, was dem Sound eine nieder schmetternde, raue Note verleiht. Wer Anenzephalia kennt und schätzt, wird hier mit einem über zehn Jahre alten Klangdokument belohnt, das alle stilistischen Eigenheiten und Qualitäten bereits aufweist: deprimierende Soundscapes, gelegentliche aggressive Anflüge, doch vor allem Grey Noise, schwer fassbar, beklemmend. Als langes Album funktioniert das nur bedingt, da sich das Konzept auch erschöpfen kann (hier ist das aktuellere 'Noehaem’ gelungener), doch das ist im Zweifelsfall vom Hörer selbst zu entscheiden... Ivan Kostor |
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